Es war am 9. März des vergangenen Jahres, als an Luxemburgs Tankstellen Panik ausbrach. Lange Schlangen bildeten sich an jenem Mittwoch ab 18 Uhr vor den Zapfsäulen im Großherzogtum. Die Medien hatten gerade berichtet, dass der Maximalpreis für Diesel um Mitternacht um sagenhafte 38 Cent steigen wird. Die bis dato nicht erreichte Marke von 2,112 Euro erklomm der Preis – ein Level, das in der langen Tradition Luxemburgs als Destination für Tanktouristen sonders Gleichen sucht.
Grund für die Turbulenzen auf den Anzeigetafeln der Luxemburger Tankstellen war der Ausbruch des Kriegs in der Ukraine zwei Wochen zuvor – und dessen Folgen für die Kraftstoffversorgung der Europäischen Union. Denn der Staatenbund war zumindest bis zum vergangenen Jahr abhängig von Diesellieferungen jenes Aggressors, gegen den es ab Februar Sanktionen um Sanktionen verhängte: Russland.
Dass die EU überhaupt Diesel importieren muss, hat einen einfachen Grund. Raffinerien produzieren nicht Diesel oder Benzin, es fallen immer beide Produkte in „relativ fixen Proportionen“ ab, wie Romain Hoffmann vom „Groupe pétrolier luxembourgeois“ im vergangenen Sommer dem Tageblatt erklärte. In Europa wurde in der Vergangenheit immer mehr und mehr Diesel verbraucht. Traditionell verkaufte die EU Benzin-Überschüsse an afrikanische Länder oder die USA und importierte dafür Diesel – vor allem aus Russland.
Große Ölkonzerne hatten bereits kurz nach Kriegsbeginn angekündigt, aus Russland kein Öl mehr beziehen zu wollen. Was die Endprodukte Diesel und Heizöl angeht, zeigen Zahlen von Eurostat jedoch eine andere Wahrheit: Zumindest bis Oktober – nur bis zu diesem Zeitpunkt liegen Daten vor – hat sich die Menge an Diesel und Heizöl, die aus Putins Reich nach Europa fließt, so gut wie gar nicht verändert.
Ab Sonntag greifen weitere EU-Sanktionen gegen Moskau, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet. „Schon seit Anfang Dezember darf ja kein russisches Rohöl mehr per Tanker eingeführt werden, seit Anfang Januar verzichtet Deutschland auch auf Importe über die Pipeline Druschba.“ Ab 5. Febrar wolle die EU auch keine Raffinerieprodukte wie Diesel, Benzin oder Schmierstoffe mehr aus Russland abnehmen, um es Putin zu erschweren, seinen Angriffskrieg zu finanzieren. Sprich: Zwischen 15 und 20 Prozent des Verbrauchs (Stand Oktober) müssen ersetzt werden.
Luxemburg ist – natürlich auch wegen Tanktouristen und Grenzgängern – mit großem Abstand EU-Spitzenreiter, was den Kraftstoffverbrauch angeht. In den zwölf Monaten von November 2021 bis Oktober 2022 wurden ins Großherzogtum laut Eurostat 1,5 Millionen Tonnen Dieselprodukte geliefert. Pro Einwohner sind das unfassbare 2,35 Tonnen. Zum Vergleich: Das Autoland Deutschland kommt hier auf einen Wert von 0,58 Tonnen, der EU-Schnitt liegt bei 0,54.
Was passiert also, wenn ab Sonntag das neue Russland-Embargo inkraft ist – und der Hahn tatsächlich komplett zugedreht wird? Geht dem Super-Importeur Luxemburg dann der Sprit aus? Das haben wir Jean-Marc Zahlen vom Mineralölverband „Groupement énergies mobilité Luxembourg“ (vormals „Groupement pétrolier luxembourgeois“, GPL) gefragt.
Herr Zahlen – wird Diesel in Luxemburg knapp werden?
Jean-Marc Zahlen, GPL: Die Auswirkungen des EU-Importstopps auf das Angebot im europäischen Markt hängt davon ab, ob und wie schnell Alternativen gefunden werden und ist somit mit einer größeren Unsicherheit verbunden. Verschiedene europäische Länder wie Deutschland sind noch stark abhängig von russischen Mitteldestillaten und werden die Nachfrage auf anderen Märkten anheben. Stand heute gehen wir nicht davon aus, dass die Versorgungssicherheit für Luxemburg auf kurzer Frist impaktiert wird.
Wird in Luxemburg derzeit noch Diesel oder Heizöl verkauft, das ursprünglich aus Russland kommt?
Nein. Es könnte natürlich sein, dass auch russische Produkte über den ARA-Raum, also Belgien und die Niederlande, in Luxemburg landen. Das kann man nicht nachvollziehen. Aber Luxemburg importiert kein Diesel oder Heizöl direkt aus Russland. Der EU-Importstopp hat sozusagen keine Auswirkung auf die Herkunft der Produkte in Luxemburg.
Wohin denken Sie bewegt sich der Preis ab dem Boykott in Luxemburg?
Der Dieselpreis hat in den vergangenen Wochen schon angezogen und spiegelt somit bereits teilweise die Erwartungen des Importstopps wider. Wie wir seit Beginn des Krieges in der Ukraine gesehen haben, gibt es heute eine sehr hohe Preisvolatilität auf dem Markt und somit ist es schwierig oder sogar unmöglich, Preistendenzen für die nächsten Wochen zu erfassen.
