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Institutionalisiert – Bei der Escher Kufa ist vieles anders als früher

Institutionalisiert – Bei der Escher Kufa ist vieles anders als früher

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Die Escher Kulturfabrik ist seit mittlerweile fast 40 Jahren das Zentrum für alternative Kultur in Luxemburg. Seit der Wiedereröffnung vor 20 Jahren hat sich jedoch vieles verändert. Der Pioniergeist der Anfangsjahre und das politische Engagement sind der zunehmenden Professionalisierung gewichen. Mit der Finanzierung durch Staat und Gemeinde setzte ab 1998 die Institutionalisierung ein. Dieser Prozess war unausweichlich und er verhindert nicht, dass die Kulturfabrik heute immer noch einen außergewöhnlichen Stellenwert in der luxemburgischen Kulturszene hat.

Problematisch ist aber, dass sich seit der Institutionalisierung der Kulturfabrik keine neue autonome Kulturszene in Luxemburg bilden konnte. Eine kleine Ausnahme bildete lediglich «De schwaarzen Drot» in Bonneweg, der aber ebenfalls längst Geschichte ist. Heute ist Luxemburg vermutlich das einzige Land Europas ohne Squat und ohne selbstverwaltetes Kulturzentrum. Nun kann man argumentieren, dass viele Jugendliche in eher wohlhabenden Verhältnissen aufwachsen und nicht das Bedürfnis verspüren, sich selbst zu organisieren. Dieses Argument spiegelt aber nur bedingt die soziale Realität in Luxemburg wider. Vielmehr liegt es daran, dass die bürgerlichen Schichten, die über kulturelles Kapital verfügen, explizit vom Staat bevorteilt und gefördert werden. Und das nicht nur über staatliche Entwicklungsprogramme, sondern auch über öffentliche Kultureinrichtungen.

Ein anderes Problem ist der übermäßige Schutz des Privatbesitzes in Luxemburg, der durch konsequente staatliche Repression aufrechterhalten wird. Leer stehende Häuser und Gebäude zu besetzen, ist quasi unmöglich geworden, selbst wenn diese Immobilien seit Jahren nur zu Spekulationszwecken genutzt werden. Dem Staat und der Wirtschaft kommt es entgegen. Denn auf diese Weise kann verhindert werden, dass eine außerparlamentarische Opposition entsteht, die ihre uneingeschränkte Macht infrage stellen könnte.

Lesen Sie zum Thema auch das Interview mit Kufa-Leiter Serge Basso de March und Verwaltungsdirektor René Penning. 

„Die Zeiten haben sich geändert“: Vor 20 Jahren wurde die Kufa in Esch nach großer Sanierung wiedereröffnet