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Kommunalwahlen 2023 Grevenmacher: Parkprobleme und bedrohte Café-Kultur 

Kommunalwahlen 2023  / Grevenmacher: Parkprobleme und bedrohte Café-Kultur 
Grevenmacher ist eine Gemeinde, die viel investiert  Foto: Editpress/Alain Rischard

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Bis zu den Kommunalwahlen im Juni veröffentlicht das Tageblatt jede Woche einen Beitrag aus einer der vielen Gemeinden des Landes. Menschen werden zur Lokalpolitik befragt. Ein Rück- und Ausblick – über Enttäuschungen, Feststellungen und Hoffnungen. Heute: die Kommune Grevenmacher im Osten.

In dem Winzerort direkt an der Mosel trifft man an diesem nebligen Tag auf Menschen, die überwiegend alltägliche Sorgen mit der Gemeindepolitik verbinden. Carole (63) trinkt jeden Morgen mit einer Freundin einen Kaffee zusammen und ist eine von drei Gästen im zentral gelegenen „Rive Gauche“. Eigentlich möchte sie nicht über Politik sprechen. Tut es dann aber doch.

Carole (63) wünscht sich mehr Bürgerbeteiligung
Carole (63) wünscht sich mehr Bürgerbeteiligung Foto: Editpress/Alain Rischard

Wenn sie etwas kritisieren sollte, dann ist es der Umstand, dass die Bürger ihrer Meinung nach bei Entscheidungen nicht genug einbezogen werden. „Die Politik macht irgendwas und wir werden nicht gefragt“, sagt sie. Konkreter will sie nicht werden, aber ihr Gefühl, als Einwohnerin übergangen zu werden, ist deutlich zu spüren.

Ein Stückchen weiter ist Alvaro (54) zu Fuß auf dem Weg zur Arbeit.  Der Portugiese lebt seit 29 Jahren in Grevenmacher und ist auf der Wahlliste registriert. „Ich bin im Großen und Ganzen zufrieden“, sagt er auf Französisch. „Es gibt immer etwas Kleines, was man ändern könnte, aber ich denke nicht so viel darüber nach.“ Ebenfalls in der Fußgängerzone führt Mariette (60) ihre zwei Hunde aus. Dort, wo sie geht, schallt unüberhörbar Whitney Houston mit „I Wanna Dance With Somebody“ aus einem Lautsprecher durch die Gasse.

Sie ist alteingesessene „Maacherin“, wohnt ihr Leben lang in Grevenmacher, jetzt im Zentrum, und ist bislang CSV-Wählerin, wie sie gesteht. Wenn sie etwas wirklich stört, dann die Parksituation. „Ich habe zwar eine Vignette, aber keinen Parkplatz“, sagt sie. „Es ist unglaublich schwer, einen zu finden.“

„Gastronomen haben es schwer“

Philipp (24), Mitarbeiter der Boucherie Osweiler: Der Grenzgänger wünscht sich eine Vignette für das Parken
Philipp (24), Mitarbeiter der Boucherie Osweiler: Der Grenzgänger wünscht sich eine Vignette für das Parken Foto: Editpress/Alain Rischard

Wie sehr das Parkproblem beschäftigt, zeigt sich kurz darauf erneut in der Boucherie Osweiler. Philipp (24) steht hinter der Theke. Der Fleischergeselle ist Grenzgänger.

„Auf dem Parkplatz an der Post zahlen wir ab morgens um 7 Uhr 3 Euro und dürfen dann bis 13 Uhr dort stehen“, erzählt er. „Um 13 Uhr gehen wir wieder hin und zahlen noch einmal 3 Euro, damit wir bis 18 Uhr dort stehen können.“ Er macht eine Rechnung auf. Die 6 Euro täglich bedeuteten hochgerechnet 200 Euro im Monat und das sehe er nicht ein. Seine Lösung ist es, auf der anderen Seite der Grenzbrücke zu parken und bis zum Geschäft zu laufen.

Auf der deutschen Seite gibt es einen Mitfahr-Parkplatz. „Wir, die wir hier arbeiten, hätten gerne alle eine Vignette“, sagt er. Dann hat er aber wahrscheinlich Mariettes Problem, nämlich einen Parkplatz zu finden. Zwar gibt es das neue Parkhaus an der Ringmauer, neben dem Altenheim, und Bürgermeister Léon Gloden betont bei jeder Gelegenheit, es gebe dort freie Plätze. Die halbe Stunde kostet tagsüber 50 Cent, wie auf dem Schild neben dem Ticketautomaten steht.

Nachts sind es für 30 Minuten noch 30 Cent. In der nächsten Kneipe herrscht am frühen Vormittag noch gähnende Leere. Ihren Namen will die Bedienung nicht nennen, ein Foto von sich erlaubt sie auch nicht, aber sie will reden. „Gastronomen haben es schwer hier in der Gemeinde“, sagt die „Maacherin“. Daran sind in ihren Augen die Verantwortlichen im Rathaus schuld. Dieses Mal gibt es Depeche Mode als Hintergrundmusik.

„Die Politik hier ist nicht schlecht“, sagt sie. „Aber was die Gastronomie angeht, das machen sie nicht gut.“ Ihre Bilanz sieht so aus: Nur noch zwei „freie Nächte“ pro Monat statt vorher vier, die Genehmigung dafür kostet mittlerweile 80 Euro, früher waren es 25 Euro, und mit 22 Uhr eine viel zu frühe Schließung der Terrassen während der Saison.

„Wenn es ein bisschen lauter wird, kommt direkt die Polizei und es gibt einen Brief vom Bürgermeister“, klagt sie. „Sie nehmen uns viel weg, aber wir müssen ja auch leben – zumal alles teurer wird.“ In ihren Augen ist die Café-Kultur in Grevenmacher in Gefahr. Nicht nur in ihren Augen. „Je mehr Leute nach Grevenmacher ziehen, desto weniger Cafés haben wir hier“, pflichtet der einzige Gast ironisch bei.

Mariette (60) wünscht sich mehr freie Parkplätze in der Stadt
Mariette (60) wünscht sich mehr freie Parkplätze in der Stadt Foto: Editpress/Alain Rischard
Das neue Parkhaus an der Ringmauer: An diesem Morgen sind um 11 Uhr noch Plätze frei
Das neue Parkhaus an der Ringmauer: An diesem Morgen sind um 11 Uhr noch Plätze frei Foto: Editpress/Alain Rischard
Alvaro (54): Der Portugiese ist insgesamt zufrieden mit der Politik und ist auf der Wahlliste registriert
Alvaro (54): Der Portugiese ist insgesamt zufrieden mit der Politik und ist auf der Wahlliste registriert Foto: Editpress/Alain Rischard

Die Gemeinde Grevenmacher

Größe/Fläche: 16.5 km2, davon 57 Hektar Weinbau
Ortschaften: Grevenmacher, Potaschberg
Einwohnerzahl: rund 5.100
Wahlberechtigte: 2.496 Luxemburger (+ 269 Nicht-Luxemburger, die bislang eingeschrieben sind, Stand 14.2.2023)
Aktueller Bürgermeister: Léon Gloden (CSV)
Zusammensetzung Gemeinderat: Marc Krier, Schöffe („déi gréng“), Monique Hermes, Schöffin (CSV), Liane Felten (CSV), Martine Cognioul-Loos (CSV), Carine Sauer (CSV), Claude Wagner (DP), Patrick Frieden (DP), Claire Sertznig (DP), Lynn Mantz (LSAP), Tess Burton (LSAP).