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EU-Debatte: Luxemburger Regierung für Abschaffung der Zeitumstellung

EU-Debatte: Luxemburger Regierung für Abschaffung der Zeitumstellung

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Freuen Sie sich schon darauf, am Sonntagmorgen durchs Haus zu laufen und sämtliche Uhren umzustellen? Oder gehören Sie vielleicht zu den vielen Luxemburgern, die die halbjährlichen Zeitumstellungen satthaben? Letztere können sich Hoffnung machen. Denn die EU-Kommission will, dass Europa mit dem Uhrendrehen Schluss macht. Die Luxemburger Regierung unterstützt die Idee.

«Bewertung der Gruppenfreistellungsverordnung von Schifffahrtskonsortien.» «Verstärkte Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Arbeitsverwaltungen.» «Verordnung über einen Verhaltenskodex in Bezug auf Computerreservierungssysteme.» Die Themen, zu denen die EU-Kommission mit ihren Öffentlichen Konsultationen üblicherweise Meinung und Gefühlslage der Bürger erforscht, lassen diese in aller Regel relativ kalt.

Die Umfrage, die von Anfang Juli bis Mitte August auf dem Internetportal der Kommission geschaltet wurde, sorgte dagegen für eine Rekordbeteiligung. 4,6 Millionen Menschen – immerhin rund ein Prozent der EU-Bürger – machten mit. «Damit hat diese Konsultation so viele Reaktionen hervorgerufen wie nie eine andere zuvor», verkündete die Presseabteilung der Kommission im September stolz. Kein Wunder, denn es ging um ein Thema, das insbesondere die Mitteleuropäer seit einer gewissen Zeit zu hitzigen Debatten über Vor- und Nachteile verleitet: die Zeitumstellung.

Die lässt auch in Luxemburg Gemüter hochkochen. Jeweils 2016 und 2017 verlangten Luxemburgerinnen in Petitionen die «Abschaffung der Sommerzeit». Und auch die Politik mischte sich ein. Landwirtschaftsminister Fernand Etgen beklagte zur Winterzeitumstellung im vergangenen Oktober, dass die Nutztiere arg daran litten. «Lasst uns an die Tiere denken, deren innere Uhr durcheinandergerät», forderte der DP-Mann damals. Das gelte auch für Kinder, Kranke und Ältere.

Besser Sommer als Winter

Die Chamberpetitionen schafften es nicht über die 4.500-Unterschriften-Hürde. Und auch Etgen konnte sich mit seiner Idee nicht durchsetzen. Dass der Erfolg ausblieb, könnte auch daran gelegen haben, dass sich sowohl der Politiker als auch die Petentinnen ausgerechnet die Sommerzeit vorgeknöpft hatten. Hat die Konnotation, dass dadurch laue Abende auf der Terrasse der Vergangenheit angehören könnten, etwa einige Bürger abgeschreckt? Bei ihrer eigenen Umfrage fragte die EU-Kommission die Europäer erst, ob die Zeitumstellung an sich abgeschafft werden soll. Und dann, welche Zeit gelten solle: «Permanente Standardzeit» oder «permanente Sommerzeit». Da fiel vielen die Entscheidung offenbar leichter. Während beide Chamber-Petitionen insgesamt nur von 813 Menschen unterzeichnet wurden, klickten sich 10.700 Luxemburger durch die Kommissionsumfrage. 80 Prozent stimmten für die Abschaffung der Zeitumstellung. Und 60 Prozent für die ewige Sommerzeit.

Und obwohl bei den großen Parteien über die Fragestellung offenbar noch Ratlosigkeit herrscht: Das ist auch die Linie, die die Luxemburger Regierung beim informellen Ministerrat in Graz vertreten will. Dort soll die Umstellung der Uhrzeit in der nächsten Woche erstmals Thema sein. «Luxemburg ist für die Abschaffung der Zeitumstellung», sagt Sam Weissen von der ständigen Vertretung Luxemburgs bei der EU. Der Rest der Union hadert allerdings noch damit, Position zu beziehen. «Das hängt damit zusammen, dass sich die Mitgliedstaaten für eine Zeit entscheiden müssen», sagt Weissen. Sprich: Neben der reinen Abschaffungsfrage müssen die Länder auch klären, welche Zeit bei ihnen in Zukunft gilt. Die EU-Kommission lässt ihnen nämlich die Wahl: entweder permanent Standardzeit oder permanent Sommerzeit.

Welche Zeit gilt in Zukunft in Luxemburg?

Jean-Claude Juncker will, dass im kommenden März zum letzten Mal auf Sommerzeit umgestellt wird. Staaten, die auf Winterzeit umstellen möchten, sollen das im Oktober 2019 ein letztes Mal tun. «Die Zeit drängt», sagt der Kommissionspräsident in seiner Rede zur Lage der Union im September. Geht es nach Juncker, soll es das dann gewesen sein mit dem Uhrendrehen. Weissen hält diesen Zeitplan für unrealistisch. «Die zeitlichen Ambitionen der Kommission sind etwas optimistisch», sagt er. Einige Staaten hätten jetzt erst entschieden, welches Ministerium überhaupt für das Projekt Uhrzeit zuständig ist. Zudem müsse auch das Europäische Parlament dem Plan noch zustimmen. «Es wird eher 2021 werden, bis die Zeitumstellung abgeschafft werden kann», sagt Weissen. Das läge auch daran, dass Flughäfen und Airlines eine gewisse Periode benötigten, um sich an die neuen Zeiten zu gewöhnen.

