Die Bezeichnung «Nordstad» wird oft gebraucht, doch so richtig etwas damit anfangen können nur die wenigsten. Seit mehr als 15 Jahren wird viel über gemeinsame Projekte der Gemeinden Colmar-Berg, Schieren, Ettelbrück, Erpeldingen/Sauer, Diekirch und Bettendorf diskutiert. Nur sehr wenige davon konnten bis dato umgesetzt werden. Jetzt tauchen neue Ideen auf, so z.B. die Fusionsgedanken dreier Gemeinden.
Die «Nordstad» ist noch immer nur ein Baugerüst, in dessen Mitte bis dato nur sehr wenige Steine aufeinandergesetzt wurden. Der Motor, der diese Region in Fahrt bringen soll, dreht nur sehr langsam und hat viele Fehlzündungen. Im Moment werden einzelne Pläne in die Realität umgesetzt, dies aber mit gut und gerne zehn Jahren Verspätung auf das initiale Timing. Ja, es gibt ein «Comité politique Nordstad», dessen Mitglieder sich periodisch treffen, doch allzu oft werden hier nur Ideen angedacht, die dann auch wieder in den meisten Fällen schnell versanden.
Im Rahmen dieses «Comité politique Nordstad» gibt es auch einige Arbeitsgruppen. In der letzten Sitzung einer dieser Gruppen informierte der Ettelbrücker Schöffe Bob Steichen die Anwesenden über Fusionsgedanken, die die drei Gemeinden Schieren, Erpeldingen/Sauer und Ettelbrück hegen würden. In einem «Workshop» sei diese Idee bereits ausgebreitet worden. Wir fragten bei den einzelnen Bürgermeistern nach, was es damit auf sich hat.
Ein erster Schritt
«Ja, solche Gedanken führen wir seit geraumer Zeit», so der Erste Bürger aus Schieren, André Schmit. «Die Schöffenräte der drei Gemeinden trafen sich auch bereits zu ersten Unterredungen, nennen wir es zu Sondierungsgesprächen. Wir haben uns am vergangenen Donnerstag getroffen und sind uns einig geworden, dass wir nun in der ersten Gemeinderatssitzung nach den Sommerferien unsere Räte informieren und um ihre Haltung zu diesem Plan fragen wollen. Ich persönlich bin für eine Fusion mit unseren Nachbargemeinden, denn es wird als kleine Gemeinde zunehmend schwieriger, mit den Angeboten größerer Gemeinden standhalten zu können, sei dies auf kultureller, schulischer, technischer, medizinischer oder auch administrativer Ebene.»
Der Bürgermeister aus Erpeldingen/Sauer, Claude Gleis, bestätigte uns ebenfalls die Fusionsgedanken. Es sei aber noch viel zu früh, mehr darüber zu sagen. Das Treffen der drei Schöffenräte sei ein erster, aber wichtiger Schritt gewesen. «In unserer Schöffenratserklärung hatten wir bereits unserem Willen kundgetan, mit Nachbargemeinden zu fusionieren. Wir könnten dies natürlich auch mit allen sechs ‹Nordstad›-Gemeinden tun, doch wir sind der Meinung, dass dies für eine Fusion etwas zu viel des Guten wäre. Wir bräuchten mehrere Jahre, bis dass wir eine solche Fusion auf die Beine bringen könnten, und das ist nicht Sinn der Sache.»
In diese Kerbe schlägt ebenfalls der Ettelbrücker Bürgermeister Jean-Paul Schaaf. «Eine Fusion aller sechs ‹Nordstad›-Gemeinden ist aus vielerlei Hinsicht schwierig, um nicht zu sagen undenkbar, schon allein wegen der unterschiedlichen Wahlbezirke (Colmar-Berg liegt im Zentrum, die restlichen Gemeinden zählen zum Nordbezirk).» In der Pattonstadt stand ebenfalls die Bereitschaft zu einer Fusion in der Schöffenratserklärung der CSV/LSAP-Führung. «Die Gemeinde Schieren hat zwar auch bereits ihre Fühler in Richtung Colmar-Berg ausgestreckt, doch wegen des (oben erwähnten) Problems könnte es lediglich zur Gründung interkommunaler Syndikate zwischen Colmar-Berg und dem Rest der ‹Nordstad› kommen.» Schaaf schloss mit der Bemerkung, dass die Gemeinden Schieren, Erpeldingen/Sauer und Ettelbrück viele gemeinsame Interessen hätten, die eine Fusion begünstigen würden. «Es wird keinesfalls von uns beabsichtigt, dass eine große Gemeinde eine kleinere schluckt. In diesem Fall ist es so, dass sowohl die beiden kleineren Kommunen als auch wir ebenbürtige Partner werden.»
«Wir bleiben vorerst außen vor»
Da Colmar-Berg hier mehrmals angesprochen wurde, wollten wir auch von Bürgermeister Christian Miny wissen, wie er zu einer eventuellen Fusion der drei Nachbargemeinden stehe. «Wir haben uns auch bereits Gedanken über eine engere Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden gemacht, doch vorerst wollen wir unsere lokalen Projekte in die Realität umsetzen, dann werden wir weitersehen. Eine Zusammenarbeit auf der Basis interkommunaler Syndikate ist aber jederzeit möglich.»
Abschließend sei gesagt, dass mit der Fusion der drei genannten Kommunen das entstehen könnte, was LSAP-Politiker Alex Bodry bereits vor vielen Jahren in puncto Landesplanung vorausgesagt hatte. Er sprach damals nämlich nicht von einem Ballungsgebiet für diese Region, sondern gleich von zwei Ballungsgebieten, nämlich zum einen Ettelbrück und zum anderen Diekirch.
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