Eine besondere Tropfsteinhöhle
Die Tropfsteinhöhle „Grotte de Han“ gehört zum ersten belgischen Unesco Global Geopark in den Ardennen. Sie befindet sich am Rande des Städtchens Han-sur-Lesse, am Fluss Lesse, und bietet ein spannendes Naturerlebnis unter Tage. Bis heute durchfließt der Fluss die Grotte, die Besucher erleben seine rauschende Naturgewalt hautnah, insbesondere, wenn sie über die kleinen Wege ganz nah ans Flussbett gehen.
Viele Luxemburger haben während Jahrzehnten die Höhle auch per Boot erkundet. Das ist aus Sicherheitsgründen heute nicht mehr möglich. Aber auch wenn man sie zu Fuß erlebt, bietet die Tropfsteinhöhle eine Vielfalt an spannenden Attraktionen. Für Gäste aus dem Nachbarland bleibt sie nach wie vor ein beliebtes Ausflugsziel. Nach Angaben des „Domaine Grottes de Han“ besuchen sie jährlich rund 9.000 Menschen aus Luxemburg.
Die Entdeckungsreise beginnt am Höhleneingang, von dort geht es zwei Kilometer durch den Berg. Über Treppen und enge Gänge erreichen die Besucher mehrere domartige Säle. Dort finden heute Empfänge und Konzerte statt.
„Kohlezeichnungen zeugen, dass bereits vor zehntausend Jahren die Menschen die Grotte nutzten“, erklärt Gästeführer Ari Lannoy. Im Laufe der Erforschung der Grotte seien dort Knochen und Skelette von Menschen und Tieren entdeckt worden.
Immer wieder fanden Reiseführer und Forscher neue Areale der Tropfsteinhöhle, die gleichzeitig voller Leben ist. 2020 ergab eine Studie, dass auf einem Quadratmeter Sediment zwischen 400.000 und 500.000 Regenwürmer leben, erzählt Lannoy.
Das am weitesten verbreitete Säugetier in der Höhle seien jedoch Fledermäuse. Sie richten sich dort im Winter, zwischen November und April, ein. Jedes Jahr im Februar werden die Populationen der Fledermäuse gezählt – 2022 wurden 409 Exemplare verschiedener Arten festgestellt.
Zwei Arten, die „Kleine“ und die „Große Hufeisennase“, sind hier zu Dauerbewohnern geworden. Etwa ein Viertel aller Fledermäuse der Art „Kleine Hufeisennase“ in Belgien lebt in der „Grotte de Han“, 2022 waren es rund 120 Exemplare. Während Ari Lannoy über diese Höhlenbewohner referiert, hängt eine „Kleine Hufeisennase“ kopfüber von der Decke, sie ist etwa eine Kinderfaust groß und hält gerade ihren Schönheitsschlaf.
Ihren Höhepunkt findet die Führung in einer unterirdischen musikalischen Ton- und Lichtshow. „Origin“ (Ursprung) führt die Besucher auf eine Reise „zum Zentrum der Erde“. Gleichzeitig belohnt sie die Zuschauer für ihre Ausdauer mit einem spektakulären Mix aus atemberaubenden Bildern und Klängen.
Die 510 Stufen auf dem Weg durch die Höhle haben die Besucher kurz vor dem Ausgang geschafft. Dort taucht die Lesse wieder auf und bildet einen kleinen See mit grün-bläulichem Wasser.
Faszination Grotte
Touristenführer Ari Lannoy kennt die Grotte wie seine Westentasche. Seit sieben Generationen führen die Lannoys Besucher dort. Für ihn hat die Grotte außerdem eine besondere Bedeutung: 2012 hat er unweit der rauschenden Lesse geheiratet.
Doch die „Grotte de Han“ ist für den studierten Sportlehrer mehr als nur ein Arbeitsplatz, Lannoy hat dort seine Berufung gefunden. Seit 2017 ist er „Assistant responsable“, seit 2019 engagiert er sich außerdem als Mitglied der wissenschaftlichen Kommission der Grotte.
Eintauchen in die Geschichte
Die ersten geführten Besichtigungen der „Grotte de Han“ begannen im 18. Jahrhundert. Ausgestattet mit einer elektrischen Fackel, die weniger störend für das Innenleben der Höhle ist, bekommen die Besucher ein authentisches Gefühl für die Anfangszeiten der Führungen in der Grotte.
Während der zweistündigen Visite, die auf der Webseite des Domaine unter dem Namen „Exklusive Besuche“ verzeichnet ist, lernen die Besucher, wie das Wasser den Kalk aus dem Felsen herauswäscht und wie die beeindruckenden Stalaktiten und Stalagmiten dort entstanden sind.
