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Tourismus Ein Turm und seine Geschichte: In Ehnen kann man in besonderem Ambiente nächtigen

Tourismus  / Ein Turm und seine Geschichte: In Ehnen kann man in besonderem Ambiente nächtigen
Der Casinoturm in Ehnen ist das, was andere Tourismusanbieter die „besondere Übernachtung“ nennen Foto: Editpress/Claude Lenert

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Manche Gebäude haben eine lange Geschichte und wechseln ihre Bestimmung. Seit seiner Renovierung zum „Gîte touristique“ ist der Casinoturm in Ehnen zu seiner ursprünglichen Funktion zurückgekehrt. Er leistet einen Beitrag zum Dorfleben und bietet eine außergewöhnliche Möglichkeit zu übernachten.

Wormeldingen hat in den letzten Jahren viel in die Entwicklung der 3.200 Einwohner zählenden Gemeinde gesteckt. Zwar genießt sie zwischen den großen Nachbarn Remich und Grevenmacher einen Ruf als gemütliches Kleinod, das viel in Sachen Genuss bietet. Wenn es allerdings danach um die Übernachtung ging, wurde es schwierig. Von ursprünglich drei Hotels sind auf dem Gemeindegebiet nur noch zwei in Betrieb.

2005 kauft die Gemeinde den historischen und unter Denkmalschutz stehenden Casinoturm für 220.000 Euro. Um 2014 entscheidet der damalige Bürgermeister, den Turm als „Gîte“ zu renovieren, weil es an Übernachtungsmöglichkeiten fehlt. 2021 beginnen die Renovierungsarbeiten, die 18 Monate dauern sollen und rund eine Million Euro kosten. 40 Prozent steuert der Staat bei.

Moderner Chic mit historischen Elementen

Herausgekommen ist eine ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit auf drei Etagen, die modernen Chic mit historischen Elementen kombiniert. Es gibt eine kleine Küche und ein Bad und auf jeder Etage Betten, die für bis zu acht Personen Schlafmöglichkeiten neben dem Rauschen des Gostingerbaches bieten. Am Pfingstwochenende 2023 ziehen die ersten Touristen ein. Der „Gîte“ läuft gut.

Nach Gemeindeangaben ist sie bis Mitte September, bis zu den „Riesling Open“, ausgebucht. Buchungen und Reservierungen sind an einen professionellen Betreiber ausgelagert. Wormeldingen ist eine kleine Gemeinde und hat 13 Mitarbeiter in der Verwaltung. „Wir könnten das personaltechnisch nicht leisten und machen das auch nicht, um zu verdienen“, sagt Mathis Ast (39, DP), Schöffe in Wormeldingen.

Die mit 21 Privatwinzern und weiteren Genossenschaftswinzern von Weinproduktion geprägte Ortschaft will Touristen etwas bieten – auch zum Übernachten. Der Wein ist bekannt, die Natur mit den vielen Weinbergen lohnt eine Entdeckung, es gibt rund 100 Kilometer Wanderwege, fünf Restaurants und die Mosel ist von Natur aus schön. Menschen, die genießen wollen, kommen in die Gemeinde Wormeldingen.

Vom Casino zum Gîte

Das Dorf Ehnen direkt an der Mosel ist eine von insgesamt sechs Ortschaften, aus denen die Gemeinde besteht. Der Anspruch „besondere Übernachtung“ ist gelungen und weit vom früheren Ruf der „Gîtes“ als spartanische Behausung mit Stockbetten entfernt. So, wie er jetzt eingerichtet ist, trägt der Turm etwas zum gesellschaftlichen Leben bei. Das hat er schon früher getan.

Als Wohnort für wohlhabende Bürger fungieren Turm und Nebengebäude im 16. und 17. Jahrhundert. Danach bewohnen Dominikaner 120 Jahre lang das Gebäude, lesen die Messen im Ort und übernehmen den Schulunterricht. Später, wieder in Privatbesitz, beherbergt der Turm sogar eine Sternwarte, wie aus den Dorfannalen hervorgeht.

Im 19. Jahrhundert kauft der Vokalverein Ste Cécile Ehnen das Gebäude und veranstaltet Konzerte und Theater für die Einwohner. Der Turm wird zur kulturellen Begegnungsstätte und bekommt als gesellschaftlicher Treff für die Einwohner den Namen „Casinoturm“. 1892 geht das Ensemble wieder in Privatbesitz über, bis es die Gemeinde kauft und das Gebäude wieder einer gesellschaftlichen Bestimmung zuführt: Touristen und Einheimische begegnen sich in kulturellem Austausch. 

Jetzt müssen Besucher nach Weinfesten, von denen es viele an der Mosel gibt, nicht mehr nach Nittel oder Stadtbredimus ausweichen, um zu schlafen. „Wir wollen auch das historische Ehnen damit aufwerten“, sagt Schöffe Ast. In der Tat sind die idyllischen Gassen und schön restaurierten Häuser einen Bummel wert. Wenn dann die Besucher, ob per Fahrrad, Boot oder Pkw, noch mit einem Kasten Wein nach Hause fahren und treue Kunden des Winzers bleiben, hat sich die Bestimmung vollends erfüllt. Keine Frage: Die Gemeinde Wormeldingen setzt auf Tourismus – nicht nur an den Weinfesten.

Der Casinoturm

Der „Gîte“ ist über die Webseite https://www.simpleviu.com/ buchbar und kostet 150 Euro pro Nacht. Casinotuerm, 8 Casinogaass, L-5417 Ehnen