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Hawaii-Doppelsieg, auch für einen Luxemburger: Dan Lorang, Trainer von Frodeno und Haug

Hawaii-Doppelsieg, auch für einen Luxemburger: Dan Lorang, Trainer von Frodeno und Haug

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Von Jenny Zeyen und Philip Michel

Im Tageblatt-Interview (siehe „T“ vom 13. September) hatte Dan Lorang verraten, dass er in Sachen Triathlon bei zwei Terminen stets dabei ist: Frankfurt und Hawaii. Auf dem Inselarchipel im Pazifik feierte er am Sonntag den bisher größten Triumph seiner Trainerlaufbahn, denn die Siege beim wichtigsten und prestigeträchtigsten Ironman-Wettbewerb der Welt gingen sowohl bei den Herren (Jan Frodeno) als auch bei den Frauen (Anne Haug) an seine Schützlinge.

„Ich bin ein bisschen sprachlos“, sagte der Luxemburger unmittelbar nach dem Rennen ins Mikrofon des ZDF, „natürlich träumt man von so etwas, wenn man laufen geht zum Beispiel. Da bekommt man schon eine Gänsehaut. Dass es aber einmal passiert, das hätte ich nie gedacht. Es ist einfach fantastisch.“

Einer der erfolgreichsten Ausdauertrainer Deutschlands

Eigentlich ist Lorang hauptberuflich Trainer beim deutschen Radsport-Rennstall Bora-hansgrohe. Daneben betreut er fünf Weltklasse-Triathleten, unter ihnen Jan Frodeno und Anne Haug. Der Luxemburger – geboren am 17. August 1979 – zählt demnach zu den erfolgreichsten Ausdauertrainern Deutschlands. Einen Weg, den der 40-Jährige erst über Umwege eingeschlagen hat. Als Jugendlicher spielte er Fußball, hatte den Sprung in den Nationalkader geschafft, doch anhaltende Knieprobleme machten ihm einen Strich durch die Rechnung.

Lorang konzentrierte sich in der Folge auf Krafttraining und übte Radsport auf Amateurniveau aus. Zudem interessierte er sich immer stärker für die theoretischen Aspekte des Sports. Dennoch entschied er sich zuerst für ein Studium der Informatik an der TU München, machte sein Vordiplom im Bauingenieurswesen. Schließlich orientierte er sich dann doch in Richtung eines Sportstudiums um und lernte währenddessen Anne Haug kennen, die am Anfang ihrer Triathlon-Karriere stand. Da die Deutsche auf der Suche nach einem Trainer war, entschlossen sich beide kurzerhand zu einer Zusammenarbeit.

Lorang, der bis dahin keine großen Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt hatte, stürzte sich in die Thematik, absolvierte nebenbei Trainerkurse bei der Deutschen Triathlon-Union (DTU). Erste Kontakte zum Radsport knüpfte der diplomierte Sportwissenschaftler in Basel, wo er zwischenzeitlich in der „Crossklinik“ arbeitete und kurzzeitig für das Schweizer Team Cervélo, für das u.a. der norwegische Weltmeister Thor Hushovd fuhr, Trainingspläne erstellte. Dass er mehr wollte, war schnell klar: „Schon damals habe ich bei der Frage nach meinen Zielen formuliert, dass ich einmal Bundestrainer im Triathlon werden möchte“, gibt Lorang lachend zu. Dass es jedoch so schnell gehen würde, damit hatte selbst der zielstrebige Luxemburger nicht gerechnet.

Cheftrainer am Olympiastützpunkt

2011 folgte ein Engagement als Triathlon-Landestrainer in Baden-Württemberg. Sechs Monate später wurde Lorang schließlich von der Deutschen Triathlon-Union am Olympiastützpunkt in Saarbrücken verpflichtet. Eigentlich sollte er sich nur um die U23 kümmern, schnell avancierte er jedoch zum Cheftrainer. Es war auch hier, wo die Zusammenarbeit mit Jan Frodeno, Triathlon-Olympiasieger 2008 und seit Sonntag dreifacher Hawaii-Gewinner, begann.

Unter Lorang etablierte sich der Deutsche auf der Langdistanz und gewann 2015 und 2016 auf Hawaii, stellte 2016 zudem einen neuen Weltrekord über die Langdistanz auf. Im selben Jahr trennten sich jedoch die Wege von Lorang und dem deutschen Verband. Kurz darauf nahm er eine neue Herausforderung an und wurde als einer von vier hauptberuflichen Trainern beim deutschen Radsport-Team Bora-hansgrohe engagiert. Beim World-Tour-Team ist er inzwischen zum „Head of Innovation“ aufgestiegen.

Lorang lebt mit Frau und Kindern im bayrischen Unterwössen und hält auch weiterhin dem Triathlon die Treue. Neben seinen beiden Langzeitschützlingen Anne Haug und Jan Frodeno trainiert er noch drei weitere Triathleten und hat wesentlichen Anteil daran, dass Bora-hansgrohe in diesem Jahr 45 Siege feiern durfte. Dabei bleibt der luxemburgische Trainer selbst am liebsten im Hintergrund, und es ist gerade diese Bescheidenheit, die seine Athleten so sehr an ihm schätzen.