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Eine Stadt ist bereit: Letzte Vorbereitungen auf das Staatsbegräbnis

Eine Stadt ist bereit: Letzte Vorbereitungen auf das Staatsbegräbnis

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Eine Stadt oder besser ein ganzes Land ist bereit, Großherzog Jean würdevoll zu verabschieden. Das Tageblatt war bei einem Teil der letzten Vorbereitungen mit von der Partie.

In der Nähe des Palais de Justice auf Heilig-Geist sind Angestellte der Stadt Luxemburg gerade dabei, mit Schaufeln Mulch von einem Kleintransporter in große Betonkübel zu füllen. Es ist Freitagmorgen, kurz nach 10.00 Uhr. Und die Kübel sind längst noch nicht voll.

Auf dem „Parvis“ in der rue de l’Ancien Athénée geht es gerade ein wenig hektisch zu. Mitarbeiter eines Unternehmens tragen Arrangements und Gestecke in die Kathedrale. Die Zeit drängt. Noch steht reichlich Arbeit an. Das merkt man allen Beteiligten irgendwie an.

Zwischendrin hat sich eine Gruppe Touristen verirrt. Der Guide erklärt den ausländischen Gästen, dass die Bauarbeiten an der Kathedrale 1621 abgeschlossen waren und dass das Gotteshaus im Verlauf seiner Geschichte gleich mehrfach erweitert wurde. Man kann davon ausgehen, dass er ihnen auch mit auf den Weg gegeben hat, dass das hektische Treiben auf das anstehende Staatsbegräbnis des ehemaligen Großherzogs Jean zurückzuführen ist, der die Geschicke des Landes zwischen 1964 und 2000 leitete.

Medien, Technik und Plattformen

Es geht wie gesagt hektisch in und um die Kathedrale zu. Unzählige Lkws, voll beladen mit Technik für die Live-Übertragung des Staatsbegräbnisses, stehen auf sonst leeren Plätzen. Mitarbeiter der Medienanstalten legen Hand an die Kameras, die allesamt mit Plastikfolien vor Wind und Wetter geschützt sind. Die Gerüste und Plattformen, die an den verschiedenen Standorten aufgestellt wurden und auf denen die Pressefotografen und Kameraleute aus dem In- und Ausland Platz nehmen, werden ebenfalls noch einmal kontrolliert. Keile werden unter Metallstangen geschoben, damit alles in der Setzwaage ist.

Es wird eifrig gehämmert und gezimmert. An den Absperrwänden, die die Sicht von der rue de la Reine aus auf die Baustelle am Knuedler nehmen, sind zwei Mitarbeiter eines Dekorations-Unternehmens dabei, Folien mit Fotos aus dem Leben von Großherzog Jean zu befestigen. Zu sehen sind rund 50 Aufnahmen, die aus den Archiven der Photothèque und der Kollektionen der Cour grand-ducale stammen.

Hektische Betriebsamkeit herrscht auch im Innern der Kathedrale selbst. Die Sargträger der Luxemburger Armee und der Police grand-ducale sind dabei, die genauen Abläufe noch einmal zu trainieren. Nichts wird hier dem Zufall überlassen. „Es muss alles perfekt ablaufen“, sagt General Alain Duschène, Chef d’état-major der Armee. Er beobachtet die Abläufe mit Argusaugen und bringt hier und da kleine Korrekturen an. Mit dabei ist auch Lt.Col. Joël Faltz, der die Vorbereitungen leitet und ansonsten zuständig ist für den Bereich „Ressources humaines“ bei der Luxemburger Armee, die mit rund 270 Frauen und Männern beim Begräbnis im Einsatz ist.

Bereits in der Nacht von Montag auf Dienstag gegen 4.00 Uhr, als die Bürgersteige in Luxemburg-Stadt noch hochgeklappt waren, wurden die ersten Trainings absolviert. Anders als bei den Staatsbegräbnissen von Großherzogin Charlotte und Großherzogin Joséphine-Charlotte wird der Sarg mit der sterblichen Hülle von Großherzog Jean nicht vom Palais aus getragen, sondern auf einer speziellen Vorrichtung, einem Katafalk, der auf einer Kanone installiert ist, in die Kathedrale geleitet. Die Kanone ihrerseits wird von einem sogenannten „High Mobility Multipurpose Wheeled Vehicle“, einem Humvee der Luxemburger Armee also, gezogen.

8.404 Menschen nahmen Abschied

Am Eingangsbereich der Kathedrale in der rue Notre-Dame angekommen, übernehmen dann die Sargträger aus Armee und Polizei. Ihnen obliegt es, die sterbliche Hülle zum Altar zu tragen. Dort stand gestern bereits ein großes Porträtbild von Großherzog Jean, das vom Fotografen Guy Wolff stammt.

Was die Dekoration der Kathedrale betrifft, so waren gestern u.a. Marianne Albus von Fleurs Albus S.à r.l. vom Belair und ihre Mitarbeiter im Einsatz. Es galt, die Kathedrale mit insgesamt 50.000 Orchideen der Gattung Phalaenopsis zu schmücken. „Es ist schon ein echtes Kunststück, dass unser Lieferant aus den Niederlanden so viele Orchideen parat hatte und auch kurzfristig liefern konnte“, so Marianne Albus, die gestern Geburtstag hatte. Fleurs Albus S.à r.l ist auch bei anderen Anlässen wie der Oktave oder dem Nationalfeiertag dafür zuständig, wenn die Kathedrale geschmückt werden muss.

Hektische Betriebsamkeit und reichlich Andrang herrschten auch am großherzoglichen Palais, wo die Bürger bis 16.00 Uhr noch einmal Gelegenheit hatten, in der „chapelle ardente“ Abschied zu nehmen von Großherzog Jean. Insgesamt 8.404 Menschen taten dies in den vergangenen fünf Tagen und/oder trugen sich in die ausliegenden Kondolenzbücher ein. Gestern lag bereits das vierte Exemplar aus.