Wenn es darum geht, Dinge zu benennen, dann hat der Unternehmer Elon Musk besonders viel Fantasie. Für Produkte, Fahrzeuge und seine Firmen wählt er oft Anspielungen aus der Science-Fiction-Literatur und bereitet einen Scherz auch schon mal zehn Jahre lang vor.
Nach einigen Fehlversuchen soll es nun klappen. Das Drohnenschiff «Of Course I Still Love You» sucht sich eigenständig seinen Weg zum Rendezvous-Punkt mit der Raketenstufe, die gerade aus dem Weltall zur Erde zurückgekommen ist. Ruhig gleitet es über das Meer. Positioniert sich. Dann geht alles ganz schnell. Die Raketenstufe kommt mit hoher Geschwindigkeit herunter und richtet sich über dem Drohnenschiff aus. Dann fährt sie ihre Landestützen aus, setzt aufrecht, mehr oder weniger mittig, auf dem kleinen Schiff auf und schaltet das Triebwerk aus. Eine Rauchwolke hüllt die «Of Course I Still Love You» zur Hälfte ein und verzieht sich dann über das Meer.
Was klingt wie aus einem Science-Fiction-Roman, ist tatsächlich so passiert. Am 8. April 2016 ist zum ersten Mal eine Raketenstufe des privaten Weltraumunternehmens SpaceX erfolgreich zur Erde zurückgekehrt und auf einem selbstfahrenden Schiff mitten auf dem Ozean gelandet. Die Raketenstufe kann so wiederverwendet werden. Dadurch können Kosten eingespart werden. Die Raumfahrt wird effizienter – billiger.
Lies einfach die Anweisungen
Was allerdings tatsächlich einem Science-Fiction-Roman entspringt, sind die Namen des Schiffes «Of Course I Still Love You» (dt.: Natürlich liebe ich dich noch) und seines Schwesterschiffes «Just Read The Instructions» (dt.: Lies einfach die Anweisungen). Beide Namen stammen aus dem Buch «The Player of Games» (dt.: Das Spiel Azad) des britischen Schriftstellers Ian Banks. Darin beschreibt Banks eine mächtige Zivilisation – die Kultur –, die basisdemokratisch/anarchistisch organisiert ist und in der jedes intelligente Lebewesen mit einem Bewusstsein, sei es ein Mensch oder eine Maschine, als freies Individuum angesehen wird. Die Raumschiffe der Kultur sind alle hochintelligente Individuen und tragen meist sehr ausgefallene Namen in Form von ironischen Phrasen.
Dass SpaceX-Gründer Elon Musk ein Science-Fiction-Fan ist, zeigte er erneut im September 2016, als er ankündigte, dass das erste Schiff mit Siedlern, das er in Richtung Mars schicken will, wahrscheinlich “Heart of Gold” (dt.: Herz aus Gold) heißen wird. Auch dies ist der Name eines Raumschiffes aus einem Roman. Die “Heart of Gold” ist das Raumschiff, mit dem sich die Protagonisten aus Douglas Adams’ Roman “Hitchhikers’ Guide to the Galaxy” (dt.: Per Anhalter durch die Galaxis) durch das Weltall bewegen. Die “Heart of Gold” funktioniert in dem Roman mit dem fiktiven “unendlichen Unwahrscheinlichkeitsantrieb”, der es ihr ermöglicht, überall im Universum gleichzeitig zu sein. Musk sagte, ihm gefalle, dass dieses Schiff mit einem unendlichen Unwahrscheinlichkeitsantrieb funktioniere, weil auch sein Schiff sehr unwahrscheinlich sei.
Herz aus Gold
Bei der «Heart of Gold» handelt es sich um ein einzelnes Schiff. Aber auch bei der Benennung von Raketentypen zeigt Musk, dass er ein Nerd ist. Der Name seiner “Falcon”-Raketen soll an den «Millennium Falcon» von Han Solo aus den «Star Wars»-Filmen erinnern. Die schwerste und leistungsfähigste Schiffsklasse des Unternehmens heißt “Big Falcon Rocket” (dt.: Große Falken-Rakete). Die offizielle Abkürzung lautet BFR. Gegenüber dem Männermagazin GQ sagte Musk, diese Abkürzung sei eine Anspielung auf das Videospiel “Doom”, in dem eine Waffe namens BFG 9000 vorkommt. Dort steht die Abkürzung BFG für “Big Fucking Gun”, weshalb die Rakete scherzhaft auch als “Big Fucking Rocket” bezeichnet wird.
Musk ist nicht nur für seine Weltraumaktivitäten bekannt. Auch der Autobauer Tesla gehört dem Geschäftsmann. Die Firma an sich ist nach dem Erfinder Nikola Tesla benannt. Tesla wurde 1856 in Kroatien geboren und emigrierte in die USA. Dort arbeitete er kurzzeitig bei Thomas Edison, mit dem er sich bald stritt. Beide Männer verband danach eine innige Fehde. Beide standen sich u.a. im Stromkrieg gegenüber, in dem es darum ging, ob sich Wechselstrom oder Gleichstrom durchsetzt. Edisons Unternehmen stellte Geräte für Gleichstrom her. Tesla erfand Elektromotoren für Wechselstrom.
Auch bei den Namen seiner Tesla-Autos ist Musk kreativ (wenn auch nicht offiziell). Die bisherigen Modelle tragen die Bezeichnungen Roadster, Model S, Model 3, Model X und Model Y. Aneinandergereiht ergibt sich daraus das Wort «Sexy». Als im März dieses Jahres das Model Y enthüllt wurde, titelte der britische Independent: «Der neue Tesla Model Y vervollständigt einen Witz, den Elon Musk seit 10 Jahren vorbereitet hat.» Noch vor der Enthüllung des Autos hatte Musk auf Twitter nur ein Wort geschrieben: «s3xy». Dazu das Bild eines glücklichen Igels. Der Streich wurde lediglich dadurch getrübt, dass Musk die Bezeichnung «Model E» nicht verwenden durfte. Diesen Namen hat der Autobauer Ford schützen lassen.
Langweilig
Einen weiteren Scherz erlaubte sich Musk mit seiner Tunnelbaufirma “The Boring Company”. Ein Wortspiel, denn das Wort “Boring” hat im Englischen zwei Bedeutungen. Erstens steht es für “bohrend”, andererseits für “langweilig”. Damit nicht genug. Im Juni 2017 schrieb Musk auf Twitter: «Das Warten auf Godot hat ein Ende.» Gemeint war eine Tunnelbohrmaschine, die auf den Namen «Godot» getauft wurde – eine Anspielung auf das Theaterstück «Warten auf Godot» des irischen Schriftstellers Samuel Beckett.
Man darf gespannt sein, welche Namen sich Musk in Zukunft ausdenken wird. Sollte er sein Thema beibehalten, dann müsste das nächste Drohnenschiff “Flexible Demeanor” (dt.: Flexible Haltung) heißen – nach dem dritten Schiff dieser Art in “The Player of Games”. Es darf mit vielen weiteren nerdigen Anspielungen gerechnet werden.
Aha.