Die Wahl zum Auto des Jahres 2022 hatte er verdient gewonnen, jetzt, als GT, hängt er seine Konkurrenten nochmals um Längen ab. Und wenn einige wenige leistungsmäßig mit ihm mithalten sollten, dann sind sie dem EV6 GT im Preis-Leistungs-Verhältnis auf jeden Fall unterlegen.
Zu den Daten: Zwei Elektromotoren von 160 kW/218 PS vorne und 270 kW/376 PS hinten ergeben zusammen 430 kW/585 PS mit Allrad und Differenzialsperre. Spitze 260 km/h, von null auf hundert in 3,5 Sekunden. Das Drehmoment beträgt aufregende 740 Nm, wer möchte, kann neben den üblichen Fahrprogrammen über eine zweite Taste am Lenkrad den GT Modus einstellen oder die jeweiligen Fahrwerks-, Federungs-, Brems- und Ansprechparameter selbst nach individuellen Vorlieben einprogrammieren. Da Oma und ich leider keine Rennpiste zur Verfügung hatten, einigten wir uns auf „Normal“-Programm, das ging auch so munter und gesetzestreu über die Bühne. Natürlich klafft beim EV6 GT eine Riesenlücke zwischen Verbrauch bei Normalfahrt oder Sporteinsatz. Die 77,4-kWh-Batterie erlaubt eine Reichweite von gut 430 km, doch wie schon beim Niro EV herrschten auch dieses Mal anspruchsvolle Wetterbedingungen, sodass Heizung und alle anderen Utensilien zum Warmhalten schon beim Start nach einer kalten Winternacht der Energiequelle kräftig an den Strom gingen.
Innere Werte mit Verbesserungspotenzial
Immerhin, nach ersten 120 km zeigte die Verbrauchsanzeige 20,7 kWh/100 km an, damit kann man sich in der kalten Jahreszeit auf längere Fahrt begeben. Auf den folgenden 250 km kamen wir bei anfangs gemütlichem Tempo auf flacher Strecke, danach etwas schneller mit Tempo 120 km/h auf einen Durchschnitt von gesunden 22,5 kWh/100 km. Immerhin schafft man damit bei voller Batterie mehr als 300 km. Wer Raketenantrieb mag und ordentlich in die Polster gedrückt werden möchte, der kann das im EV6 GT bei „Sport“ oder „GT“-Einstellung erleben, am besten eignet sich dazu die Landepiste eines Flughafens oder die Gerade auf einer Rennpiste, auf dem Nürburgring reicht es mit vollem Batterievorrat gerade mal für drei Runden Vollgas, hat man uns erzählt.
Der Kia EV6 hat eine tolle, reizende Figur, ein langgezogenes SUV mit Heckklappe in sportlichem Design, großen Reifen und seitlich ausladenden Radkästen, man sieht ihm seine Sportlichkeit und sein Temperament auf den ersten Blick an. Abgesehen von den Leder-Alcantara-Sportsitzen zeigt sich das oberklassenwürdig geräumige Interieur eher bescheiden und unauffällig in Design und Ausstattung, nur das breite Infodisplay mit seinen Analog- und Digital-Anzeigen, das sich vom Fahrer bis in die Mitte des Armaturenbretts erstreckt, fällt aus dem eher diskreten Rahmen. Dafür sind Qualität und Verarbeitung hochwertig und wer erst einmal in Fahrt ist, wird kaum noch Gedanken an das Interieur-Design verschwenden.
Wie schon im Niro wollte Oma mit den Springerstiefeln die Fahrt auf den Rücksitzen genießen, wo sie es sich gemütlich machte und genüsslich in einem Katalog über Luxusuhren und Wohnungsbau blätterte. „Man weiß ja nie, mit wem man einmal am Tisch sitzt, grinste sie. Aber wenn das mit den 300.000 neuen Arbeitnehmern bis 2030 klappen soll, dann werden wohl einige Swatch reichen müssen! Und wenn dann alle ein E-Mobil fahren und laden, spielen wir Fußball bei Kerzenschein, oder wie?“
Und er hat noch einen elektrischen Reiskocher im Kofferraum.