Das „Atelier Gourmand“ befindet sich in der Nähe des Rathauses, gegenüber dem Jean-Fohrmann-Platz. Die Terrasse ist überschaubar. Tische und Stühle stehen am Dienstagmorgen keine da. „Eine Terrasse im April öffnen zu dürfen, ist nett, doch wir befinden uns hier in Luxemburg“, sagt der Geschäftsführer Philippe Barre dazu.
Auf seiner Terrasse scheint die Sonne im April erst ab 13.00 Uhr. Dazu kommt die ungewisse Wetterlage. In diesen Tagen sind es 20 Grad, doch bereits am Wochenende soll es wieder kälter werden. „Wir werden dennoch aus Respekt vor unseren Kunden öffnen.“ Das „Atelier Gourmand“ lebt von seiner Stammkundschaft. Sie habe das Restaurant unterstützt – auch teilweise mit Spenden –, deswegen werde ihr das „Atelier Gourmand“ ein Bier oder einen Cappuccino auf der Terrasse anbieten, so Barre. Auch wenn dies heißt, unwirtschaftlich zu arbeiten. Denn dann müssen für das Restaurant mehr Vorräte bestellt werden sowie ein Angestellter aus der Kurzarbeit genommen werden. Mit den neuen Auflagen finden nur noch 25 Gäste auf seiner Terrasse Platz anstelle von 40. Doch der Unternehmer möchte das Positive nicht vergessen: Dies sei eine Möglichkeit, den Gästen Danke zu sagen.
Doch ein Budget, um in eine Markise oder in Heizstrahler investieren zu können, steht Philippe Barre zurzeit nicht zur Verfügung. „Um als Restaurant in diesen Zeiten zu überleben, muss entweder auf Reserven zurückgegriffen oder sich neu erfunden werden“, sagt der Gastronom weiter. Das „Atelier Gourmand“ habe jeden Tag geöffnet, um neben dem gastronomischen Angebot Feinkost, Kuchen, Schokolade oder auch Getränke zu verkaufen. Am Markttag bietet Barre seine Waren draußen vor der Tür an. Viel Gewinn macht er dabei nicht, vielleicht 150 Euro. Doch zusammen mit dem Essenausliefern und Takeaway sei es genug, um den Lohn seiner Angestellten im „Chômage partiel“ im Voraus zahlen zu können. Dieses Geld bekommt er dann später vom Staat zurück.
Doch dass es so lange dauert, bis die finanziellen Hilfen überwiesen werden, ist für Barre unverständlich. Mittlerweile habe er die Beihilfen für Dezember erhalten, für die letzten drei Monate jedoch noch gar nichts. „,Aide‘ möchte ich es eigentlich nicht nennen, da es nicht meine Schuld ist, dass wir geschlossen haben.“ Doch das Geld sei schon eine vernünftige Hilfe und trage dazu bei, dass das Restaurant zumindest keinen Verlust mache.
Das Positive im Blick behalten
Momentan funktioniert die „Brasserie parisienne“ mit fünf Angestellten. Vor Covid-19 waren es sieben. Ein weiterer Punkt, der Philippe Barre wütend macht, ist der bezahlte Urlaub, den Angestellte bekommen, wenn sie sich im „Chômage partiel“ befinden. Einer seiner Mitarbeiter ist seit Beginn der Pandemie in Kurzarbeit. In den letzten 13 Monaten hat er sechs Monate gearbeitet, die restliche Zeit war er zu Hause. Trotzdem hat er auch für diese Monate Anrecht auf bezahlten Urlaub.
Deswegen muss der Restaurantbetreiber diese Wochen aus der eigenen Tasche zahlen. Für Barre ist das ein Skandal. Er arbeite sieben Tage die Woche, um 100 Prozent des Gehaltes zahlen zu können, und jetzt müsse er auch noch dafür aufkommen. Das mache insgesamt 2.000 Euro aus. Das sei eine Summe, die er momentan nicht einfach so aufbringen könne. Doch zusammen als Team konnten sie eine Lösung finden. „Seit dem Lockdown fühlen wir uns, als ob wir vor einem Loch stehen. Jeden Tag schaufeln wir etwas hinein, damit es nicht zu tief wird. Und wenn wir aufhören, dann fallen wir in das Loch.“ Doch resignieren möchte er nicht, sondern mit Elan weiterarbeiten.
Einen Kredit will Barre nicht aufnehmen, da er nicht weiß, wie er das Geld später zurückzahlen soll. Da in diesem Jahr nicht wie vorher gearbeitet werden könne, gebe es auch keine Möglichkeit, sich finanzielle Polster anzulegen.
Andere Meinungen
Ganz in der Nähe vom Restaurant befindet sich die „Vagabond Barrr“, die ebenfalls die Möglichkeit hätte, die Terrasse zu öffnen. Mit den kürzeren Öffnungszeiten würde sich das nicht lohnen, sagt Inhaber Christopher Belnou. Der April sei kein guter Monat dafür, wegen der ungünstigen Wetterlage. In finanzieller Hinsicht habe die Bar bisher nur das Geld für die Kurzarbeit erhalten. Auf die restliche Hilfe warte man noch. Insgesamt wurde bisher mehr als 20.000 Euro an Eigenkapital investiert, um die „Vagabond Barrr“ am Leben zu erhalten, so Belnou. Die Bar ist dazu übergegangen, freitags Takeaway anzubieten. Das laufe relativ gut. Diese Woche wird zum ersten Mal auch ausgeliefert.
Dan Thill vom „Mont Chalet“ sieht dem 7. April zuversichtlicher entgegen. Die Brasserie befindet sich auf dem Platz „Am Duerf“ und verfügt über eine große Terrasse mit über 70 Sitzplätzen zu normalen Zeiten, die das ganze Jahr über funktioniert. „Auf der Terrasse haben wir immer gut gearbeitet“, sagt Thill, der sich gerade noch von einer Corona-Erkrankung erholt. Die großen Sonnenschirme sorgen dafür, dass bei Regen niemand nass werde. Im Biergarten seien die Gäste ebenfalls gut vor schlechtem Wetter geschützt. Im vergangenen Jahr bei der ersten Zwangsschließung sei das Wetter sehr gut gewesen. Damals habe die Branche viel Geld verloren. Wenn dieses Mal die Wetterbedingungen vielleicht auch etwas schlechter sind, so freut sich das „Mont Chalet“, trotzdem wieder öffnen zu dürfen.
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