Führerscheinneulinge haben es schwer auf den Straßen in Luxemburg, Fahrschulen nicht weniger. Es fehlt an geeigneten Übungsplätzen, besonders für Motorräder.
Es ist ein sonniger Oktobermorgen auf dem Übungs- und Prüfungsplatz Findel, Treffpunkt von Führerscheinanwärtern von zwei- oder vierrädrigen motorisierten Gefährten, etwas versteckt hinter dem Bürogebäude, in dem neben Bank-Unternehmen auch das Luxemburger Hauptquartier der Polizei untergebracht ist. Die Fahrschulen haben hier ihr tägliches Stelldichein, die einen üben Einparken, die anderen – nämlich die Motorräder – fahren einen Geschicklichkeitskurs, der mit Hütchen abgesteckt ist, die Autos verlassen das Gelände zur Examensfahrt auf der öffentlichen Straße, die Motorradfahrer absolvieren zur Examensfahrt erst einmal den Slalom-Parcours, bevor es dann auf die öffentliche Straße geht, dicht gefolgt vom Auto des Fahrlehrers mit dem Prüfer an Bord.
Alltag auf diesem Gelände, das den Anforderungen einer ordentlichen Ausbildung im Interesse der Fahr- und Straßensicherheit nicht mehr genügt – hier ist einfach zu viel los, wenn die Fahrschulen mit ihren Autos, einige mit Anhänger, dazu noch die Motorräder und auch Busse und Lkws, eintreffen. «Dann müssten Sie erst einmal um die Mittagsstunde erleben, was hier los ist», meint ein Fahrlehrer, «dann, wenn die Angestellten der umliegenden Betriebe hier auftauchen, um sich während der Mittagspause die Füße zu vertreten und hier keine Sicherheit mehr gewährleistet ist! Wir haben hier keine Auslaufzone oder sonstigen Sicherheitsbereich, wenn sich hier mal jemand verbremst, wird es gleich gefährlich.»
«Es könnte besser sein»
«Wir müssen zurechtkommen mit dem, was wir haben», lautet der allgemeine Tenor. «Aber es könnte besser sein.» Und Fernand Mayer, Fahrlehrer und Präsident der Vereinigung der Fahrlehrer in Luxemburg, fügt hinzu: «Eigentlich fahren wir ganz gut mit dem Transportministerium, dort hört man auf uns und geht auch auf unsere Anliegen ein. Aber es gibt natürlich einen Haufen Sachen, die man besser und schneller erledigen könnte, um dem heutigen Zustand auf unseren Straßen und den Verkehrs- und Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden.»
Hauptanliegen: verbesserte Trainingsmöglichkeiten mit angepassten Übungsplätzen. Schon seit Jahren wird von einer Ausweichmöglichkeit zum «Centre de formation pour conducteurs» geredet. Doch das würde zusätzliche Kosten mit sich bringen, umsonst fährt man nicht beim «Centre de formation pour conducteurs». Und das würde den Führerschein noch teurer machen. «Hier auf Findel werden wir zwar geduldet, doch ich habe nicht den Eindruck, dass man sich da oben übermäßig anstrengt, um unseren Berufsalltag im Interesse unseres Lehrauftrags angenehmer zu gestalten», verlautet aus einer Ecke. Niemand widerspricht. Doch man steht unter Zeitdruck, irgendwann muss man eine Lösung finden, von Sanem ist seit Jahren die Rede, hier hat das «Centre de formation» eine «Zweigstelle» eröffnet, ob die Fahrschulen hier Zugang haben werden, steht noch in den Sternen. Es geht um das Finanzielle, wie immer.
«Eigentlich schade», meint jemand aus der Runde der versammelten Fahrlehrer, die mittlerweile auf Findel eingetroffen sind. «Wir bilden junge Fahrer aus und versuchen, sie auf die Realität des Alltags auf unseren Straßen vorzubereiten und sie zu Disziplin und Verantwortungsbewusstsein zu erziehen. Da wäre ein entsprechend großes Übungsgelände mehr als willkommen. Für Sicherheit sollte eigentlich kein Preis zu hoch sein!» Ein anderer fügt hinzu: «Wir brauchen einen verkehrssicheren Raum, wo wir die Leute in Ruhe ausbilden können, bevor wir sie auf die Straße schicken. Denn da draußen erwarten die jungen Schüler nur schlechte Beispiele, Disziplin- und Rücksichtslosigkeit.»
So funktioniert die Führerscheinprüfung in Luxemburg
Gut drei Dutzend Fahrschulen sind in Luxemburg eingetragen, sieben davon sind Ein-Mann/Frau-Betriebe, der Rest beschäftigt mehrere Fahrlehrer, insgesamt dürften es an die 150 Fahrlehrer sein, die derzeit unterwegs sind.
Fahrlehrer, das ist laut Luxemburger Gesetzgebung ein Handwerk, doch im Gegensatz zum Azubi in anderen Handwerksbereichen muss ein Fahrlehrer erst einmal ein Examen bestehen, bevor er dann seine zweijährige Lehre anfangen darf! Danach warten ein weiteres Examen und anschließend die Meisterprüfung!
Wir wollen hier nicht auf die gesamte Anzahl aller Führerscheine eingehen, die zum Betrieb eines motorisierten Fahrzeugs verlangt werden, sondern nur auf den klassischen Pkw-Führerschein und den Motorradführerschein. Beide verlangen zuerst eine theoretische Ausbildung. Das sind acht Stunden beim Auto, sechs Stunden beim Motorrad, wenn man schon einen Führerschein hat, und zwölf Stunden, wenn es sich um den ersten Motorradführerschein handelt.
