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WeltwirtschaftEuropas Handelsbilanz verkraftet die Folgen des Krieges

Weltwirtschaft / Europas Handelsbilanz verkraftet die Folgen des Krieges
Im Juni haben die Länder des Euroraums im internationalen Warenverkehr einen Überschuss von 23 Milliarden Euro verbucht Foto: AFP/Nhac Nguyen

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Die russischen Vorbereitungen für die Invasion der Ukraine und die künstlich erzeugten Engpässe am europäischen Energiemarkt hatten ab Mitte 2021 die Energiepreise in die Höhe getrieben. Diese drückten das traditionell positive Saldo der Handelsbilanz dann ins Negative. Erst seit Mitte dieses Jahres verbucht der Währungsraum wieder Überschüsse im Warenhandel mit dem Rest der Welt.

Während mehr als zehn Jahren war Europas Handelsbilanz eine Stütze für die Volkswirtschaft der Europäischen Union. Jahr für Jahr konnte sich die Ländergemeinschaft darüber freuen, für mehr Geld Waren in der Welt verkauft zu haben, als man selber importiert hatte. Im Juli 2021 beispielsweise gab es ein Plus von immerhin 19 Milliarden Euro, das allein die Euroländer in ihrem Handel mit dem Rest der Welt verzeichnet hatten.

Doch seit Oktober 2021 ist es mit den guten Zahlen vorbei. In dem Monat haben die Länder des Währungsraums ein Defizit von 0,6 Milliarden Euro im Warenhandel verbucht. Es war kein monatlicher Ausreißer, sondern eine Trendwende. In den Monaten danach wuchs das Defizit weiter: 4,8 Milliarden im November, 9,6 Milliarden im Dezember, 30 Milliarden Euro im Januar.

Hintergrund der Trendwende war ein spürbarer Anstieg bei den Importen. Die höheren Energiepreise machten sich in den Zahlen der Staatengemeinschaft, die vom Import abhängig ist, bemerkbar. Im Jahr 2020 waren die beiden wichtigsten Energieträger der Europäischen Union Erdölprodukte (35 Prozent) und Erdgas (24 Prozent). Eine untergeordnetere Rolle spielten Erneuerbare (17 Prozent), Atomstrom (13 Prozent) und Kohle (10 Prozent).

Abhängig von Energie-Importen

Mit dem Ausbruch des Krieges, Sanktionen und Gegensanktionen verschlechterten sich die Zahlen der Handelsbilanz dann noch weiter. Im August erreichte das Saldo mit 54 Milliarden Euro einen absoluten Tiefststand. Etwas mehr als ein Jahr zuvor, im Juli 2021, hatte noch ein Plus von 19 Milliarden Euro in den Büchern gestanden.

Erst nachdem sich die Preise auf den Weltmärkten nach und nach vom Kriegsschock erholt hatten, besserten sich auch die Zahlen der Handelsbilanz der Eurozone wieder. Im September 2022 lag das Minus nur noch bei 37, im Oktober bei 30 und im November bei 14 Milliarden Euro.

Im Februar und März 2023 lag das Saldo dann bereits wieder im Plus. Im April folgte zwar ein Defizit von zwölf Milliarden, doch im Juni 2023 stand wieder ein deutlicher Überschuss von 23 Milliarden Euro in den Büchern, ähnlich wie vor dem Krieg, wie die neusten Zahlen von Eurostat zeigen.

Rückblick auf die letzten zehn Jahre: das monatliche Saldo der Handelsbilanz der Eurozone
Rückblick auf die letzten zehn Jahre: das monatliche Saldo der Handelsbilanz der Eurozone

Im ersten Halbjahr 2023 bezifferten sich die Warenexporte des Euroraums in die übrige Welt auf 1.434,9 Milliarden Euro (ein Anstieg von 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum). Gleichzeitig sind die Importe auf 1.429,6 Milliarden Euro (ein Rückgang von 7,3 Prozent) gegenüber Januar-Juni 2022 gesunken. In der Folge verzeichnete der Euroraum im ersten Halbjahr 2023 einen Überschuss von 5,3 Milliarden Euro, verglichen mit einem Defizit von 151,8 Milliarden von Januar-Juni 2022, berichtete Eurostat Mitte August in einer Pressemeldung.

Geholfen haben bei der Verbesserung dürfte auch, neben der Entwicklung der Energiepreise insgesamt, dass sich der Eurokurs (zum US-Dollar) nach Beginn der Zinserhöhungen durch die EZB von seinem 20-Jahres-Tiefststand im September 2022 wieder erholt hat. Das macht Energie-Importe, die in US-Dollar bezahlt werden, zusätzlich günstiger.

Insgesamt haben die Länder der Europäischen Union in den ersten sechs Monaten des Jahres für 282 Milliarden Euro Energie importiert. Das sind 25 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das Defizit im Bereich „Energie“ ist so von 291 auf 212 Milliarden Euro geschrumpft.

Der wichtigste Handelspartner der EU-Länder in den vergangenen sechs Monaten waren die USA. Mit dem Land erwirtschaftet die Staatengemeinschaft einen Überschuss von 73,7 Milliarden Euro. Zweitwichtigster Handelspartner ist China, mit dem die EU ein großes Handelsdefizit von 148,7 Milliarden Euro aufweist (Vorjahr: Defizit von 189,3 Milliarden). Danach folgen Großbritannien, die Schweiz und die Türkei. Mit den dreien erwirtschaftet die EU jeweils einen Handelsüberschuss.

Der fünftwichtigste Handelspartner der EU ist Norwegen. Russland derweil ist nur noch der zehnt-wichtigste Handelspartner der EU. Vor wenigen Monaten war das Nachbarland noch der fünft-wichtigste.


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