Das Haus von Johann von Kriechingen sollte am Tag der Sommersonnenwende im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Erinnern wir an die Erklärungen des Experten für Burgen und Schlösser, John Zimmer, vom vergangenen Samstag: „Forschungen haben vor Kurzem ergeben, dass es in der Wohnetage des Kriechinger Hauses, die nur über eine an der Außenfassade entlang hochführende Holztreppe erreichbar war, vier Sichtschlitze in einer äußerst aufwendigen Ausführung gibt, die es erlaubt haben, genau ins Zentrum des dort befindlichen Oratoriums blicken zu können. Diese Sichtschlitze sollten den Menschen, die kein Recht hatten, sich in dem Raum mit dem Oratorium (Kirchenraum) aufzuhalten, die Möglichkeit geben, die Messe anhören und einen Blick auf den Altar werfen zu können. Der Schnittpunkt dieser vier Schlitze war außerdem so berechnet, damit am Tag der Sommersonnenwende durch einen schmalen Fensterspalt der Lichtstrahl von der aufgehenden Morgensonne auf einen genauen Punkt des Oratoriums fiel, an dem ein Altar mit einer Monstranz gestanden haben soll.“
Dieses Lichtspiel sollte, wie erwähnt, am 20. Juni anhand von Fotos und Kameraaufzeichnungen zum ersten Mal dokumentiert werden. Wissend um dieses Vorhaben hat es die für die Burg Fels zuständige staatliche Verwaltung, der „Service des sites et monuments nationaux“ aber zugelassen, dass eine Firma am Montag letzter Woche, also sechs Tage vor der Sommersonnenwende, die erwähnte Holztreppe und damit den einzigen Zugang zur Wohnetage des Kriechinger Hauses kurzerhand abmontiert, da eine neue Treppe hinkommen soll, an der bereits seit sieben Jahren geplant wird.
Zufall oder …?
Wie gesagt wir berichteten am Vortag des Nationalfeiertages darüber. Am Mittwoch, welch Zufall, rückte nun eine Gerüstbaufirma auf Burg Fels an, ohne dass der Verwalter Marc Nicolay, der sich bereits seit 23 Jahren um diese Burgruinen und um das Wohlergehen der durchschnittlich 23.000 Besucher pro Jahr kümmert, darüber im Vorfeld von der staatlichen Verwaltung ins Bild gesetzt wurde.
Wir wollten vom Verwalter am Mittwoch wissen, wie es denn nun weitergeht. „Ich kann ihnen keine Antwort auf diese Frage geben, da ich überhaupt nicht in Kenntnis gesetzt werde. Ich könnte mir vorstellen, dass das Baugerüst nun dazu dienen soll, Verankerungen für die neue Treppe an der Fassade des Kriechinger Hauses anzubringen. Es scheint aber so, dass die neue Treppe aus Stahl mit einer Holzverkleidung noch nicht fertiggestellt ist, sodass nun wohl ein Provisorium errichtet wird. Ich gehe doch mal davon aus, dass dieses Gerüst nicht die ganze Touristensaison über dort stehen bleibt …!?“
Am Donnerstagmorgen rückte nun eine Firma an, die in einer absolut rekordverdächtigen Zeit eine provisorische Treppe errichtete. Am Freitag soll die „Inspection du travail et des mines“ dieses Provisorium sicherheitstechnisch unter die Lupe nehmen, bevor die Treppe für die Nutzung freigegeben wird.
Schilda laest gruessen !