Bei ihrem ersten Besuch hat Valérie Messika Luxemburg gleich von seiner Sonnenseite kennengelernt. Das Wetter war herrlich und die Stimmung zwischen dem Place d’Armes und der rue Philippe II genauso frühlingshaft schön.
Die unmittelbare Nachbarschaft von mindestens zwei traditionellen Schmuckhandlungen störte Valérie Messika dabei nicht. Konkurrenz belebt das Geschäft. „Wenn ich in einem Mehr-Marken-Geschäft bin, muss ich mich auch an anderen Marken messen können“, sagt die Schmuckdesignerin und kommt dann gleich auf ihr ganz persönliches Konzept zu sprechen, mit dem sie sich von der Konkurrenz unterscheidet.
„Ich mache keinen konventionellen, manchmal etwas steifen Familienschmuck. Meine Ketten, Armbänder, Ringe und Ohrringe trägt man unkompliziert im Alltag. Sie sind keine Festtagsstücke, die man nur zu besonderen Anlässen aus dem Safe nimmt, sondern anschmiegsame Begleiter. Sie sind auch so konzipiert, dass sie sich dem Körper anfügen, fast mit ihm verschmelzen.“
Auch zum Preis hat Messika bestimmte Vorstellungen: Ihre Sachen sollen nicht mehr kosten als eine schöne Designertasche oder ein edles Kleidungsstück. Man soll sich damit eine Freude machen und nicht an Investitionen denken.
Valérie Messika verarbeitet nur Diamanten. Ihre Signatur als Designerin ist die Präsentation der Edelsteine: Diese sind nicht fest verankert, sondern gleiten auf einer Schiene sanft hin und her. Dadurch bekommt jedes Schmuckstück eine ganz besondere Dynamik, führt gewissermaßen ein Eigenleben. Die Steine sind allein, zu zweit oder zu dritt aufgereiht. Der Rahmen ist entweder ganz einfach oder auch mit Diamanten geschmückt, was ihm ein edleres, auffälligeres Aussehen verleiht. Natursteine wie Onyx, Malachit oder Türkis bringen Farbe ins Spiel. Verarbeitet werden sie in Weiß-, Rot- oder Gelbgold.
Erst seit kurzem verarbeitet Valérie Messika auch Platin. Sie hat ihn lange Zeit nicht verarbeitet, weil er ihr zu nahe an der traditionellen Goldschmiedekunst war, die sie ja nicht bedienen wollte.
Der eigene Erfolg hat sie somit Lügen gestraft, dies umso mehr als sie neben Gold auch Titan verarbeitet, was ihren Kreationen eine männlichere Note verleiht. Der breite, dunkle Metallring ist ein hervorragender Brautring für den Herrn, der Armreif mit den drei freischwebenden Diamanten ersetzt die traditionellen, heutzutage kaum noch gefragten Manschettenknöpfe und Krawattennadeln.
Hineingefallen
Genau wie Obelix in den Zaubertrank ist auch Valérie Messika ins Diamantengeschäft hineingefallen. Sie ist die Tochter des bekannten Diamantenhändlers André Messika. Schon als Zehnjährige hat sie Edelsteine gehandhabt, hat sie ausgesondert und einklassiert, konnte gute von schlechten unterscheiden. „Ich habe sie ,lesen‘ gelernt“, meint sie rückblickend.
Wie jede normale Heranwachsende hat sie nach dem Abitur jedoch beschlossen, ihren eigenen Weg zu gehen, studierte Marketing und Werbung und fand einen ersten Job in einer Werbeagentur. „Es hat mir dort gut gefallen, ich bin fasziniert von Bildern“, sagt sie und greift prompt zum Mobiltelefon, auf dessen Bildbank sie hunderte von Stücken gesammelt hat. Beim Gespräch hat sie den Armreif mit dem knallbunten Lederband im Visier, der ihrer Sommerkollektion neuen Pep geben soll.
Auf Wunsch ihres Vaters hat sie nach einigen Jahren dann doch gewechselt und ist im Modehaus Chanel zu der Schmuckabteilung gegangen. Nach einer weiteren einjährigen Lehrzeit bei ihrem Vater, den sie auf seiner Suche nach edlen Steinen durch die ganze Welt begleitete, fiel dann die Entscheidung: „Ich will auch mit Diamanten arbeiten und sie näher an die Menschen heranbringen“, so Messika. 2005 entstand ihre erste Kollektion.
Das Konzept war richtig. Sehr schnell wurden ihre Schmuckstücke zum „Must-have“. Von der Theke im „Multimarques“ kam es zum ersten eigenen Geschäft.
Weltweit
Mittlerweile ist ihre Marke in rund 55 Ländern präsent und beschäftigt mehr als 200 Mitarbeiter weltweit. Die Unternehmerin will in allen großen Metropolen anwesend sein, aber auch expandieren. Sie wurde zwar 2020 durch die Pandemie ausgebremst, will jedoch, so schnell es die sanitäre Lage erlaubt, den vielversprechenden asiatischen Markt in Angriff nehmen. Es gebe dort eine ständig wachsende, kauffreudige und anspruchsvolle Mittelklasse, die es zu bedienen gilt.
Diese Herausforderungen geht Valérie Messika nicht allein an. Unterstützt wird sie von ihrem Ehemann, ihrem Cousin und einer langjährigen Freundin. „Mein Mann macht das ‚Business’, dadurch habe ich Zeit für die Kreativität.“
Ihre Schmucklinie dekliniert Valérie Messika mittlerweile unter unterschiedlichen Aspekten. „Die Schlichte“, „die Kühne“ und „die Geheimnisvolle“, heißen ihre Kollektionen, die jeweils aus Halsketten, Armbändern, Ringen und Ohrringen bestehen – „vier Stücke, die jede Frau haben sollte“, so Valérie.
Mittlerweile hat sie neben der familiären Unterstützung auch ganz berühmte Unterstützung: Als die Amerikanerin Beyoncé 2015 den Ring Glam’Azone entdeckte, damit im Louvre vor der Mona Lisa posierte und das Bild auf den Sozialmedien teilte, ist sie das Image der Marke, genau wie Kate Moss, welche ebenfalls den Messika-Schmuck trägt. „Damit spreche ich auch eine reifere Kundschaft an“, so Valérie Messika, die ganz bewusst alle Frauen schmücken will, ungeachtet von Alter und Geschmack. „Sie sollen einfach in den Laden kommen und die einzelnen Stücke anprobieren.“
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