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WormeldingenEine neue Mitte für das „Herz” der Mosel

Wormeldingen / Eine neue Mitte für das „Herz” der Mosel
Wormeldingen veranstaltet viele Weinfeste und ist bei Touristen beliebt. Dem soll der neue Ortskern Rechnung tragen.  Foto: Editpress/Alain Rischard

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In Wormeldingen hat in den letzten Jahren politisch eine Verjüngung stattgefunden. Seitdem weht ein frischer Wind und es gibt viele Ideen zur Entwicklung der Gemeinde. Ortsteile wie Ehnen oder Ahn haben eine lange Tradition und werden wegen der historischen Ortskerne gerne als „charmant“ oder „idyllisch“ auf Touristenseiten wie „Visit Luxemburg“ gepriesen. Das wohl größte Projekt nach Investitionen in touristische Infrastrukturen ist eine neue Dorfmitte.

Die Mosel ist gefühlt schon immer politisch in den Händen von DP oder CSV. Das hat bislang keine große Rolle in Wormeldingen gespielt, da das politische Schicksal im Majorzsystem und damit nach Personen entschieden wurde. 2023 war alles anders, denn die Gemeinde hat mittlerweile rund 3.200 Einwohner – womit das Proporzsystem bei den Kommunalwahlen 2023 galt.

Für den Wahlsieger, „deputé-maire“ Max Hengel (CSV), einen Politologen, ist die 3.000 Einwohner-Schallmarke diskussionswürdig. „Ich finde, über die Grenze von 3.000 Einwohnern und den damit verbundenen Wechsel in ein anderes Wahlsystem muss man nachdenken“, sagt der 46-Jährige. „Gerade in kleineren Gemeinden.“ Mit der Meinung steht er nicht alleine da. Die meisten kleineren Gemeinden knabbern regelmäßig vor den Wahlen daran, Listen nach Parteifarbe zusammenzubringen.

In Wormeldingen hat man das dieses Mal damit gelöst, zwei Bürgerlisten zu bilden. Auch damit ist die Riesling-Gemeinde keine Ausnahme. In Wormeldingen hat es einen pragmatischen Grund. „Wir wollten Personen, die ohne Parteikarte im Gemeinderat mitgearbeitet haben und wieder mitgehen wollten, nicht ausschließen“, sagt Hengel. Er hat mit seinem Team „Är Equipe fir d’Wormer Gemeen“ das Rennen gegen „Zesumme fir is Gemeen“ entschieden.

Dorfkern soll lebendiger werden

Schon zwischen 2017 und 2023 haben er und der Schöffen- und Gemeinderat Weichen für Investitionen gestellt. Jahrzehntelang ist in der Gemeinde alles Notwendige unterhalten worden, investiert wurde aber wenig. Das erklärt die nach Rathausangaben „gute finanzielle Lage“ der Gemeinde, weswegen sie sich jetzt ein großes Projekt leisten will: einen neuen Dorfkern. Das entspricht offensichtlich auch dem Wunsch der Einwohner.

Ein lebendiger Dorfkern mit Nachbarschaftsfesten, Freiräumen für Kinder und Angeboten für Menschen über 55 Jahre sind neben Repair-Cafés, Secondhand-Läden oder einem Frischmarkt die Ideen aus der Bevölkerung. Das haben mehrere Workshops mit Bürgerbeteiligung ergeben. „Der Verkehr auf der rue Principale macht das zurzeit nicht möglich“, sagt Hengel. Außerdem sind den Gebäuden rund um das Rathaus, wo die Umgestaltung stattfinden soll, derzeit andere Aufgaben zugeteilt.

Im Oktober fällt die Entscheidung 

Direkt gegenüber der Gemeindeverwaltung logiert der „Service technique“ mitten im Ort. „Nicht mehr zeitgemäß“, kommentiert der Rathauschef. Neben dem Rathaus belegt die Feuerwehr das Erdgeschoss des Kulturzentrums. Beide platzen aus allen Nähten. Deshalb ist gerade oberhalb von Wormeldingen ein neues, knapp 5.000 Quadratmeter großes Gemeindeatelier für 12,6 Millionen Euro im Bau. Die Fertigstellung ist für 2025 geplant. Ein Auslöser dafür, über einen neuen Dorfkern nachzudenken, ist die Tatsache, dass das Kulturzentrum neben dem Rathaus technisch nicht mehr konform ist.

