Die Brände an der französischen Atlantikküste beherrschten in den vergangenen Wochen die Schlagzeilen der Presse in unserem Nachbarland. Doch nicht nur in den Kieferwäldern von Arcachon oder in den anderen Gebieten ringsum Bordeaux fanden die Feuer Nahrung. Insgesamt sind bislang in diesem Sommer in Frankreich mehr als 20.000 Hektar Wald und Wiesen verbrannt, etwa 37.000 Menschen mussten vorübergehend ihre Häuser aus Sicherheitsgründen verlassen. Etlichen zerstörten die Brände Haus und Existenzen.
Rings um den Mittelmeerraum vermeldeten die Agenturen immer wieder neue Brände. Entlang der kroatischen Adriaküste waren viele Wälder in Flammen aufgegangen. In Italien brannte es in der Toskana, in den Abruzzen, auf Sardinien und Sizilien.
Urlauber auf Mallorca sahen im Hinterland die Wälder brennen. Auf dem spanischen Festland brannten Wälder in der Region Extremadura, bei Málaga oder auch bei Barcelona.
Wie fast in jedem Jahr brechen auch in diesem Sommer auf den griechischen Inseln sowie auf dem Festland Feuer in den Wäldern aus. Anhaltende Hitze von über 42 Grad Celsius und darüber hinaus anfachende Winde erschweren Feuerwehren und Rettungskräften das Bekämpfen der Flammen. In allen europäischen Staaten sind auch Einheiten des Militärs zur Brandbekämpfung eingesetzt.
Stabile Hochs – anhaltende Hitze
Seit Wochen etablieren sich über Süd- bis Mitteleuropa stabile Hochdruckzonen. Im Sommer heißt dies: steigende und lang anhaltende, hohe Temperaturen. Mehrfach meldeten unsere Nachbarländer Rekordtemperaturen. Sprach man früher noch von Langzeitspitzenwerten, so müssen wir diese nun von Jahr zu Jahr revidieren.
Nebst verheerenden Trockenperioden – Italiens Bauernverband befürchtet für das laufende Jahr einen Ernteausfall bis zu 70 Prozent in einigen Regionen – erhöht sich die Gefahr von Wald- und Feldbränden. Denn der Boden vor allem unter Nadelgehölzen trocknet aus, das Bett aus abgestorbenen Kiefern-, Pinien- oder Fichtennadeln gibt den perfekten Zündstoff, um einen Brand im Wald auszulösen.
Dazu bedarf es einer Zündtemperatur von etwa 280 bis 300 Grad. Nur in seltenen Fällen entsteht ein Brandherd auf natürliche Weise, dann beispielsweise, wenn ein Blitz einschlägt. In den meisten Fällen sind die Brände von Menschen verursacht. Eine weggeworfene Zigarettenkippe kann einen Brand ebenso auslösen wie die Hitze unter einem Autokatalysator. Einmal gezündet, kann der Brand schnell auf Unterholz, Gebüsche und Bäume übergreifen.
Dabei kann man verschiedene Waldbrandtypen unterscheiden. Bei Bodenfeuern nähren sich die Flammen vor allem von heruntergefallenen Nadeln und Blättern. Solche Brandherde sind in der Regel schnell beherrschbar und gut eindämmbar. Schwieriger wird es bei Kronenbränden. Hier schlagen die Feuer hoch in die ausgetrockneten Baumkronen, finden dort genügend Sauerstoff und können sich bei starken Winden rasend ausbreiten.
Ebenso schwierig wie Kronenbrände sind auch Erdbrände – zum Beispiel in trockenen Mooren – zu bekämpfen, vor allem deswegen, weil die Glutnester sich unterirdisch weiterfressen können und schwer auszumachen sind.
Klimawechsel vermehrt Waldbrandgefahr
Es ist mittlerweile unbestritten, dass der von uns Menschen verursachte Klimawechsel erheblichen Einfluss auf unser Wettergeschehen hat. Im Einhergehen mit der weltweiten Klimaerwärmung hat sich die Fließgeschwindigkeit des Golfstroms deutlich verlangsamt. In diesem Zusammenhang halten sich auch Luftströmungen, die in Höhe von 10.000 Metern von West nach Ost in Europa einströmen, über längere Zeit stabil und verursachen in der Folge anhaltende Hitzewellen. Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) beobachteten diese Entwicklung in Europa über den Zeitraum der vergangenen 40 Jahre und haben dabei einen Anstieg der Hitzewellen um 30 Prozent verzeichnet. Die Wissenschaftler des PIK gehen davon aus, dass sich – sollte nicht eine drastische Reduzierung der Klimaerwärmung erreicht werden – diese Tendenz in den kommenden Jahren dramatisch fortsetzen wird.
Unfälle und Brandstiftung
Doch nicht allein der von den Menschen verursachte Klimawandel begünstigt die Vielzahl der Waldbrände. In den meisten Fällen sind es die Menschen selbst, die die Feuer verursachen. Häufig ist es nur Fahrlässigkeit, die zu einem verheerenden Brand führt. Da ist die aus dem Auto- oder Zugfenster herausgeschnippte Zigarettenkippe, das Grillen auf dem im Wald gelegenen Campingplatz, die Fahrt mit dem Auto über ein abgeerntetes Feld, über eine Wiese. Kleine Ursachen, die gewaltige Folgen nach sich ziehen können.
Und natürlich darf in dieser Aufzählung auch nicht der Vorsatz fehlen: Pyromanen, die Feuer legen. Oder auch kriminelle Bodenspekulanten, die ganze Landstriche mit Bränden verwüsten, um im Ergebnis billiges Bauland zu erzielen. Die Staatsanwaltschaften von Sizilien, Sardinien, in Spanien und Griechenland – um nur einige Beispiele zu nennen – ermitteln Jahr für Jahr erneut zu diesen Straftaten, ohne die Übel mit der Wurzel ausrotten zu können. Zu viel Geld steht dabei zu gewinnen, dass das organisierte Verbrechen nicht zurückschreckt, Natur und Menschen zu schädigen und zu bedrohen. Schon längst spricht man in Italien von der „Ecomafia“, zu deren kriminellen Aktivitäten auch die gezielte Brandstiftung zählt.
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