Die Freiheit, selber zu entscheiden. Das ist es, was ich meinen beiden großjährigen Töchter für ihr Leben wünsche. Dass sie so sein dürfen, wie sie wollen. Ausprobieren dürfen. Machen können, was ihnen Spaß bereitet, und sein lassen, was ihnen nicht behagt. Dass sie sich wehren, wenn sie es nötig finden, und zustimmen, wenn es für sie in Ordnung geht. Unabhängig von irgendwelchen politischen oder gesellschaftlichen Strömungen. Losgelöst vom Zeitgeist.
Dabei ist es eigentlich ganz gleich, welchen Weg meine Töchter auch immer einschlagen mögen. Auf jeden Fall fehlt eine geschlechtsspezifische Anleitung in ihrem Reisegepäck. Ob sie nun gerne zum Shoppen gehen, schnelle Sportautos fahren, sich schminken, Mathematik lieben oder Computer hacken, Liebesfilme schauen und Bier trinken oder Horrorgeschichten lesen und Proteinshakes schlürfen. Es ist mir in einem positiven Sinn wirklich egal.
Nicht reinquatschen lassen
Meine Töchter sollen ihr Leben genießen, es gestalten und leben können, wie es ihnen gefällt. Ohne sich an jeder Straßenecke erklären und rechtfertigen zu müssen. Weder vor Männern noch vor Frauen. Sie sollen sich auch nicht beeinflussen lassen. Vor allem nicht von Politikern, die ihnen weismachen wollen, wie Frau, aber auch Mann, im 21. Jahrhundert zu leben habe.
Sie sollen sich nicht reinquatschen lassen von Menschen, die von irgendwelcher zweifelhaften gesellschaftlichen Gruppendynamik beseelt sind. Die ihnen einreden wollen, was sie in ihrem Leben zu vermissen und was zu erreichen haben, was nicht mehr zeitgemäß ist, was zu stereotypisch ist – also nicht mehr gut – wohlverstanden laut Big Sister und Brother.
Deshalb: Bevormundet meine Töchter bitte nicht! Sie dürfen und sie können eine Wahl treffen. Sie dürfen heiraten oder auch nicht. Einen Mann oder eine Frau. Oder beides. Kinder sind okay. Keine Kinder auch. Aber wenn Kinder, dann dürfen meine Töchter gerne zu Hause bleiben, um sich um den Nachwuchs zu kümmern. Sie dürfen die Erziehungsarbeit aber genau so gerne jemand anderem überlassen. Den Großeltern zum Beispiel oder dem Babysitter-Modell X2Plus, das in absehbarer Zukunft auf den Markt kommen und sogar das Stillen übernehmen wird, falls meine Töchter das nicht mögen sollten.
Ob sie Lehrerin werden wollen oder Astronautin, ganz egal. Testpilotin, Köchin, Künstlerin, Journalistin, Bergsteigerin, Schreinerin oder Steinmetzin, genau so egal.
Politikerin? Na ja. Da wäre ihr Vater nicht ganz so froh. Aber trotzdem, wenn es ihre Berufung sein sollte, wäre das auch okay. Ich denke aber nicht, dass es so sein wird. Das Sichtfeld meiner beiden Töchter ist zum Glück breiter, als manch politisches Spektrum es erlaubt.
Frei und solidarisch
Sie wollen das eine und das andere. Rosa und schwarz, hart und weich, aber gemixt bitte, je nach Gefühlslage in unterschiedlichen Mischverhältnissen.
Das wünsche ich meinen Töchtern. Und auch, dass sie sich nicht Gedanken machen müssen über Statistiken oder Tabellen, die zeigen sollen, wo denn das Land ihrer Wahl sich einreiht im Wohlfühlranking der Frauen und Männer.
Sie sollen leben, gerne leben, sich als freie Individuen mit offenem Geist solidarisch in einer Gemeinschaft verwirklichen können, aktiv am Leben teilnehmen. Wie ich die beiden kenne, werden sie mit aller Kraft daran arbeiten. Entweder ruhig und besonnen oder lärmend auf den Barrikaden. Jedenfalls auf ihre Art. Aber eines hoffe ich ganz stark, nämlich, dass sie niemals zu einem Frauenstreik gehen – müssen! Außer natürlich, wenn sie wollen.
richtig so !