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EditorialEuropa muss gegen die Hungertragödie in Syrien einschreiten

Editorial / Europa muss gegen die Hungertragödie in Syrien einschreiten
Ein syrisches Flüchtlingskind sitzt mit seiner Mahlzeit in einem Flüchtlingslager in der libanesischen Bekaa-Ebene: In dem unter einer Wirtschaftskrise und unfähigen Politikern leidenden Libanon sind die Menschen aus Syrien immer weniger willkommen und werden aufgefordert, in ihr Land zurückzukehren Foto: AFP/Anwar Amro

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Unter dem Datum des 1. Juli 2015 ist auf der Internetseite des Welternährungsprogramms (WFP, World Food Programm) zu lesen: „WFP muss Nothilfe für syrische Flüchtlinge weiter kürzen.“ Die Weltgemeinschaft war offenbar nicht mehr bereit, den Menschen aus Syrien, die vor dem Krieg geflohen waren, den der Diktator des Landes, Baschar al-Assad, gegen sie entfacht hatte, das Allernötigste zum Leben bereitzustellen. Was danach folgte, ist mittlerweile in die Geschichtsbücher eingegangen: Hunderttausende erhoben sich in den Lagern im Libanon, in Jordanien und der Türkei und zogen in Richtung Europa. Wo sie im Herbst 2015 eintrafen. Allein in Deutschland kamen rund eine Million Menschen an.

Unter dem Datum des 13. Juni 2023 ist auf der WFP-Internetseite folgender Titel zu lesen: „Syrien in der Krise: Kürzungen der Lebensmittelrationen werden Millionen von Menschen in schweren Hunger stürzen“. Den Helfern des WFP fehlen wieder viele Millionen Euro, um 5,5 Millionen Menschen zu ernähren. Von den Kürzungen werden 2,5 Millionen Menschen betroffen sein, von denen das WFP behauptet, dass sie jetzt schon nur halbe Rationen bekommen, mit denen sie kaum überleben können. Viele werden demnach künftig noch weniger als das Nötigste zum Essen haben, das ist im besten Fall nur etwas mehr als nichts.

Wir sollten uns daher nicht wundern, wenn in den kommenden Monaten der „Migrationsdruck“, wie es so schön heißt, auf die EU-Staaten wieder steigen wird. Wenn auf der sogenannten „Balkanroute“ Zehntausende Menschen Richtung Norden unterwegs sein werden. Oder eine Katastrophe, wie sie dieser Tage aus den Küstengewässern vor Griechenland gemeldet wird, bei der vermutlich Hunderte Menschen vor allem aus Syrien, Afghanistan und Pakistan ertrunken sind, sich in den kommenden Monaten wer weiß wie oft wiederholen wird. Es muss nicht so kommen. Doch die Erfahrung lehrt uns, dass es durchaus möglich ist. Und zwischen den Optionen, auf der Stelle sitzen zu bleiben und zu verhungern oder aber woanders nach Nahrung zu suchen, dürften wohl viele Letztere wählen.

Es ist zu hoffen, dass in den kommenden Tagen zumindest der europäische Teil der Staatengemeinschaft seinem humanitären Selbstverständnis nachkommt und die nötigen Mittel zur Verfügung stellt, damit den Menschen in Syrien wieder ausreichend Nahrungsmittel zur Verfügung gestellt werden können. Denn offensichtlich sind die Machthaber in Syrien und ihre alten sowie wiedergefundenen Freunde nicht in der Lage, die Menschen im Land wenigstens zu ernähren. Von Russland, das in den vergangenen Jahren als Schutzmacht des syrischen Regimes aufgetreten ist, haben die Hungerleider in Syrien offenbar nichts zu erwarten. Wer bereit ist, Hunderttausende seiner jungen Leute in einem Krieg zu verheizen – abgesehen von den vielen Opfern in der Ukraine –, nur um zu verhindern, dass sich in seinem vermeintlichen Vorhof weder Demokratie noch Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte dauerhaft durchsetzen, dessen Mitgefühl dürfte sich angesichts der Tragödie in Syrien in Grenzen halten. Zudem hat Moskau mit seinem Krieg in der Ukraine auch die Versorgung vor allem der ärmsten Länder der Welt mit Getreide erschwert.

Doch auch die arabischen Staaten, die im Mai den syrischen Diktator nach zwölf Jahren Ächtung wieder in ihrer Mitte, der Arabischen Liga, aufgenommen haben, scheinen nicht viel für das Schicksal der arabischen Brüder und Schwestern übrig zu haben. Dabei müssten die vorjährigen Ölpreise die royalen Schatullen in den Golfmonarchien doch zum Sprudeln gebracht haben.

Fluchtursachen bekämpfen, heißt es immer wieder im Kreis der EU-Minister, wenn das Thema Migration auf der Tagesordnung steht. Das kann hier durch die Unterstützung des WFP sehr leicht getan werden. Und nicht nur für Syrien gehen die Lebensmittelhilfen aus.

liah1elin2
20. Juni 2023 - 15.45

@der böse Ami Die europäischen Kolonialmächte haben in ihrer Zeit in Afrika nicht nur alles rücksichtslos ausgebeutet was möglich war, sie haben auch die deren Stammeskulturen zerschlagen. Und die Günstlinge der Koloniarherren haben später fortgesetzt, was sie gesehen haben, also wie Gewaltherrschaft und Korruption funktioniert. Zu wundern, dass grosse Bevölkerungsteile von dort wegwollen in der Hoffnung auf ein würdiges Leben, sollten wir uns nicht. Das hat jetzt nicht direkt mit Syrien zu tun, aber Sie haben den Afrikanischen Kontinent erwähnt.

der böse ami
20. Juni 2023 - 9.46

der böse westen, die linke mär. wenn heute halb afrika nach europa will könnte das auch mit den korrupten Eliten dieser länder zusammenhängen. man nenne mir einen "richten" (Regierung) zwischen Tunesien und Süd-afrika. wie viele hundert Milliarden euros/dollars (wenn nicht Billionen) sind in den letzten 60 jahren nach Afrika geflossen? hat das irgendwas bewirkt? ist heute der irak nicht besser dran als unter Saddam? in Syrien bomben die Türkei, Iran und die russen.

liah1elin2
20. Juni 2023 - 0.07

Wir werden all diese humanitäre Katastrophe nicht verhindern können, sei es, wie Jeff meint, die Schuld der Amerikaner und Westen, oder die Russen die nach Trumps Rückzug dankbar erben konnten und weite Teile des Landes brutalst vernichted haben. Der Migrationsdruck wird extrem zunehmen, denn wo sollen diese unschuldig schwer geprüften Leute hin, wenn nicht nach Europa. Putin wirds freuen, hofft er doch dadurch die EU zu destabilisieren.

Jeff
18. Juni 2023 - 10.24

@europa - wisou sollen déi Länner fir den Schued opkommen den de Westen, a speziell d‘Amerikaner verursaacht hunn, opkommen?

europa
17. Juni 2023 - 15.41

in einem Punkt muss ich dem Jang National recht geben, die reichen Ölstaaten müssten ihr Geld für diese menschen, Regionen einbringen. aber nein, es muss ein Fussballclub für 6 Milliarden sein (Manu, oder PSG, usw.) diese Flüchtlingsströme müssen auch eher die arabische Liga, oder Afrika. Liga beschäftigen. aber, nein das soll Europa machen. aber wird der normalo-europäer gefragt ob er diese massen Immigration will? mit allen Nachteilen, Vorteile sehe ich jetzt nicht? da wird immer von den europäischen werten geschwatzt, blablabla....