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„Iconographie“: Die Fotografin Anna Maria Krieps und ihre neue Ausstellung in Luxemburg

„Iconographie“: Die Fotografin Anna Maria Krieps und ihre neue Ausstellung in Luxemburg
 Foto: François Besch

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Anna Maria Krieps ist Fotografin. Bis vor drei Monaten lebte die 33-Jährige in Berlin. Inzwischen ist die gebürtige Heperingerin nach Luxemburg zurückgekehrt und stellt in der hauptstädtischen Galerie Nosbaum Reding aus. Unter dem Titel «Iconographie» sind acht großformatige und ausdrucksstarke Fotografien zu sehen. Modell bei den Aufnahmen ist ihre Schwester Vicky Krieps, die als Schauspielerin internationale Erfolge feiert.

Vor zwei Jahren begann die 1986 in Hesperingen geborene Fotografin mit der Arbeit zur Reihe «Iconographie», von der nun eine Auswahl in Luxemburg zu sehen ist. Ursprünglich wollte die jüngere Schwester von Schauspielerin Vicky Krieps, die in allen Bildern der Reihe Modell stand, im Film- bzw. Theaterbereich arbeiten. Nach einem kurzen Studium in Österreich entschied sie sich jedoch, diesen Weg zugunsten der Fotografie aufzugeben.

Es folgten Hochschulbesuche in Holland, wo Anna Maria Krieps ihren «Bachelor of Applied Arts specialized in photo and film» machte, in Boston (USA) und schließlich in der Schweiz, wo sie ihre Studien mit einem  «Master in art direction» abschloss. Während vier Jahren arbeitete sie anschließend, unter anderem als Schulfotografin, in Berlin, bevor sie vor drei Monaten nach Luxemburg zurückkehrte.

Ein großer Sprung

«In Berlin fiel es mir schwer, Fuß zu fassen», erklärt uns die junge Frau mit sanfter Stimme, als wir sie in den Räumlichkeiten der Galerie Nosbaum Reding besuchen. «Ich hatte zwar das Glück, eine Galerie, die mich repräsentiert, zu finden, doch in der deutschen Hauptstadt gibt es so viele Künstler, dass es sehr schwer ist, dort weiterzukommen.» Stattdessen möchte Anna Maria Krieps nun in ihrem Heimatland weitere Sporen im Bereich der Kunstfotografie  verdienen.

Zwar hat sie seit 2011  bereits mehrfach in Luxemburg ausgestellt, unter anderem im vergangenen Jahr in der «Schungfabrik» in Tetingen, doch mit Nosbaum Reding hat sie nun eine der renommiertesten Kunstgalerien des Landes  auf ihrer Seite. Dies und nicht zuletzt die Tatsache, dass sie schon seit Jahren bevorzugt mit Schwester Vicky als Modell zusammenarbeitet, dürfte dafür sorgen, dass ihr Bekanntheitsgrad wohl nicht nur im Großherzogtum einen Sprung macht.

Aus der Anonymität geholt

Für ihre rezente Serie hat Anna Maria wieder mit Vicky Krieps zusammengearbeitet und sich dabei auf die Rolle der Frau in einem bestimmten Bereich konzentriert, nämlich demjenigen der Bildenden Kunst. Dabei geht es jedoch nicht um die Frau als Künstlerin, sondern um den Part, den die über Jahrhunderte hinweg hauptsächlich von der Männerwelt dominierte Sparte der Maler ihr zugestanden hat: diejenige des meist anonymen Modells.

Indem Anna Krieps für ihre Arbeit auf eine bekannte Schauspielerin zurückgreift, um Szenen, die Künstler wie Manet («Le déjeuner sur l’herbe»), Sassoferrato («Virgen rezando«),  oder auch Velasquez («La Venus del Espejo») auf Leinwand bannten, für ihre imposanten Fotos nachzustellen (entstanden sind die Bilder in Berlin, wo die Schwester der Künstlerin zu Hause ist, teils im eigenen Appartement, teils in Parks), wird das Modell aus der erwähnten Anonymität geholt.

«Schauspielerei ist eine harte Arbeit»

«Die oftmals schwierigen Umstände, mit denen die anonymen Modelle jener Zeit zu kämpfen hatten, bleiben den meisten Betrachtern der historischen Kunstwerke verborgen», erklärt Anna Maria Krieps und zeigt auf eins der Fotos, das in der Ausstellung zu sehen ist: «Am Beispiel der Ophelia von Millais wird dies besonders deutlich: Viele, viele Stunden lang musste das Modell im kalten Wasser ausharren und holte sich dabei fast den Tod.» Indem sie das Gemälde mit ihrer Schwester nachgestellt hat, möchte sie den Galeriebesucher auch anregen,  über das Schicksal der meist als Objekt der Begierde dargestellten Frauen in der Kunst nachzudenken.

«Doch auch die Schauspielerei ist eine harte Arbeit», fügt sie hinzu. «Ich besuche meine Schwester schon seit Jahren an den verschiedenen Sets: Die Menschen wissen gar nicht, wie schwer das Ganze ist, wenn sie später den fertigen Film betrachten. » Und auch heute noch gebe es eine große Diskrepanz, etwa was die Bezahlung der Schauspieler angeht: «Männer verdienen auch in diesem Beruf deutlich mehr!»

«Ein Buch über meine Masterarbeit»

Über zwei Jahre zog sich die Realisierung der nun gezeigten Bilderreihe «Iconographie» bei Nosbaum Reding hin. «Das lag unter anderem daran, dass Vicky nicht sehr viel Zeit hatte. Die Dreharbeiten zu ihrem letzten Film dauerten rund ein Jahr, sodass für meine Fotos kaum Termine frei waren .» Bis zum 19. Oktober kann man die Ausstellung in der hauptstädtischen Galerie besuchen, von mittwochs bis samstags zwischen 11 und 18 Uhr.

Und welche Zukunftsprojekte hat die junge Fotografin? Vor allem liegt Anna Maria Krieps da ein Wunsch am Herzen: «Ich würde gerne meine Masterarbeit von Lausanne in einem Buch präsentieren.»

Robert, Bob, Vicky und Co.

Die Luxemburger Kulturszene und die Familie Krieps sind seit mehr als vier Jahrzehnten eng miteinander verbunden. So übte der allseits geschätzte LSAP-Politiker Robert Krieps (1922-1990) gleich während zwei Mandatsperioden (1974-79 und 1984-89) das Amt des Kulturministers aus. Sohn Bob Krieps machte in den 1990er-Jahren Karriere   im Kulturministerium, war u.a. Direktor der Sacem, Mitglied etlicher Verwaltungsräte kultureller Institutionen wie der Philharmonie, Präsident des Verwaltungsrates des Filmfonds und von music.LX usw. usf. International am bekanntesten ist die älteste Tochter von Bob Krieps, die Schauspielerin Vicky Krieps (35), die für ihre Leistung in «Der seidene Faden» (wo sie an der Seite von Daniel Day-Lewis die weibliche Hauptrolle spielte) höchstes Lob erntete und unter anderem mit dem «Deutschen Fernsehpreis» ausgezeichnet wurde. Anna Maria Krieps (33), die jüngere Schwester von Vicky, arbeitet als Kunstfotografin. Ihr Zwillingsbruder Philip Krieps ist ebenfalls im Kulturbereich aktiv – und zwar  in der Filmbranche.