Fünf Prüfungszentren in Luxemburg
Für den Autoführerschein gibt es fünf Prüfungszentren, nämlich in Wiltz, Ingeldorf, Remich, Findel und Esch/Alzette. Für die Motorräder nur Ingeldorf und Findel. Beim Motorrad geht es in der Prüfung naturgemäß um motorradspezifische Aspekte.
Der Preis für eine Theorie-Stunde beim Motorrad variiert je nach Schule zwischen 60 und 80 Euro. Die praktische Ausbildung erfordert für Auto und Motorrad mindestens 16 Fahrstunden, wer bei der Prüfung durchfällt, muss noch einmal mindestens acht Stunden absolvieren, bevor er seine zweite Chance erhält. Die Durchfallquote in der praktischen Fahrprüfung, erfuhren wir von Fernand Mayer, liege bei etwa 45%. Die durchschnittliche Zahl der Fahrstunden bei Auto und Motorrad liegt bei etwa 24 Stunden, erklärte mir ein Fahrlehrer von der Mosel. Fernand Mayer dazu: «Natürlich gibt es Kandidaten, die nach 16 Stunden reif für die Prüfung sind, es gibt auch andere, die zögern und aus eigener Initiative zusätzliche Stunden verlangen.
Es gibt auch Schüler, die meinen, mit 16 Stunden genug zu haben, obwohl wir ihnen einige mehr anraten.» So zwischen 60 und 70 Euro kostet eine Fahrstunde, bei Motorrädern ist es etwas mehr, denn hier sind ja zwei Gefährte, Auto und Motorrad, im Einsatz. «Billig ist ein Führerschein ja nicht», meint Fernand Mayer. «Wir wollen unsere Schüler optimal auf die Fahrprüfung vorbereiten, aber beide Seiten haben Interesse daran, dies ohne überflüssige Stunden zu schaffen.» «Theoretisch und im besten Fall», rechnet der Fahrlehrer von der Mosel, «kostet der Autoführerschein so um die 1.090 Euro. Das sind 16 Fahrstunden plus Examen. Vielen erscheint das zu teuer, aber dann sollten sie bedenken, dass sie sich als Führerschein-Neuling in ihren Neuwagen setzen, der nicht selten um die 30.000 Euro kostet, und da sind die 1.090 Euro für die Ausbildung doch sicherlich nicht übertrieben.»
Führerschein-Kosten in der EU
Wer sich mit dem Pkw als Kapitän des Straßenasphalts betätigen will, kommt an der Führerschein-Prüfung nicht vorbei. Dass die Kosten für den Erhalt der Fahrerlaubnis oft ans Eingemachte gehen und so manches Sparschwein zur Schlachtung verdammt ist, versteht sich dabei von selbst. Starke Kostenunterschiede gibt es je nachdem, in welchem Land man die Fahrerlaubnis erwirbt. Laut einer EU-Richtlinie kann diese aber nur in dem Land erworben werden, in dem der angehende Fahrer seinen Hauptwohnsitz hat. Grund genug für uns, mal über die Grenzen zu blicken und in diversen Internetportalen nach den Durchschnittspreisen zu stöbern.
Genau wie in Luxemburg ist auch im Ausland der Anschaffungspreis nicht klar voraussehbar. Bei unseren französischen wie auch deutschen Nachbarn können die Preise bereits je nach Bundesland bzw. Region schwanken.
In unserer Grenzregion ist demnach Belgien scheinbar am günstigsten. Hier kostet die Fahrprüfung zwischen 800 und 1.300 Euro. Im Hexagon liegt der Durchschnitt bei 1.300 Euro, während in Deutschland die Kosten mit um die 1.500 Euro beziffert werden. Noch krassere Preisunterschiede – Europa lässt grüßen – kann man in den diversen EU-Ländern feststellen. Zwischen 100 und 3.500 Euro scheint hier alles möglich.
Auffallend ist, dass sich die Kostenschere innerhalb Europas breit öffnet. Mit Abstand am teuersten ist der Pkw-Führerschein in Norwegen. Im Königreich, das übrigens nicht Mitglied der EU, allerdings Mitglied des grenzfreien Schengen-Raums ist, muss ein Aspirant 3.000 bis 3.500 Euro für die Fahrerlaubnis einplanen. Den tiefsten Preis konnten wir in Bulgarien ausmachen. Hier sollen lediglich um die 100 Euro für den Schein verlangt werden.
In der südlichen Sphäre Europas sind die Preise um die 700 bis 1.000 Euro gestaffelt, während der allgemeine europäische Schnitt für den Erhalt des «Lappens» bei um die 1.500 Euro liegt. RSp
Winterpause für Motorräder
Wer sind die besseren Fahrschüler – Jungen oder Mädchen? «Schwer zu sagen», meinte Herr Tavares von der gleichnamigen Fahrschule aus dem Süden des Landes. «Eigentlich gibt es da keine Unterschiede. Mit fällt nur auf, dass es bei den 16-jährigen Anwärtern auf den kleinen Motorradführerschein etwas komplizierter ist. Denn die haben überhaupt keine Erfahrung, sind nie Motorrad gefahren, auch kein Auto, und entdecken erst jetzt, wie hart es draußen auf der Straße zugeht.»
Motorrad-Anwärter werden sich demnächst an den warmen Kamin zurückziehen können. In den Fahrschulen haben Motorräder von Frühjahr bis Herbst Konjunktur, Ende Oktober oder spätestens, wenn die Witterungsbedingungen es nicht mehr erlauben, ist dann Pause für die «Moto-Ecoles».
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können