Am Sonntag findet die sechste Auflage des Ironman 70.3 in Remich statt. Bereits zum vierten Mal ist der Schweizer Manuel Küng dabei. Im Tageblatt-Interview spricht der Sieger von 2015 darüber, was er am Ironman in Luxemburg besonders schätzt, wie es so ist, in der Mosel zu schwimmen, und über seine weiteren Karriereziele.
Der 30-jährige Schweizer Manuel Küng steht am Sonntag zum vierten Mal am Start des Ironman 70.3 in Remich. 2015 konnte er das Rennen sogar gewinnen. Dass er dieses Jahr in Luxemburg teilnimmt, hat auch damit zu tun, dass er das Rennen wirklich mag. Denn bereits letzte Woche ging er in der Schweiz an den Start über 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen.
Steckbrief
Name
Manuel Küng
Geboren am
22. Juli 1987 in Bütschwil (CH)
Triathlet seit
2005 (erst olympische Distanz, dann Mitteldistanz)
Ergebnisse
Sieger des Ironman 70.3 in Luxemburg 2015 in 3:49:35 Stunden (persönliche Bestzeit), 2. Platz beim Ironman 70.3 Schweiz 2015 und 2018, 11. Platz beim Ironman Mallorca (in 8:52:38 Stunden), Schweizer U23-Meister über die olympische Distanz
Normalerweise bestreitet man nicht unbedingt zwei solche Rennen innerhalb von sieben Tagen, doch die Radstrecke beim Ironman in Luxemburg hat es Küng angetan. Als er sich 2015 ins Palmarès des luxemburgischen Ironman 70.3 eintragen durfte, belegte er zwei Wochen zuvor bei seinem Heimrennen Platz zwei, so wie vor einer Woche. Die Zeichen stehen also gut für den 30-Jährigen.
Sie bestreiten Ironman-Rennen auf der ganzen Welt. Macht es für Sie überhaupt einen Unterschied, wo Sie gerade an den Start gehen?
Manuel Küng: Auf jeden Fall. Da gibt es große Unterschiede und jeder Athlet hat so seine Vorlieben. Ich persönlich mag es sehr, wenn die Radstrecke vielseitig ist. Das ist hier in Luxemburg der Fall, es gibt lange, schnelle Geraden, es gibt den Berg, Abfahrten, Kurven. Es ist einfach eine wunderschöne Region. Das Highlight ist der Ausblick, wenn man mit dem Rad den Berg hochfährt und auf die Mosel blickt.
Haben Sie allen Ernstes noch Zeit, die Aussicht zu genießen?
Ein bisschen schon. Mehr genießt man es allerdings nach dem Rennen, wenn man sich die Fotos anschaut. (lacht)
Die Radstrecke gefällt Ihnen also gut. Wie sieht es mit dem Schwimmen in der Mosel aus?
Es gibt sicherlich schönere Plätze zum Schwimmen. Vor allem spielt beim Schwimmen in einem Fluss auch immer die Strömung eine Rolle. Und die kann sehr unterschiedlich sein, je nachdem, für welche Seite man sich entscheidet. Schwimmt man auf der rechten Seite, kann die Strömung hier zum Beispiel stärker sein als in der Mitte oder auf der linken Seite. Es kommt deshalb immer mal wieder vor, dass Athleten, die eigentlich nicht zu den besten Schwimmern gehören, mit als Erstes aus dem Wasser steigen.
Wie sieht es mit der Laufstrecke aus?
Die mag ich in Luxemburg eigentlich auch sehr. Sie ist recht kurz (4 Runden à 5,3 km, d.Red.), was bedeutet, dass über fast die gesamte Strecke Zuschauer am Streckenrand stehen und die Stimmung dementsprechend gut ist.
Der Triathlon ist eine sehr vielseitige Sportart. Wie sieht es mit der Betreuung aus? Reisen Sie zum Beispiel jedes Mal mit einem Mechaniker für das Fahrrad an?
Ich habe zwar bei jedem Rennen eine Betreuung dabei, aber eher, um sich bei der Autofahrt abzuwechseln oder eben am Tag des Rennens die Kleider vor dem Schwimmen entgegenzunehmen. Mein Rad lasse ich vor der Abfahrt noch zu Hause von einem Mechaniker checken, auch die letzte Massage gibt es vor der Abfahrt.
Ihr Saisonbeginn lief nicht so optimal, woran hat es gelegen?
