Luxemburg diskutiert wieder über zwei Vorfälle, in denen rechtsextreme Akteure Protagonisten sind. Dabei stellt sich die Frage, ob und wie in Zukunft über solche Vorgänge berichtet und diskutiert werden soll.
Tatta Tom und ein Nazi-Shirt haben kurz vor der Sommerpause den politischen und medialen Diskurs in Luxemburg noch einmal ordentlich aufgeheizt. Politik und Zivilgesellschaft reagierten zu Recht empört. Tatta Tom wurden nach einer dirigierten Hetzkampagne zahlreiche Solidaritätsbekundungen zuteil. Die Frage, die sich aber besonders die Medienlandschaft in Luxemburg stellen sollte: Wie wollen wir zukünftig mit solchen Aktionen umgehen?
Die Republikaner in Deutschland, die FPÖ in Österreich, Donald Trump in den USA: Beispiele, wie rechtsextreme Akteure durch unverhältnismäßige Berichterstattung an Popularität gewonnen haben oder an die Macht gelangt sind, gibt es zahlreiche und sind in der wissenschaftlichen Literatur auch gut dokumentiert. Betonung auf „unverhältnismäßig“, denn: Dadurch, dass rechte (bzw. rechtsextreme) Parteien mittlerweile in den meisten westeuropäischen Parlamenten vertreten sind, können sie nicht mehr einfach nur ignoriert werden. Auch weil andere Parteien sich dazu genötigt sehen, sich von den Positionen der Rechtsextremen abzugrenzen. Um jedoch eine Journalisten-Kollegin aus einem anderen Medienhaus während eines kürzlich stattgefundenen Austausches zu paraphrasieren: „Wir müssen nicht über jedes Stöckchen springen, das diese Parteien uns hinhalten.“
Wo aber ziehen wir als Journalisten die Grenze? Was ist im Rahmen der Berichterstattung unausgewogen, bisweilen exzessiv oder nur noch sensationalistisch? Und inwiefern wirkt sich die Berichterstattung auf die Szene, in der solche Vorfälle bewusst provoziert werden, überhaupt aus?
Ein Kernelement rechter Ideologie ist, dass diese sich in einer stetigen Auseinandersetzung mit „dem System“ sieht. Das beinhaltet, dass Rechtsextremisten sich auch in einem stetigen Krieg gegen „die Mainstream-Medien“ sehen, die dieses Weltbild ihrer Ansicht nach propagieren – martialische Rhetorik inklusive, die auch in Luxemburg salonfähig (gemacht) wird. Das bedeutet aber keineswegs, dass die „Mainstream-Medien“ in rechten Kreisen nicht konsumiert werden. Die Berichterstattung löst, ganz im Gegenteil, sowohl in Gruppen als auch bei Einzelpersonen, „reziproke Effekte“ (wie es der deutsche Kommunikationswissenschaftler Hans Mathias Kepplinger beschrieben hat) aus. Dabei wird die Berichterstattung entweder je nach Ideologie und Bedarf umgedeutet oder aber das Zusammengehörigkeitsgefühl und damit auch die Identifikation mit den zugrunde liegenden Ideen weiter verstärkt.
Um in Luxemburg deutsche oder österreichische Verhältnisse zu vermeiden, müssen Medien, Politik und Zivilgesellschaft zusammen, Hand in Hand, eine Brandmauer errichten. Auch wenn es keine Ideallösung für das Dilemma gibt: Rechtsextreme Tendenzen und Ideen müssen klar als solche benannt werden, ohne den Protagonisten eine zu große Plattform zu bieten. Und wenn dann wieder jemand Opfer von Drohungen, Hetze oder Gewalt wird? Dann sollte man, ohne Klischees und Empörung, mehr mit den Opfern sprechen als über die Täter berichten. Und mit den Rechten das tun, was sie am wenigsten mögen: sie rechts liegen lassen.
Wann d'Politik net mei' eng Politik fir eng Majoritei't mecht wo'u den Bierger sech rem foend,
Wann d'Politik (Beispill: Gambia) eng Politik fir nemmen een Deel vun hiren 50% mecht (31/29) and de Recht 50% gin ignorei'ert, leien gelooss, dann reckelt automatesch di riets Mett mei' no Riets . Domadder drift d'Gesellschaft auserneen !
Et sinn net di Riets de Problem mee eischter eis Politikk dei' den Bierger no riets dreckt !
Eis zukuenfteg Regierung muss rem eng Majoritei't (60-70%) an der Mett unspriechen !