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Nachhaltige FinanzprodukteGreenpeace fordert „ehrliche Kommunikation“ von Banken, Fonds und Regierung

Nachhaltige Finanzprodukte / Greenpeace fordert „ehrliche Kommunikation“ von Banken, Fonds und Regierung
Laut Greenpeace sind Menschen, die mit ihren Geldanlagen einen positiven Einfluss in der Welt erzielen wollen, bei den Luxemburger Banken schlecht beraten Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Die Beratung der Luxemburger Banken beim Thema „nachhaltiges Investieren“ ist nicht zufriedenstellend. Zu diesem Ergebnis kommt ein „Mystery-Beratungscheck“, den die Organisation Greenpeace bei fünf Luxemburger Banken durchgeführt hat. Angeboten worden seien den Kunden vor allem „Nachhaltigkeitsversprechen ohne Wirkung“. Die Organisation fordert den Sektor zu „ehrlicher Kommunikation“ auf.

Seit etwas mehr als einem Jahr sind Europas Banken verpflichtet, ihre Kunden im Rahmen von Anlageberatungsgesprächen nach ihrer Risikofreudigkeit und zu ihren Erwartungen in puncto Nachhaltigkeit zu fragen. Ziel der europäischen Regelungen ist es, sicherzustellen, dass die Gelder so investiert werden, wie sich der Kunde das wünscht.

Um die Qualität dieser Beratungsgespräche zu testen, hat die Organisation Greenpeace im August und September einen „Mystery-Beratungscheck“ bei fünf in Luxemburg ansässigen Banken durchgeführt. Insgesamt 15 Testkäufer führten 22 Beratungsgespräche bei der Banque Internationale à Luxembourg, der BCEE (Spuerkeess), der Banque Raiffeisen, der BGL BNP Paribas und bei ING Groep. Ebenfalls unter die Lupe genommen wurden die von den Bankberatern angebotenen Produkte.

Mit dem Ergebnis ist die Organisation nicht zufrieden, wie sie am Mittwoch in einer Pressekonferenz in den Räumlichkeiten der Arbeitnehmerkammer erklärt hat: Nur in 41 Prozent der Beratungsgespräche habe der Bankmitarbeiter proaktiv nach den Nachhaltigkeitspräferenzen des Kunden gefragt, so der Autor des Berichts, Martin Granzow von Nextra Consulting aus Hamburg. „Das ist weit entfernt von den 100 Prozent, die gesetzlich erforderlich wären.“ Nur in sehr mageren 14 Prozent der Gespräche sei der Mystery-Shopper dann noch proaktiv nach seinen speziellen Nachhaltigkeitspräferenzen (Bsp.: Umwelt oder Soziales) befragt worden.

Auch die Auswahl der schlussendlich empfohlenen Finanzprodukte (Investmentfonds) lasse sehr zu wünschen übrig, so Granzow weiter. Von den Investmentfonds, die den 15 Mystery-Shoppern angeboten wurden, waren seiner Analyse zufolge nur zwei den gegebenen Versprechen gerecht geworden. Das war einerseits der im Jahr 2009 mithilfe der Luxemburger Regierung gestartete Mikrofinanzfonds und ein Fonds der BIL, der das Geld der Anleger in neue grüne Anleihen investiert.

„Mit falschen Versprechen in die Irre geführt“

Die meisten empfohlenen „Fonds investieren nur in Wertpapiere, die auf dem Sekundärmarkt erhältlich sind und deshalb keinen messbaren zusätzlichen Umwelt- oder sozialen Impakt erzeugen”, so der Autor des Berichts. Er erklärt, dass durch den bloßen Weiterverkauf von bestehenden Wertpapieren kein neuer, zusätzlicher Impakt entstehen könne. Die Banken hätten den Mystery-Shoppern meist also Produkte angeboten, die nicht den gesuchten Kriterien entsprachen.

Hinzu komme, dass der Berater meist auch keine Details über den betreffenden Einfluss der als nachhaltig vermarkteten Fonds geben konnte, so Granzow weiter. „In 68 Prozent der Gespräche bleibt den Mystery-Shoppern unklar, wie der Impakt erzeugt wird.“ Das alles sei ein sehr deutliches Zeugnis für eine schlechte Beratungsqualität. 

„Den Testkunden wurden Anlageprodukte empfohlen, die entgegen den Werbeversprechen der Fondsanbieter keine messbaren positiven Wirkungen für Umwelt und Soziales haben“, schlussfolgerte dann auch die Umweltorganisation Greenpeace, die die Aktion in Auftrag gegeben hatte. Man sehe, dass Bankkunden beim nachhaltigen Investieren auch weiterhin „mit falschen Versprechen irregeführt werden“.

„Die Ergebnisse des Mystery-Shoppings bestätigen, dass Kunden und Kundinnen bei ihrer Geldanlage getäuscht werden“, so Martina Holbach. „Doch weder die Banken noch der Gesetzgeber wollen dem Greenwashing bzw. Impactwashing von Finanzprodukten einen Riegel vorschieben“, bedauert sie.

Über positive und negative Effekte informieren

Es ist bereits das zweite Mal, dass Greenpeace „Testkäufer“ in Luxemburger Bankfilialen geschickt hat, um die Beratung in puncto Nachhaltigkeit zu testen. Der erste Test war im Jahr 2022 durchgeführt worden. Doch man ist enttäuscht: Trotz Gesprächen mit Verbänden, Behörden und Banken, die 2022 stattgefunden haben, habe sich seitdem nichts gebessert, so die Organisation. Es konnte „keine Verbesserung bei der Beratungsqualität“ festgestellt werden.

Wünschen würde sich die Organisation vor allem mehr Ehrlichkeit. Martin Granzow erwartet, dass Kunden, die mit ihren Geldanlagen einen positiven Impakt erreichen wollen, von den Banken entweder ein solches Produkt bekommen, oder dass die Bank ehrlich sagt, dass sie so etwas nicht im Angebot hat. „Es gilt, Falschaussagen zu vermeiden. Das ist aber heute nicht der Fall. Die Banken sagen dem Kunden, dass er Gutes tut – ob es wahr ist oder nicht.“

Fonds sollten zudem keine leeren Versprechungen abgeben, unterstreicht er weiter. Von einem Fonds, der mit seinen Investitionen etwas in der Welt verbessern will, erwartet er derweil klare Strategien, Ziele und Kontrollen. „Und es muss möglich sein, dies zu messen.“ Dabei wolle man nicht nur die positive Seite, das Werbeversprechen hören, sondern eine Rechnung des Netto-Effekts: Zum Beispiel wie viel erneuerbarer Strom wird erzeugt und wie viel Verschmutzung gibt es während der Errichtung? „Bei ehrlicher Kommunikation ist auch die Kenntnis der negativen Effekte hilfreich.“

Mit den Ergebnissen der neuen Mystery-Shopping-Runde will Greenpeace nun erneut an Branche und Behörden herantreten. Man hofft man auf die neue Regierung: „Dass sie dieses Thema nun seriöser angeht als die vorherige.“ Vor allem hofft man auf klarere Leitlinien für die Werbung von nachhaltigen Fonds und für das Unterbinden irreführender Informationen seitens der Finanzinstitute. Andernfalls werden die Kunden so das Vertrauen in den für den Luxemburger Finanzplatz so hochgehaltenen Bereich der „grünen Finanzen“ verlieren, warnt Holbach.

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