Ich denke, dass ich einfach müde war vom Wintertraining. Während der Wintermonate legt man den Grundstein für die gesamte Saison und ich habe sehr gut und intensiv trainiert. Um dann aber auch im Wettkampf auf der Höhe zu sein, braucht es auch die nötige Erholung, und das war im April bei mir noch nicht der Fall. Mittlerweile zeigt die Fitnesskurve aber wieder in die richtige Richtung. Letzte Woche bei meinem Heimrennen in Rapperswil lief es bereits sehr gut und ich versuche dieses Wochenende ohne Druck noch einmal nachzulegen.
Sie haben den Ironman in Luxemburg 2015 bereits gewonnen. Steht man dann nicht automatisch unter Druck?
Natürlich sind durch den Sieg von 2015 die Erwartungen hoch. Meine Form stimmt auch und ich werde alles geben, um ein gutes Resultat zu erzielen. Wenn es aber nicht klappen sollte, ist es auch nicht weiter tragisch.
Sie haben jetzt die Wichtigkeit der Erholung angesprochen. Am Sonntag bestreiten Sie aber Ihren zweiten Ironman 70.3 innerhalb einer Woche. Ist das nicht ein bisschen viel?
Zwei Rennen in einer Woche sind normalerweise nicht üblich, aber weil mir Luxemburg so gut gefällt und ich das Rennen ja auch schon einmal gewinnen konnte, wollte ich einfach wieder hierher kommen. Außerdem war es möglich, beide Rennen ohne großen Reisestress zu kombinieren. Ich konnte einfach mit dem Auto anreisen. Während der Woche habe ich nur ganz locker trainiert, um das Rennen von Rapperswil zu verarbeiten.
Viele Ironman-Athleten nutzen die 70.3-Rennen als Vorbereitung auf die lange Distanz. Wie ist das bei Ihnen?
Mich reizt die lange Distanz im Moment noch nicht so sehr. Ich habe zwar schon zwei oder drei Ironmen über die volle Distanz bestritten, aber ich habe noch großen Respekt vor dem Marathon. Über die Distanz kann man im Alter immer noch besser werden und ich versuche mich in den nächsten ein bis zwei Jahren an den ganzen Ironman heranzutasten.
Das heißt, Hawaii ist schon ein Ziel in Ihrer Karriere?
Ja, auf jeden Fall.
Zurück zu den 70.3-Rennen. Welcher Moment ist normalerweise der Knackpunkt?
Das ist individuell sehr unterschiedlich. Bei mir ist es normalerweise so, dass ich recht weit vorne aus dem Wasser steige und normalerweise auch beim Radfahren gut mithalte. Das sind so meine beiden stärksten Disziplinen. Ausschlaggebend ist bei mir jedes Mal, wie ich mich fühle, wenn ich auf die Laufstrecke gehe. Doch eigentlich kann ich optimistisch sein, denn zwei meiner besten Laufleistungen habe ich in Luxemburg abgeliefert.
Denken Sie, dass Sie am Sonntagabend noch das WM-Spiel der Schweiz gegen Brasilien genießen können?
Ich glaube schon. Normalerweise ist man nach dem Rennen richtig müde, aber aufgrund des Adrenalins kann man trotzdem nicht sofort einschlafen. Da gibt es nichts Besseres, als etwas Gutes zu essen und fernzusehen. Da kommt das Spiel genau richtig.
Meister gesucht
Während die internationalen Profis wie Manuel Küng oder Vorjahressieger Kenneth Vandendriessche (Belgien) bei den Herren bzw. Alexandra Tondeur (Belgien) oder Susie Cheetham (Großbritannien) am Sonntag ab 9.00 Uhr in Remich um den Sieg kämpfen werden, geht die luxemburgische Elite an den Start, um sich den Landesmeistertitel über die Mitteldistanz zu holen. Bei den Männern dürfte wie im Vorjahr Philippe Lamberty die besten Chancen haben, bei den Damen könnte es ein Duell zwischen Paule Kremer und Sophie Margue geben. Insgesamt sind zwölf Männer und sieben Damen für die Meisterschaft gemeldet. Sie werden in der gleichen Welle starten wie die Profis (Männer um 9.00 Uhr, Damen um 9.02 Uhr). Alles in allem sind über 2.000 Athleten für den Ironman 70.3 gemeldet – ein neuer Rekord.
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