Da wären Investitionen angefallen. Es wurde Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts erbaut und ist, wenn man Hengel so hört, gut ausgelastet. 41 Vereine gibt es in der Gemeinde, die von den „Miseler Fues Geecken“ über die Harmonie bis zum FC Koeppchen so viele Interessen vertreten, wie man sich nur vorstellen kann. Deshalb ist es auch bei allem Nachdenken keine Frage, dass die Kultur in der Ortsmitte bleibt. Etwas Zweites kommt hinzu: Die Gebäude, um die es geht, wie Gemeindeatelier, Kulturzentrum, die Villa Maison Schlink und das baufällige ehemalige „Café des vignerons“, gehören der Gemeinde.

Derzeit arbeiten drei Planungsbüros an Vorschlägen für das 1,2 Hektar große Gelände mitten im Dorf. Sie haben trotz Vorgaben viele kreative Freiheiten. Deshalb hat es ein bisschen was von einer Wundertüte, weil auch Hengel nicht sagen kann, wie die Umsetzung aus den gesammelten Ideen ausfallen wird. Lediglich die Richtung, ein Mix aus Grünflächen, Wohnraum und Geschäften, steht fest. Im Oktober entscheidet eine 13-köpfige Jury über den besten Entwurf unter den drei Finalisten des urbanistischen Wettbewerbs.

Werbende Blicke Richtung Flaxweiler 

Das ist aber noch nicht alles, wenn schon Dorfkerne auf dem Prüfstand stehen. Hengel ist ein Freund von Fusionen und will das Werben um Flaxweiler wiederbeleben. Er sieht nur Vorteile. Neben dem Bevölkerungs- auch ein flächenmäßiges Wachstum, zusammen über 1.000 Hektar Waldgebiet, durchgehend besetzte Bürgerdienste und mehr Verbindungen als Fremdheit. „Wormeldinger und Flaxweiler Kinder gehen schon lange gemeinsam zur Grundschule“, sagt er.

Das Syndikat für den Schulcampus in Dreiborn war das erste interkommunale im Land. Schulgebäude, Schwimm- und Sporthalle, „Maison relais“ … ergänzt ab 2025/2026 eine Kindertagesstätte mit rund 100 Plätzen. „Eine Schule ist ja oft ein Hindernis bei einer Fusion, weil man sich nicht einig ist, wo sie denn sein soll“, sagt Hengel. „Diese Frage haben wir schon geklärt.“ Die Riesling-Gemeinde geht also kräftigen Schrittes Richtung 2.0.

Bei Preisen von mittlerweile über 100.000 Euro pro Ar Bauland soll sie Zuzüglern etwas bieten. Um die Identität oder deren Verlust macht der aktuelle Gemeinderat sich keine Sorgen bei so viel frischem Wind. Danach gefragt, zitiert Hengel gerne eine frühere Weinkönigin der Gemeinde: „Grevenmacher ist die Moselmetropole, Remich die Perle der Mosel und Wormer das Herz.“

Budget

Die Gemeinde hat nach Rathausangaben momentan keine Schulden. Obwohl Kredite im Budget eingeschrieben waren, wurde bislang noch keiner in Anspruch genommen. Die Gemeinde erstreckt sich über die Ortschaften Ahn, Ehnen, Wormeldingen, Machtum, Dreiborn und Kapenacker.

Gesamtausgaben ordentlicher Haushalt: 10,9 Mio. Euro 
Gesamteinnahmen ordentlicher Haushalt: 13,5 Mio. Euro
Gesamtausgaben außerordentlicher Haushalt: 16,7 Mio. Euro  
Gesamteinnahmen außerordentlicher Haushalt: 11,1  Mio. Euro