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PorträtDr. Léa Numberger-Thuy: Forscherdrang kennt kein Geschlecht

Porträt / Dr. Léa Numberger-Thuy: Forscherdrang kennt kein Geschlecht
Wissenschaftlerin Léa Numberger-Thuy Foto: Privat

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Der Forscherdrang kennt kein Geschlecht. Das sagt Léa Numberger-Thuy. Die deutschstämmige Paläontologin arbeitet in Luxemburg. Vor kurzem hat sie zusammen mit einem internationalen Team bedeutende Forschungsergebnisse zum Thema fossile Schlangensterne vorgelegt, die unsere Sicht auf die Evolution erweitern konnten.

„Ich hatte lange das Gefühl, dass in der Wissenschaft absolute Gleichberechtigung herrscht“, erzählt die Forscherin im Gespräch mit dem Tageblatt. Aufgewachsen ist Numberger-Thuy in Norddeutschland – in Schleswig-Holstein – und hat in Kiel Zoologie und Meereskunde studiert. Ihr Studium finanzierte sie sich als wissenschaftliche Hilfskraft. Hierbei kam sie zum ersten Mal mit der Welt der Paläontologie in Berührung, erzählt sie.

Nach ihrem Diplomabschluss zog es die junge Absolventin nach Tübingen in Baden-Württemberg im Süden von Deutschland, um zu promovieren. Für ihre Doktorarbeit beschäftigte sie sich mit Einzellern, die vor 400.000 Jahren gelebt haben, um von ihnen etwas über das damalige Klima herauszufinden. Die Orbitalzyklen der Erde wiederholen sich ungefähr alle 400.000 Jahre. Sie erforschte, inwiefern das Klima damals und heute sich vergleichen lässt.

Die Unterschiede zwischen ihr und männlichen Wissenschaftlern fielen Numberger-Thuy auf, als sie Mutter geworden ist, erzählt sie. In der Wissenschaft ist es leider üblich, dass Forschende Arbeitsverträge mit begrenzter Laufzeit erhalten. Ihr Arbeitsverhältnis wurde nach ihrer Schwangerschaft nicht verlängert.

Die junge Familie stand vor einer Hürde. Dass ihr Mann auch Wissenschaftler ist und die gleiche Spezialisierung hat, habe in der Situation nicht weitergeholfen, erzählt sie. Welche Uni braucht schon zwei Wissenschaftler:Innen mit der gleichen Spezialisierung? Und eine Fernbeziehung kam für sie nicht infrage, erzählt Numberger-Thuy. Das sei aber bei Wissenschaftler-Paaren nicht selten.

Keine Vorurteile in der Community

Heute ist sie freiwillige wissenschaftliche Mitarbeiterin des Nationalen Naturkundemuseums im Grund, wo auch ihr Mann tätig ist, und sucht zurzeit nach einer Festeinstellung. Die Verbindung zum Museum ermöglicht es ihr, zu forschen, an Konferenzen teilzunehmen und den Kontakt mit der Wissenschaftsgemeinschaft aufrechtzuerhalten.

Das wirkliche Problem sind die befristeten Arbeitsverhältnisse, meint Numberger-Thuy. Ein Arbeitsvertrag über zwei Jahre und eine Schwangerschaft … das schmeckt Arbeitgebern nicht. Die Lücke im akademischen Lebenslauf hält sie für weniger bedeutend. In der Wissenschaft herrscht heute ein enormer Druck, konstant Ergebnisse zu publizieren. Doch das sei nicht der Grund, warum viele Wissenschaftlerinnen nach einer Schwangerschaft schnellstmöglich wieder zur Forschung zurückkehren. Der wahre Grund dafür sei vielmehr der Drang zu forschen. Es seien Proben, die herumliegen und die einen anlächeln und erforscht werden wollen. So sei es jedenfalls bei ihr gewesen, erklärt sie.

Ob sie erlebt, dass sie als Frau weniger ernst genommen wird? Nein, meint die Forscherin. In der „Community“ seien die Menschen aufgeschlossen und das Geschlecht spiele keine Rolle dabei, wie ernst Forschende genommen werden.

Numberger-Thuy ist positiv gestimmt, was die Gleichberechtigung in der Wissenschaft angeht. Die Dinge würden sich ändern, glaubt sie. Für Kinder sei es vor allem wichtig, bereits im Schulalter mit Vorbildern reden zu können. Es brauche positive Rollenbilder, „das macht einen dicken Unterschied“, so Numberger-Thuy.