Gesundheitsministerin Paulette Lenert hat kurz vor Ende der Legislaturperiode neben dem Nationalen Gesundheitsplan auch den im Koalitionsabkommen festgeschriebenen Nationalen Plan für die mentale Gesundheit vorgestellt. „Beide Pläne sollen parallel zueinander laufen“, erklärt Lenert am Dienstag auf einer Pressekonferenz im Gesundheitsministerium. „Mit einem ganzheitlichen Ansatz wollen wir von der reinen Krankenbehandlung wegkommen und uns mehr auf die Gesundheitspflege konzentrieren“, sagt die LSAP-Politikerin und spricht von einem Meilenstein.
Der Regierungsrat hat den PNSM für den Zeitraum von 2024 bis 2028 am Freitag gutgeheißen. Mehrere Grundsätze wurden hierfür seit April 2022 in Zusammenarbeit mit verschiedenen Ministerien und Akteuren im Bereich der mentalen Gesundheit erarbeitet. Destigmatisierung, Kooperation, ganzheitliche Pflegeansätze, Kontinuität in der Pflege und – besonders wichtig – Prävention. „Es wird bereits viel über Prävention geredet“, sagt Lenert. „Zukünftig wollen wir die Gesundheitsvorsorge noch systematischer angehen.“ Eine Investition, die sich schlussendlich nicht nur auf gesundheitlicher, sondern auch auf wirtschaftlicher Ebene rechnen soll.
In sechs Schritten
Wir haben 200 Wohneinheiten für betreutes Wohnen, 50 weitere werden finanziert. Um den derzeitigen Bedarf zu decken, bräuchten wir aber 400.
Sechs Aktionsfelder wurden definiert. „Unter dem Punkt ‚Gouvernance’ verstehen wir die Umsetzung des Plans und das Management der verschiedenen Systeme“, führt Dr. Juliana D’Alimonte, beigeordnete Santé-Direktorin, aus. Für die nötige Datengrundlage wolle man dann auch in die Forschung investieren. „Die Qualität der Gesundheitsversorgung hängt von der Aus- und Fortbildung des Personals ab“, so D’Alimonte weiter. Man erhoffe sich, dass der Pool an qualifiziertem Personal dem entspreche, was in Luxemburg gebraucht werde. Unmittelbar nach der Corona-Pandemie sei es schwierig gewesen, geschultes Personal zu finden, weil es hohe „Personalfluktuation“ gegeben habe. „Ein Phänomen, das nicht nur in Luxemburg, sondern auch international die Gesundheitsminister vor eine Herausforderung stellt“, merkt Lenert an.
Man analysiere derzeit, warum Gesundheitspersonal nach dem Studium nicht nach Luxemburg zurückkehre. „Daraus wollen wir lernen und die Rahmenbedingungen entsprechend anpassen“, sagt Lenert. Bis das nötige Personal vorhanden sei, wolle man die Gesundheitseinrichtungen vor allem durch mehr Präventionsarbeit entlasten. Einrichtungen, die den Anforderungen derzeit nicht gerecht werden würden, so die Ministerin: „Wir haben 200 Wohneinheiten für betreutes Wohnen, 50 weitere werden finanziert. Um den derzeitigen Bedarf zu decken, bräuchten wir aber 400.“
Künftig soll bei der Behandlung das familiäre Umfeld des Patienten noch stärker eingebunden werden und insbesondere auch prekären Bevölkerungsgruppen der Zugang zur mentalen Gesundheitsvorsorge erleichtert werden – dies in erster Linie zur Vorbeugung von Suiziden infolge psychischer Erkrankungen. Zu den prekären Bevölkerungsgruppen zählt das Gesundheitsministerium Suchtkranke, Gewaltopfer, LGBT+-Personen, aber auch jene, die unter gerichtliche Vormundschaft gestellt wurden oder in einer geschlossenen Psychiatrie leben. „Das sind derzeit die Bevölkerungsgruppen, die wir identifizieren konnten“, sagt Lenert. „Das bedeutet aber keineswegs, dass diese Liste komplett ist.“ Für diese Bevölkerungsgruppen müsse erarbeitet werden, wie der Zugang zur mentalen Gesundheitsvorsorge derzeit aussehe und was spezifisch noch erarbeitet werden muss.
Bei der Ausarbeitung habe man auch festgestellt, dass viele Angebote im Bereich der mentalen Gesundheit der Öffentlichkeit nicht bekannt seien, fügt die Ministerin hinzu. Deshalb habe man auch ein Verzeichnis der Organisationen zusammengestellt, die sich im Bereich der mentalen Gesundheit in Luxemburg engagieren. „Das kann über die offizielle Santé-Webseite abgerufen werden.“
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