Wie will die EU Preissteigerungen verhindern?
Wie schon beim Importstopp für Rohöl will die EU zusammen mit den neuen Einfuhrbeschränkungen einen Preisdeckel für russische Erdölprodukte durchsetzen. Das heißt, sie will Russland gemeinsam mit Partnern wie den USA zwingen, diese Stoffe an Drittstaaten unter Marktpreis zu verkaufen. Funktionieren soll das so: Wichtige Dienstleistungen für die russischen Exporte – etwa Transporte westlicher Reedereien oder Versicherungen – sollen nur dann ungestraft möglich sein, wenn der Preis des exportierten Guts die gesetzte Obergrenze einhält. Ziel der EU: Die Kombination aus Importstopp und Preisdeckel sollen Russlands Einnahmen „signifikant reduzieren“ und zugleich die globalen Preise stabilisieren. Aus Sicht von Habecks Ministerium hat dieses Rezept bisher funktioniert: „Der globale Ölpreis ist stabil, und die erzielten Preise für russisches Rohöl und damit die russischen Staatseinnahmen haben sich reduziert.“
Wie viele Erdölprodukte importierte die EU zuletzt aus Russland?
Noch im Oktober 2022 exportierte Russland nach den jüngsten Zahlen des EU-Statistikamtes Eurostat Erdölerzeugnisse wie Diesel im Wert von mehr als 2,3 Milliarden Euro in die EU. Allein nach Deutschland gingen damals Produkte im Wert von rund 558 Millionen Euro. Der russische Energieexperte Alexej Belogorjew bezweifelt, dass die EU den Lieferanten einfach so ersetzen kann. Allein an Diesel habe Russland bisher täglich 600.000 Barrel geliefert; die USA, Saudi-Arabien und Indien zusammen kämen auf 200.000 Barrel. Trotzdem erwarten Experten, dass die Sanktionen die russische Erzeugung von Erdölprodukten drücken werden – um 15 Prozent auf etwa 230 Millionen Tonnen in diesem Jahr.
Tut das Embargo Russland wirklich weh?
Niemand in Russland gibt Sanktionsschmerzen zu. Vielmehr betont die Führung in Moskau, dass sich das Öl auf dem Weltmarkt ohnehin vermische und sich andere Absatzwege finde – in Indien etwa. Allerdings muss Russland große Preisnachlässe gewähren, laut dem Düsseldorfer Energieexperten Jens Südekums etwa 30 Prozent im Vergleich zu westlichen Ölsorten. 2022 sind Russlands Einnahmen aus dem Verkauf von Gas und Öl nach Angaben von Vize-Regierungschef Alexander Nowak noch um knapp ein Drittel gestiegen. Die Ausfuhr von Erdöl habe um sieben Prozent zugelegt. Das EU-Embargo gegen Rohöl auf Tankern griff aber erst zum 5. Dezember. Bei Gas gibt es kein Embargo, sondern Russland selbst hat die Exporte in die EU gedrosselt. Nowak räumt Unsicherheiten ein im Blick auf künftige Einnahmen. Zugleich hofft Russland auf Milliardengebühren, wenn es statt eigenen Öls künftig das schwarze Gold aus der Ex-Sowjetrepublik Kasachstan durch die russische „Druschba“ nach Deutschland durchleitet.
Wird das EU-Embargo eingehalten?
Russland hat nach einer Recherche des Economist Wege gefunden, das Öl-Embargo zu umgehen. Demnach entwickelt sich ein Graumarkt mit eigenen Schiffs- und Versicherungskapazitäten, teils gestützt auf Garantien des russischen Staats. Mit Blick auf die neue Embargo-Stufe sieht auch Ökonom Südekum Schlupflöcher: „Ein Haupteffekt des Embargos wird sein, dass russischer Diesel nicht mehr direkt in die EU gelangt, wohl aber indirekt. Russland liefert an Nationen wie Indien oder Saudi-Arabien, die das billige Öl einkaufen, in ihren Raffinerien verarbeiten und uns dann den Diesel verkaufen.“ Das sei sicher nicht Sinn des Embargos. Aber selbst wenn es gelänge, diese Umgehungsstrategien zu unterbinden, „dann wäre die Frage der Diesel-Preise in Europa auch sicher kritischer“. Mit anderen Worten: Diese Einfuhren verhindern noch größere Knappheit in der EU. (dpa)
Und schon wieder werden unsere Löhne und Ersparnisse draufgemacht für Selenskys Kriegsspielzeuge... es ist zum kot..n!
@ JJ/ " So geht Statistik" Dank der Statistik bleibt kein Geschäftsmodel spurlos;)
@ JJ : Jo, rem eng Stat fir an den ronnen Eemer !
Wenn man Geld hat, sollte man jetzt bei Aramco investieren.
Habe Anfrage für Diesel nach Malta gesendet, Cargolux muss noch bereit sein! :-)
"Das Autoland Deutschland kommt hier auf einen Wert von 0,58 Tonnen, der EU-Schnitt liegt bei 0,54." So geht Statistik. Dass das Autoland nach Luxemburg zum Tanken kommt geht daraus nicht hervor. Aber da sind ja auch noch billige Zigaretten,Alk usw. Alleine die LKW-Flotte macht einen Umweg über Luxemburg.
Dann verkeeft de Putin sein Diesel un Indien , a mir kaafen vun Indien. Da verdengen dei' alt och nach eppes d'un. Daat do as lachhaft. As daat een Uerder vum Flintenuschi ?