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EditorialDie Segel streichen: PSG-Trainer Galtier und seine Reise-Präferenzen

Editorial / Die Segel streichen: PSG-Trainer Galtier und seine Reise-Präferenzen
Christophe Galtiers Scherz hinterließ einen bitteren Beigeschmack Foto: AFP/Franck Fife

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Neue Woche, neues Fettnäpfchen. Während sich die Deutsche Fußballliga (DFL) am Montag angesichts der Energiekrise mit Spar-Empfehlungen von 15 bis 20 Prozent an die betroffenen Bundesliga-Vereine wandte, musste der französische Hauptstadtklub Paris Saint-Germain nach einer ironischen Wortwahl seines Trainers am gleichen Tag für mediale Schadensbegrenzung sorgen. Eigentlich wollte der ansonsten sehr wortgewandte Christophe Galtier die Journalisten bei der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Juventus Turin mit seiner Antwort amüsieren – kassierte aufgrund seines Fehltritts aber völlig zu Recht einen Shitstorm und entrüstete Reaktionen in den sozialen Netzwerken.

In Zeiten von steigenden Energiekosten und drohenden Gasengpässen, die nun einmal die Mehrheit der Trikotkäufer und Stadionbesucher betreffen, mangelte es Galtier am Montag an Rückgrat. Ebenso unpassend war auch die Reaktion von FFF-Nationalspieler Kylian Mbappé, der neben seinem Coach einen Lachanfall bekam – als man die beiden PSG-Vertreter auf die Möglichkeit ansprach, bei Inlandsreisen auf TGV-Angebote zurückzugreifen. Ausgangspunkt der Debatte war ein Tweet des TGV-Intercités-Direktors Alain Krakovitch, der den Klub öffentlich dafür anprangerte, am Sonntagabend einen Privatjet für das Auswärtsspiel in Nantes vorgezogen zu haben. Galtier polterte: „Ich habe schon mit dieser Frage gerechnet. Um ganz ehrlich mit Ihnen zu sein: Wir haben heute Morgen (am Montag) mit der Reise-Abteilung des Vereins darüber geredet. Wir sind dabei, zu schauen, ob wir nicht mit einem ‚char à voile’ (Strandsegler) reisen könnten.“ 

Peinlicher Sarkasmus und eine Provokation, die den Profifußball wenige Wochen vor einer kontroversen Weltmeisterschaft in Katar wieder einmal absolut realitätsfern aussehen lassen. Doch zumindest löste der Sturm der Entrüstung endlich eine Debatte über das grundlegende Problem des Transports aus: Laut einer Studie der LFP („Ligue de football professionnel“) reisten die Vereine der Ligue 1 und 2 in der Saison 2019/20 zu 65% mit dem Flugzeug – gegenüber den 4% der Fahrten, die mit dem Zug zurückgelegt wurden. 

Dabei hätte Galtier durchaus konkrete Argumente hervorbringen können. Wie France Info später schrieb, diskutierte PSG seit mehreren Monaten mit der SNCF. Bislang scheiterte es an fehlenden Nachtzügen. Zudem muss die Sicherheit der Spieler und Fans an Bahnhöfen und Co. gewährleistet werden. Lionel Messi und seine Kollegen ziehen de facto die Massen an. Hätte der französische Übungsleiter mit solchen Gründen gekontert, hätte er zumindest Energie-Debatte und Klimawandel nicht derart ins Lächerliche gezogen. Bei Aussagen in Bezug auf Fortbewegungsmittel sollte er in Zukunft lieber vorher abwinken und die Segel streichen.  

gist
7. September 2022 - 23.18

wivill IQ soutz do im Dësch?

Grober J-P.
7. September 2022 - 20.12

Kannte mal einen Arbeiter aus Manchester, stand anfang des Jahrhunderts noch bei jedem Heimspiel seiner Manu's auf dem Platz, zahlte seine Dauerkarte von seinen 800 £ Netto.
Sagt heute, er hätte seine Augen auf seine Hinterbacken verpflanzen lassen.

jung.luc.lux
7. September 2022 - 8.03

Profifussball ist seit langem realitätsfremd. Er unterscheidet sich nicht von Gladiatorenkämpfen mit johlendem Publikum.
Ich bewundere den gesamten Amateurfussball. Hier werden bestenfalls im Vergleich mit dem Profifussball Taschengelder ausbezahlt.