Die Tropfsteine, erzählt Ari Lannoy, entstehen, wenn Kalziumkarbonat aus kalkreichem Wasser abgesetzt wird. Das Regenwasser, das im Boden versickert, nimmt Kohlendioxid auf und wird zu Kohlensäure. Die Kohlensäure zersetzt den Kalk, trifft sie auf den Boden, verfliegt das Gas. Der Kalk lagert sich dann als Kalkstein auf dem Boden ab. Tropfen um Tropfen entstehen so die sogenannten Stalagmiten – „qui monte“, Tropfsteine, die vom Boden emporsteigen. Stalaktiten – „qui tombe“ – sind hingegen Tropfsteine, die von der Decke herabkommen. Treffen sich beide Tropfsteine irgendwann, entsteht eine Säule. Das aktuelle Klima, sagt der Gästeführer, sorge dafür, dass es Tausende von Jahren dauert, bis sich ein solcher Tropfstein bildet.
Die einzige Möglichkeit, das Alter eines Stalaktiten oder Stalagmiten zu bestimmen, sei, ein Stück aus dem Herzen des Tropfsteins zu entnehmen, um es zu untersuchen. Einige der ältesten Exemplare in der Höhle zählen mehr als 2.000 Millionen Jahre, sagt Lannoy.
„Es war einmal die Tropfsteinhöhle“
Achtung: Warme Kleidung vorsehen, die Temperatur in der Höhle beträgt 9 Grad (auch im Sommer), Wanderschuhe bzw. festes Schuhwerk sind wärmstens empfohlen.
Eine Besichtigung mit Kinderwagen ist leider nicht möglich, da die sich Säle der Tropfsteinhöhle auf unterschiedlichen Höhen befinden.
Geeignet für Kinder ab 6 Jahren.
Führungen: Klassische Führung: 1 ¼ Stunde, ca. 1,6 Kilometer, 310 Stufen, „Origin“-Show inbegriffen.
„Exklusive Führung“: ca. 2 Stunden, 510 Stufen, „Origin“-Show inbegriffen, findet im Juli und August täglich um 15 Uhr auf Französisch statt, Reservierung obligatorisch.
Preise: Kinder (6-11 Jahre), 25 Euro, Erwachsene, 30 Euro, im Eintrittspreis ist der Besuch des PrehistoHan Museum inbegriffen, das sich auf dem Gelände des „Domaine“ befindet.
Ermäßigungen für GoldPass- und PassHan-Besitzer.
Glamping-Übernachtung im Cocoon Village
Eingebettet im „Domaine des Grottes de Han“ umfasst das Areal rund um die Grotte seit diesem Jahr auch eine Glamping-Zeltstadt. Die 32 Zelte dort sind geräumig, ausgestattet für den Aufenthalt von bis zu fünf Personen, mit einer kleinen Küchenzeile mit Besteck, Geschirr, Kaffeemaschine, Kühlbox und einem kleinen Beistelltisch. Vor jedem Zelt gibt es die Möglichkeit, mitten in der Natur zu speisen.
Jeden Morgen ist ein reichhaltiges und leckeres Frühstück mit überwiegend regionalen Produkten, darunter Lupulus-Bier, Joghurt und Gebäck aus der Umgebung, im Übernachtungspreis inbegriffen.
Auf dem Gelände des Cocoon Village befindet sich außerdem eine überdachte Möglichkeit zum Grillen und gemeinsamen Speisen. Das Areal verfügt über ein Sanitärgebäude, Waschräume und Duschen sowie einen riesigen Spielplatz.
Glamourös übernachten
Ein Aufenthalt umfasst zwei Übernachtungen, außer an langen Wochenenden.
Die Preise variieren je nach Saison: im Juli und August kostet der Aufenthalt Montagabend bis Mittwochmorgen (zwei Nächte, drei Tage) 170 Euro für einen Erwachsenen und 85 Euro pro Kind.
Es gibt Preisermäßigungen ab dem dritten Erwachsenen, Kinder unter vier Jahren zahlen 10 Euro pro Nacht.
Im Preis inbegriffen ist ein reservierter Parkplatz, ein PassHan pro Person sowie der unbegrenzte Zugang zum Tierpark und zur Tropfsteinhöhle während des gesamten Aufenthalts und zu vielen Aktivitäten im „Domaine“ oder in der nahen Umgebung.
Nur wenige Schritte vom Campingplatz entfernt in Richtung Ortszentrum befindet sich die Haltestelle für die Schmalspurbahn, die bis heute die Besucher in die „Grotte de Han“ bringt.
