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EditorialHey Joe, hey Jang – Von den bitteren Nachwehen eines Kriegs

Editorial / Hey Joe, hey Jang – Von den bitteren Nachwehen eines Kriegs
Der Abzug ist zur Flucht geraten, es gibt Tote bis zum bitteren Ende, viele Menschen bleiben zurück, vom Westen im Stich gelassen Foto: Sra Taylor Crul/U.S. Air/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa

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Hey Joe, so schrecklich die Geschehnisse in Afghanistan in den vergangenen Tagen waren und so niederschmetternd die Aussichten für viele Afghanen auch sind – es ist gut, dass dieser Krieg endet. Die Taliban haben ihn gewonnen, wir konnten ihn nie gewinnen. Joe Biden hat als Präsident der USA einen Krieg beendet, die demütigende Niederlage eingestanden. Das ist keine Schande.

Der Abzug ist zur Flucht geraten, es gibt Tote bis zum bitteren Ende, viele Menschen bleiben zurück, vom Westen im Stich gelassen. Das ist eine Schande, aber die viel größere ist eine andere: Es hätte diesen planlos geführten Krieg nie geben dürfen. Als Rechtfertigung gelten dem Westen nun die Samen der Freiheit, die angeblich gestreut werden mussten. Die tödlichen Drohnenangriffe auf Zivilisten eignen sich nicht für eine solche Argumentation.

Den Frauen in den Städten Afghanistans ging es in den vergangenen 20 Jahren tatsächlich besser als während der ersten, grausamen Taliban-Herrschaft, und ich will mir nicht anmaßen zu behaupten, deren Verzweiflung jetzt auch nur im Entferntesten nachvollziehen zu können. Aber nun sind wir am Ende gleich mehrerer Illusionen angekommen. Sie wurden durchwegs von uns ersponnen, leiden tun jetzt alle, die an sie glaubten. Als wäre Afghanistan vor 20 Jahren nicht schon kriegszerschunden genug gewesen, haben wir es mit weiteren Jahren Gemetzel überzogen – und uns auch selber der Illusion hingegeben, am fernen Hindukusch Freiheit und Demokratie herbeibomben zu können.

Die Kriegstreiber von damals waren George W. Bush und Tony Blair. Mit Letzterem hat Xavier Bettel zwei Tage vor dem Fall von Kabul noch „Quality Time“ irgendwo im Süden Europas verbracht. So schrieb Luxemburgs Premier am 13. August auf Twitter, Grinsegruppenfoto inklusive. Kann man natürlich machen. Kann man aber auch lassen, wenn man weiß, in welche Richtung Afghanistan gerade kippt und was der andere auf dem Bild damit zu tun hat. Ob er da mit seinem „inspirierenden Freund“ auch über Afghanistan gesprochen hat, weiß Bettel nicht mehr. Was Blair denkt, lässt sich nachlesen. Und es lässt sich resümieren: Selbst (fast) nichts falsch gemacht, (fast) alles die Schuld Bidens. Dabei gehen die 20 Jahre „Quality Time“ der Afghanen und alles, was ihnen jetzt noch droht, zu erheblichen Teilen auf Blairs Kappe. Mit dem Irak verhält es sich nicht anders.

Hey Jang, und damit zurück in die aktuelle Europapolitik und zur voraussichtlich nächsten Schande. Auch die Europäer sind hasenfüßig aus Kabul geflohen. Jetzt werden sie hasenfüßig versuchen, die flüchtenden Afghanen fernzuhalten. Während die EU sich in Richtung Abschottung zittert, wollen Boris Johnson und seine Regierung – die ihr Brexit-Referendum einst vor allem mit Ausländerfeindlichkeit gewannen – 20.000 gefährdete Afghanen aufnehmen. Die EU ist dabei, die Briten rechts zu überholen.

Jean Asselborn kämpft zusehends einsamer für ein humanitäres Europa. Es steht zu befürchten, dass Luxemburgs Außenminister das Steuer, das viele europäische Regierungen aller Schattierungen nach rechts ziehen, nicht herumreißen können wird. Ein wenig Unterstützung durch Premier Bettel würde vielleicht nichts daran ändern, schaden würde es aber sicher nichts.

H.Horst
7. September 2021 - 9.33

Der Krieg in Afgh. war aus zwei Gründen nicht zu gewinnen.
1. Der Westen war/ist nicht bereit über 3 Generationen kulturelle Kolonisation zu betreiben.
2. Der Westen war/ist nicht bereit die damit verbundenen Opfer sowohl auf der eigenen wie auch auf der gegnerischen Seite zu akzeptieren weil es für den Westen nicht um Existenzielles geht.
Der Krieg wurde nicht "verloren" sonder wurde abgebrochen weil Kosten u. Ziele nicht mehr vermittelbar waren. Die Taliban mussten nicht gewinnen sondern nur überleben und zu bleiben weil der Westen nicht zum Bleiben bereit war

Emile
28. August 2021 - 18.49

Hey Här Back,
Dir huet en besonneschen Stil an Aeren Artikelen.
A gudder Errenerung hun ech den Monstertruckartijel.

Wieder Mann
28. August 2021 - 10.37

Da der Westen sich nur auf Kabul fixierte ging es den Frauen auch dort nur besser . Der Irrsinn westlicher Behauptungen im restlichen Afghanistan wäre der feminine Fortschritt eingekehrt ist falsch. Richtig ist es in Afghanistan je nach Region unter Talibanherrschaft je dem Willen der Ortsvorsteher auch den Mädchen erlaubt ist Schulen zu besuchen. Der österreichische Journalist Emran Feroz erläuterte auf NTV dieses Thema in verständlicher Weise.