Der weltweite Vertrieb von Investmentfonds ist seit vielen Jahren eine Erfolgsgeschichte für den Luxemburger Finanzplatz. Innerhalb der letzten zehn Jahre wurde das von dem Sektor verwaltete Geldvolumen praktisch verdoppelt. 2009 lag die Summe der investierten Gelder noch weit unter 2.000 Milliarden Euro (1.526,6 Milliarden). Die 3.000-Milliarden-Marke wurde 2014 überschritten – die 4.000-Milliarden-Marke nur drei Jahre später. Nun wurde die 5.000-Milliarden-Marke durchbrochen.
Ende Januar 2021 verwaltete der luxemburgische Investmentfondssektor die gewaltige Summe von 5.050 Milliarden Euro, wie die Finanzaufsicht CSSF mitgeteilt hat. Innerhalb eines Monats war das verwaltete Vermögen somit um 76 Milliarden Euro (oder 1,54 Prozent) gewachsen. Seit Anfang Januar 2020 hat das Geldvolumen in den Luxemburger Fonds um satte 330 Milliarden Euro (oder 5,44 Prozent) zugelegt. Zum Vergleich: Die jährlichen Einnahmen und Ausgaben des Luxemburger Staates liegen bei etwas über 20 Milliarden Euro. Das Fondsvermögen ist in dem Zeitraum somit um mehr als 830 Millionen Euro pro Tag gewachsen.
Nach dem Ausbruch der Corona-Krise und dem Einbruch der Kurse an den Finanzmärkten war anfangs nicht klar, ob der Sektor auch weiterhin seinen Rekordkurs fortsetzen könnte. Im Januar 2020 hatte das Volumen der von Luxemburger Fonds verwalteten Gelder, mit 4.789,8 Milliarden Euro, ein neues historisches Allzeithoch erreicht. Fast 600 Milliarden mehr als ein Jahr zuvor. Dann kam Corona. In den Monaten Februar und März schrumpfte diese Summe heftig. Erst um 121,1 Milliarden Euro, dann um satte 518,8 Milliarden Euro. Dazu beigetragen hatten sowohl Investoren, die Gelder abgezogen haben, als auch an den Märkten erzielte Wertverluste.
Schnell drehten die Zahlen jedoch wieder ins Positive. Noch während des Lockdowns im April begannen Investoren, wieder mehr Geld in Luxemburger Fonds anzulegen, als abzuziehen. Insgesamt haben Investoren in den letzten zwölf Monaten netto 191 Milliarden Euro über Luxemburger Fonds neu angelegt. Das zeigt, dass das Anlagevehikel Investmentfonds weiterhin attraktiv für die Kunden ist. Auch an den Märkten wurden wieder Gewinne mit dem Geld der Anleger erwirtschaftet. Mit den angelegten Geldern wurden in dem Zeitraum Erträge von etwa 140 Milliarden erwirschaftet.
Weltmarktanteil von neun Prozent
Der Sektor der Investmentfonds ist ein gewichtiger Bestandteil der Luxemburger Wirtschaft. Ein kleiner Bestandteil der riesigen Summe bleibt als Bearbeitungsgebühren und Steuern im Lande. Die Branche beschäftigt einige Tausend Mitarbeiter im Großherzogtum und zahlte in den letzten paar Jahren rund eine Milliarde Euro an Steuern.
Wichtig für den Standort ist jedoch nicht nur das verwaltete Geldvolumen. Für die Beschäftigung am Finanzplatz ist auch die Zahl der Fonds das wichtigere Kriterium. Im Schnitt heißt es, dass jeder Fonds rund drei Jobs im Land schafft. Die schlechte Neuigkeit: In den letzten Jahren ist die Zahl der Fonds geschrumpft. Während es, laut Zahlen der Zentralbank, Ende Dezember 2016 insgesamt 4.144 Fonds in Luxemburg gab, ist ihre Zahl im März 2018 unter die Marke von 4.000 gefallen. Im Januar 2020 waren es 3.719 Fonds. Bis Januar 2021 schrumpfte ihre Anzahl noch weiter: auf 3.581. Viele Experten sind der Überzeugung, dass es in Europa insgesamt zu viele Investmentfonds gebe. Es ist eine Frage der Kosten. Je höher die investierte Summe, desto kleiner sind proportional die Kosten.
Der Sektor ist jedoch zufrieden. „Trotz der beträchtlichen Herausforderungen, mit denen die Welt konfrontiert war, und der Instabilität der Finanzmärkte im vergangenen März hat sich die luxemburgische Investmentfondsbranche robust gezeigt“, so Corinne Lamesch, Vorsitzende vom Luxemburger Fondsverband ALFI.
Das Großherzogtum ist der zweitwichtigste Fondsstandort weltweit – nach den USA. Was Fonds angeht, die grenzüberschreitend verkauft werden, ist Luxemburg die Nummer eins. Neun Prozent aller Gelder, die weltweit in Fonds angelegt werden, werden in Luxemburger Fonds investiert. Das ist deutlich mehr als in die Fonds anderer Länder: Irland hat 5,9 Prozent Weltmarktanteil, Deutschland 4,6 Prozent Weltmarktanteil, Frankreich 3,8 Prozent. Doch der Wettbewerb ist hart: Vor fünf Jahren hielt Luxemburg noch einen weltweiten Marktanteil von 9,4 Prozent.
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