Und dann? Könnte die Abschaffung zu einem Zeitwirrwarr auf dem Kontinent führen? Könnte in Deutschland eine andere Zeit als in Frankreich gelten, in Belgien eine andere als in den Niederlanden? Und in Luxemburg? «Die Entscheidung kann Luxemburg nicht alleine treffen», sagt Weissen. Es wird Absprachen mit den Nachbarn geben. Ausschlaggebend sei natürlich das Duo Frankreich-Deutschland. «Und ich glaube nicht, dass da jemand irrational ausschert.»

CESHA
28. Oktober 2018 - 13.47

Ich erinnere mich noch daran, dass es in meiner Jugend bei Reisen nach Italien eine Zeitumstellung von einer Stunde zu berücksichtigen galt - trotzdem hat das mit dem Flugverkehr geklappt.

Nomi
28. Oktober 2018 - 11.27

Wo'u ass d'Mett vun der EU ?
Wann do d'Sonn Mettes um Zenit ass ass 12 Auer. Daat soll d'Refferenz fir d'EU sinn.
Dann ass un der Ost-Polengrenz réell 13h00-13h30 an zu Lissabonn réell 10h30 bis 11h00.

De Problem ass jo och di absolutt Zeit, mee di Emstellungen 2 Mol am Johr !

roger wohlfart
28. Oktober 2018 - 10.06

Besonders freuen werden sich die, die extra nachts um drei aufstehen um sämtliche Uhren im Hause umzustellen!
Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Es genügt nicht nur darüber zu reden , es muss entschieden werden: in Zukunft immer Sommer- oder immer Winterzeit. Ich bin mit der Winterzeit aufgewachsen und das war völlig in Ordnung, bis irgendein gescheiter Kopf auf die Idee kam, die Tage im Sommer nach oben länger werden zu lassen, aus rein wirtschaftlichen Gründen. Und damit fing das Chaos an. Es werden von oben herab so viele Neuerungen vorgenommen und uns aufgezwungen, um dann etwas später festzustellen, dass es ein Irrtum war und das Ganze wird wieder rückgängig gemacht. Wem soll und kann man dennn noch Glauben schenken und vertrauen?

Laird Glenmore
28. Oktober 2018 - 10.03

wenn schon die Abschaffung dann müssen alle mitziehen sonst gibt es riesen Probleme bei Terminen oder am Flughafen, Bahn und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln.
Ich stand auch einmal in Luxemburg am Hauptbahnhof und habe gewartet bis ich ein Angestellten der CFL fragte der mir dann sagte Zeitumstellung was ich vergessen hatte.
Zeit wie früher, SUPER, aber dann alle sonst gibt es Chaos.

Mir egal...
28. Oktober 2018 - 0.39

...soulang se mer d´Steieren net erheigen vir dem Patronat nach en Ferrrari ze finanzeieren. Dei arm Betrieber awer och!

L.Marx
28. Oktober 2018 - 0.34

Punktsieg für die Kommission und ihren Präsidenten. Da gibt Brüssel mal eine Entscheidungskompetenz an die 28 Mitgliedsstaaten ab und schon herrscht Chaos und alle schreien nach einer einheitlichen Lösung um einen Flickenteppich zu vermeiden. Die ganzen EU-Kritiker sollten sich schon mal darauf einstellen dass das Thema kurz vor den EU-Wahlen im Juni 2019 nochmals in die Aktualität zurückkommen wird.

CESHA
27. Oktober 2018 - 15.39

Ich finde den Plan für die Abschaffung der Zeitumstellung tendenziös:
Hätte man gesagt "Wir drehen jetzt die Uhren auf Normalzeit (von vielen fälschlicherweise als "Winterzeit" bezeichnet) zurück und belassen diese - wie es früher war - das ganze Jahr über", dann wäre das wohl akzeptiert worden.
Dadurch aber, dass man 2019 doch noch einmal die Zeitumstellung auf Sommerzeit durchführt und es dann den Ländern überlässt, ob sie im Herbst 2019 diese dauerhaft beigehalten wollen oder nicht, wird wohl dazu führen, dass viele sagen "Ach, dann lassen wir einfach die Sommerzeit weiterlaufen, statt doch noch eine weitere Zeitumstellung durchzuführen".
So etwas nennt man Manipulation!

Jacques Zeyen
27. Oktober 2018 - 14.44

Endlich. Außer Spesen nix gewesen. Der Hahn kräht wenn die Sonne aufgeht und das sollten wir auch tun. Das große Energiesparen ist ausgeblieben,denn wenn's abends länger hell bleibt,bleibt's morgens länger dunkel.Und dass Kleinkinder bis 23.00 auf der Straße toben können während die Väter beim Bier sitzen ist ja auch kein Quantensprung in Sachen Fortschritt. Den administrativen Aufwand und die Folgen für die Gesundheit rechnen wir nicht mit bei dieser Heldentat.