Zu Besuch bei den wilden Tieren
Auf 250 Hektar erstreckt sich der Wildtierpark, unweit der Tropfsteinhöhle. Dort leben rund 650 Tiere aus Europa, vom Eurasischen Lux bis zum Europäischen Bison.
Für den Besuch im Park empfiehlt sich, einen ganzen Tag einzuplanen, festes Schuhwerk ist dabei nicht Pflicht. Der Park kann teilweise per Safari-Bus oder zu Fuß entdeckt werden.
Sehr zu empfehlen ist die Führung „Wolfsgeschichte“ (gehört zur Kategorie „Exklusive Besuche“). Dort lernen die Besucher, wie der Wolf im Laufe der Geschichte als blutrünstiges Monster von den Menschen dämonisiert wurde. Außerdem führen erfahrene Tierpfleger in die Biologie und Psychologie der Tiere ein.
Nach der Theorie erleben die Besucher hautnah Polar- und Graue Wölfe bei der Fütterung. Die Tiere sind an den Menschen gewöhnt und kommen den Besuchern, die sie von einer Empore aus beobachten, auf einer sicheren Entfernung nah.
Während des Vortrags lernt man, dass das dichte und langhaarige Fell den Polarwolf vor der Kälte schützt und seine Ohren, Schnauze und Beine kürzer als die von anderen Wolfunterarten sind, um nicht zu unterkühlen.
Weil der Polarwolf vorwiegend geschwächte und erkrankte Tiere jagt und so für gesunde Herden sorgt, nennen ihn die Inuit in Kanada „der Arzt des Karibus“ (des Rentiers). Einmal jährlich paaren sich die Tiere, nach nur zwei Monaten Tragezeit werden zwischen einem und bis zu acht Jungtiere geboren. Die Lebenserwartung für Polarwölfe liegt zwischen zehn und zwölf Jahren.
Preise und Öffnungszeiten
Der Parkeintritt kostet für Kinder 19 Euro und für Erwachsene 24 Euro. Er ist im Übernachtungspreis im Cocoon Village und PassHan (Tropfsteinhöhle und Wildtierpark) inbegriffen. Ebenso ein kleines Picknick am Spielplatz.
Im Juli und August: täglich zwischen 9.30 und 17.30 Uhr (Safari-Bus) geöffnet. Wer ihn zu Fuß erkundet: zwischen 10.00 und 15.00 Uhr. Jede halbe Stunde bringt der Pendelverkehr die Besucher zum Wildtierpark.
Baumklettern: Sich einfach mal trauen
Wenn es eine Aktivität außerhalb der Tropfsteinhöhle gibt, die eine besondere Erwähnung verdient, dann ist es dieser Ausflug in luftiger Höhe. Unweit des Ausgangs der Tropfsteinhöhle holen erfahrene Guides die Besucher ab und stimmen sie mit einem kleinen Experiment auf das bevorstehende Abenteuer ein.
Mit verbundenen Augen und geführt von ihren Sinnen, gehen die Gäste zum Ort, an dem sie hochklettern werden. Jean-Christophe Ferir und seine Kollegen ermutigen die Besucher dabei, die Klänge der Natur wahrzunehmen und ihrer Intuition zu vertrauen.
Wenn die Augenbinden fallen, sehen die Teilnehmer die auf dem Rasen ausgebreitete Kletterausrüstung. An umliegenden Bäumen hängen mehrere Seile herab, Hängematten in luftiger Höhe versprechen die Mutigen zu belohnen, die sich vor dem Aufstieg dorthin nicht scheuen.
Apropos Scheu: Hochklettern ist kein Muss. Aber das Ausprobieren lohnt sich! Das Gefühl, oben angekommen zu sein, ist unbeschreiblich, das gestärkte Selbstvertrauen: unbezahlbar. Vertrauen zu schenken, ist bei diesem „Exklusiven Besuch“ unabdingbar, lernen die Besucher hier. Nach einer kurzen Einführung durch die Guides sichern sich die Gäste beim Klettern gegenseitig.
Sich von Ast zu Ast im eigenen Tempo hochzuhangeln, ist ein Riesenspaß für Groß und Klein. Dabei vergeht die Zeit bei der rund dreistündigen Aktivität im Nu.
Praktisches für den Kletterausflug
Feste Schuhe und geeignete Kleidung sind fürs Baumklettern ein Muss. Kinder zwischen 6 und 11 Jahren zahlen 30, Erwachsene 40 Euro. Ermäßigungen bieten der PassHan (Tropfsteinhöhle und Wildpark) sowie der Aufenthalt im Cocoon Village.
Baumklettern kann man samstags bis Ende September um 9.30 Uhr und um 14.00 Uhr
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