15 Jahre ist es mittlerweile her, dass die Luxemburger Frauen-Fußballnationalmannschaft ihr erstes Länderspiel bestritt. Aus dem Schatten ihrer männlichen Kollegen trat die Auswahl tatsächlich aber erst vor zehn Tagen heraus – bei ihrer internationalen WM-Qualifikations-Premiere. Die „Roten Löwinnen“ haben den Sprung auf einen rasant fahrenden Zug gewagt und werden in den nächsten Monaten wohl noch das eine oder andere Mal zu spüren bekommen, wie groß die Leistungsunterschiede auf internationalem Niveau in dieser Zeitspanne geworden sind.
Denn die FLF-Damen standen in ihrer Entwicklung zu lange im Abseits. Gründe dafür waren mangelnde Mittel. Kaum mediale Präsenz, wenig Gelegenheiten, sich zu präsentieren, und fehlender Nachwuchs: Erst mit der Einstellung eines kompletten Trainerteams um Dan Santos wurden im Sommer 2020 die Weichen neu gestellt und der Teufelskreis durchbrochen. Im Fokus stand zu diesem Moment ein Gedanke: Gleichberechtigung. Eigene Trikots, das Recht auf „congé sportif“ und eine Pressekonferenz für die Kader-Vorstellung – was für die Männer selbstverständlich ist, empfinden die FLF-Frauen als ersten Sieg ihrer Kampagne. Diesen Kampf haben große Nationen bereits hinter sich – mit beachtlichem Erfolg.
Die europäischen Top-Ligen haben es bereits vor Jahren verstanden, die richtigen Schrauben anzuziehen – um den Stellenwert des Frauen-Fußballs zu untermauern. In Spanien wurden in den vergangenen Jahren die Ansetzungen der Primera Division verschoben, wenn den Barcelona-Frauen entscheidende Begegnungen in der Champions League bevorstanden. Auch in England wurde massiv investiert: So soll (laut taz.de) ein Rekord-Werbedeal von 10 Millionen Pfund mit der Barclays Bank abgeschlossen worden sein – um aus der Women Super League (WSL) die beste Liga der Welt zu machen.
Allein diese Zahl dürfte auch erklären, warum sich die Luxemburgerinnen gegenüber dieser europäischen Elite noch etliche Jahre in einer Außenseiterrolle befinden werden. Stattdessen wird die aktuelle Aufbruchstimmung langfristig andere Erfolge begründen: Die Pyramide, mit einer gesunden Basis an rund 100 Nachwuchsspielerinnen, die bereits wöchentlich in Monnerich trainieren, nimmt solidere Formen an. Erst am Montag setzten sich die U17-Mädchen mit 10:0 gegen Georgien durch. Mit der wachsenden Aufmerksamkeit und den neuen Möglichkeiten werden sich in Zukunft bisher unbekannte Türen ins Ausland öffnen – Qualitätssteigerung inklusive.
Der Anfang ist nach den zwei Niederlagen gemacht, aber der Luxemburger Damen-Fußball steckt noch immer in seinen Kinderschuhen. Dennoch war es der absolut richtige Moment, um diese internationalen Vergleiche zu wagen. Mehr Spiele heißt einerseits zwar auch, das Risiko von schmerzhaften Schlappen einzugehen, bedeutet aber gleichzeitig, Erfahrungen zu sammeln, um sich zu verbessern. Weitere vier Jahre zu vergeuden, hätte wohl eher bedeutet, dass der Zug definitiv ohne die FLF abgefahren wäre.
Erfahrungen müssen gesammelt werden. Dieses steht ausser Frage. Erfahrungen sammelt man aber nicht mit Teams die nur professionnelle Spielerinnen in ihren Reihen haben. Also:
Aufbau: ja
Investitionen: ja
Begegnungen: gegen Teams die in Reichweite liegen