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EditorialFußball in Corona-Zeiten: Zeit zur Reflexion

Editorial / Fußball in Corona-Zeiten: Zeit zur Reflexion
Die Spieler beider Mannschaften (Dortmund gelbes Trikot) gedenken mit einer Schweigeminute den Opfern der Corona-Pandemie.

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Herzlichen Glückwunsch, BATE Borissow! Der Fußballklub gewann den weißrussischen Pokalwettbewerb und damit die erste sportliche Titelvergabe in Europa auf dem Feld in Zeiten der Corona-Pandemie. Weißrussland gehört neben Taiwan, Turkmenistan, Tadschikistan und Nicaragua zum kleinen Kreis der Länder, in denen während der sanitären Krise der Meisterschaftsbetrieb nicht langfristig unterbrochen oder gar abgebrochen wurde.

Inzwischen rollt das Leder wieder in mehreren Ländern. Vorreiter war die deutsche Bundesliga, in der der Schlager zwischen Dortmund und Bayern gestern den Auftakt des bereits dritten Corona-Spieltags darstellte. Mitte Juni wollen dann mit England und Spanien die beiden stärksten Ligen Europas ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen.

Sie profitieren dabei von den Erfahrungen aus Deutschland. Mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept schaffte es die Bundesliga bis jetzt, alle Spiele mehr oder weniger reibungslos über die Bühne zu bringen. Es geht um die „Rettung“ von 750 Millionen Euro TV-Honorar, was die Verantwortlichen immerhin unumwunden zugaben. Millionen, die für die allermeisten Vereine überlebenswichtig sind, was tief in das alles andere als nachhaltige System Profifußball blicken lässt. 

Es ist also eine Rückkehr zur Normalität aus finanziellen Gründen. Das muss man nicht gut finden, zumal durch die Wiederaufnahme von Profisport Fragen ethischer Natur aufkommen. Zum Beispiel nach der Verhältnismäßigkeit. Während für die Bundesliga-Spiele scheinbar unbegrenzt Corona-Tests zur Verfügung stehen, fehlen sie an anderer Stelle, obwohl dringend benötigt. Allen voran im Pflegesektor.

So ist die Reaktion derer, die mit dem seit der Jahrtausendwende völlig aus dem Ruder gelaufenen Milliardenbusiness Profifußball so ihre Probleme haben, nur allzu verständlich: Lasst die Vereine, die keine Rücklagen haben und jahrelang wenig nachhaltig über ihre Verhältnisse lebten, einfach in Konkurs gehen. Sie haben es sich schließlich selbst eingebrockt, indem sie den Gehälter- und Transferwahnsinn mitspielten. Klingt durchaus plausibel, aber anderseits war es noch nie eine gute Lösung, alles in Schutt und Asche zu legen.

Die Einschaltquoten des ersten Corona-Spieltags der Bundesliga sprechen jedenfalls dafür, dass die TV-Zuschauer den aktuellen Fußball annehmen. Dabei muss man den Sport schon sehr lieben (oder sich furchtbar langweilen), um an den sogenannten Geisterspielen Gefallen zu finden. Für echte Fans ist Fußball unter Ausschluss der Öffentlichkeit dagegen eine Katastrophe, weil dem Spiel dabei ganz Wesentliches geraubt wird: Stimmung und Emotionen. Ohne das macht das Spiel nur halb so viel Spaß.

Immerhin aber bietet die jetzige Situation viel Zeit zur Reflexion über die Entwicklungen des modernen Fußballs in den letzten Jahrzehnten. Und er führt an jedem Spieltag vor Augen, wie wichtig der Fan für diese Sportart ist. In Deutschland könnte das in Anbetracht der medialen Treibjagd auf die Fans unmittelbar vor dem Ausbruch der Corona-Krise vielleicht zu einer etwas nuancierteren Berichterstattung und Sichtweise über die Rolle des Stadionbesuchers führen.

Das aber ist Wunschdenken, genauso wie die Hoffnung, dass nun endlich dem Transfer- und Gehälterwahnsinn Einhalt geboten wird. Und so die Fußballprofis aus ihrer Parallelwelt der Lamborghinis und goldenen Steaks in das richtige Leben zurückgeholt werden. Der Mensch vergisst schnell und zu viele Leute wollen ein Stück vom Milliardenkuchen abhaben. So wird wohl auch in Zukunft das Geld die Fußballwelt bestimmen.

Uhrig
29. Mai 2020 - 13.11

Drei Viertel der Bürger interessieren sich nicht die Bohne für Fussball.

TNT
27. Mai 2020 - 10.09

Top Artikel, der 1zu1 auch auf andere Sportarten zutrifft.
Ober-Top der letzte Abschnitt und das Fazit zum Schluss.
So wird wohl auch in Zukunft das Geld die Fußballwelt bestimmen.
Und nicht nur die Fussball-WELT....
Aber was sind goldene Steaks?
Ich frag mal nach, beim Metzger meines Vertrauens.

jung luc
27. Mai 2020 - 10.00

"So wir wohl auch in Zukunft das Geld die Fussballwelt bestimmen", wie in Luxemburg auch.