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Corona-Tagebuch (34)Donnerstag, 23. April: Auf der Lauer

Corona-Tagebuch (34) / Donnerstag, 23. April: Auf der Lauer
Die beste aller Mitbewohnerinnen hat den Garten stets im Blick Foto: Eric Hamus

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Das Coronavirus beherrscht weiter das Leben in Luxemburg. Die Lage ist ernst, jedoch nicht hoffnungslos. Eigentlich genau der richtige Zeitpunkt, seine Gedanken mal wieder in einem Tagebuch niederzuschreiben. Was fällt uns auf, was empfinden wir und was erwarten wir? Das Corona-Tagebuch im Tageblatt gibt Einblick in diese Gedankenwelt.

Liebes Tagebuch, ich habe dir ja bereits von meinen zwei Mitbewohnern berichtet. Die beste aller Mitbewohnerinnen habe ich dabei aber ausgelassen: Roxy ist eine elfjährige Beauceron-Hündin, die ich mit knapp einem Jahr aus dem Tierheim gerettet habe. Und seitdem hält sie die WG ganz schön auf Trab.

Aufgrund ihres Selbstbewusstseins und dominanten Wesens ist die Rasse nicht unbedingt als pflegeleicht verschrien. Vielmehr brauchen die Hunde erfahrene Halter, die sie mit viel Liebe und Konsequenz erziehen. Nur: Erziehung war bei Roxy vergebliche Liebesmüh, da sie den Großteil ihrer formativen Monate in einem Käfig im Tierheim verbringen musste und kaum Kontakt zu Menschen hatte.

Natürlich ist meine Roxy die Allerbeste, die Frau meines Herzens und ein Goldstück von einem Hund. Allerdings hat sie auch so ihre Eigenarten, die natürlich besonders jetzt in Quarantäne-Zeiten umso mehr auffallen. Waren wir aufgrund ihrer unbekannten Herkunft lange nicht sicher, ob es sich überhaupt um eine reinrassige Hündin handelt, sind unsere Zweifel mittlerweile längst verschwunden.

Denn so beschreibt eine bekannte Hundeseite den Beauceron: „Ursprünglich nur seinem Schäfer treu ergeben und unentbehrlich für das Bewachen der Herde, beschützt er heute die Familie und deren Eigentum“. Erzähle das den Vögeln, die seit Jahren versuchen, in unserem Garten zu landen. Im Winter liegt Roxy stundenlang gemütlich auf dem Familiensofa auf der Lauer, um den möglichen Eindringlingen bei der kleinsten Bewegung im Garten den Garaus zu machen. Im Sommer verschlägt es sie auf die Gartenliege meiner Mutter. So ein Job ist schließlich anstrengend und sollte entsprechend umrahmt sein. Auch wenn sie im Endeffekt nur fallende Äste oder Blätter anmotzt.

„So verbunden er aber auch mit seinem menschlichen Besitzer sein mag, Fremden steht der Beauceron stets misstrauisch gegenüber. Dem aufmerksamen Wächter entgeht dabei nichts und so ist er jederzeit bereit, sich einem Angreifer furchtlos und mutig in den Weg zu stellen“: Bei Autofahrten sitzt Roxy stets aufrecht im Kofferraum, den Blick angespannt nach vorne gerichtet. Vom vorbeifahrenden Radfahrer bis hin zu Bussen wird alles angebellt, was sich an unserem Wagen vorbeitraut.

Ein ähnliches Szenario spielt sich vor dem Supermarkt oder an der Tanke ab. Die hinteren Scheiben sind zu allem Überfluss noch getönt, sodass Passanten in der Regel fast einen halben Meter in Panik zur Seite springen, wenn der graue Renault plötzlich die Zähne fletscht und beim Bellen auf und ab springt.

„Der Beauceron ist überaus intelligent. Er hat eine gute Auffassungsgabe und versteht schnell, was man von ihm erwartet“: Dass unser Liebling vor allem dann nicht doof ist, wenn was für sie herausspringt, wissen wir. Und dennoch hat sie mich auch vor Kurzem wieder überrascht. Da ich aktuell vor allem im Home-Office arbeite, trage ich bevorzugt Jogginghosen. Wenn ich dann aber das Haus verlasse, etwa zum Interview-Termin oder zum Einkaufen, greife ich zu Jeans oder Chino. Roxy hat auch das inzwischen spitz: Jedes Mal, wenn ich mich in meinem Zimmer aus der Jogginghose schäle, empfängt sie mich vor der Tür mit wackelndem Schwanz und voller Erwartung in den Augen, bereit die bösen Verkehrsteilnehmer vom Herrchen fernzuhalten.

„Das Selbstbewusstsein liegt in der Natur des Hütehundes. Diese Selbständigkeit wird heute oft als Eigensinn, Sturheit oder sogar Dickköpfigkeit ausgelegt“: Wie das Duell zwischen mir und dem Hund meist ausgeht, kannst du dir aufgrund dieser Beschreibung ja denken, liebes Tagebuch. Die Passanten werden sich freuen!

Das Tageblatt-Tagebuch

Das Leben ist, wie es ist. Corona hin oder her. Klar, die Situation ist ernst. Aber vielleicht sollte man versuchen, ein wenig Normalität in diesem Ausnahmezustand zu wahren. Deshalb veröffentlicht das Tageblatt seit dem 16. März (s)ein Corona-Tagebuch. Geschildert werden darin persönliche Einschätzungen, Enttäuschungen und Erwartungen verschiedener Journalisten.