Schon mal was von Helen Keller gehört? Wahrscheinlich nicht, sie ist schon lange tot. Als sie noch lebte, war Helen Keller sehr bekannt, denn sie hatte als junges Mädchen ein schweres Schicksal zu meistern, weiß Heike Bucher.
Plötzlich blind und taub
Helen Keller wurde am 27. Juni 1880 in Tuscumbia geboren. Das liegt im amerikanischen Bundesstaat Alabama. Eigentlich war Helen ein ganz gesundes Kind, doch im Alter von 19 Monaten bekam sie eine Hirnhautentzündung. Durch die schwere Erkrankung wurde sie gleichzeitig taub und blind. Auf einmal konnte sie weder sehen noch hören. Damit hatte sie natürlich große Probleme. Sie war ja noch ein kleines Kind, hatte gerade erst laufen gelernt und konnte einzelne Wörter sprechen. Dann war plötzlich Dunkelheit und Stille. Helen wusste nicht, wie sie sich ausdrücken sollte. Sie erfand zwar bestimmte Handzeichen, die wurden von anderen aber oft nicht richtig verstanden. Deshalb wurde Helen traurig und manchmal sogar sehr wütend. Als sie sechs Jahre alt war, wurde sie oft sehr wütend und schlug um sich. Ihre Eltern wussten nicht, was sie machen sollten.
Anne Sullivan – eine Lehrerin für Helen
Kurz vor Helens siebtem Geburtstag bekam sie eine Lehrerin. Sie hieß Anne Sullivan, war 21 Jahre alt und hatte eine spezielle Ausbildung gemacht. Sie hatte gelernt, blinde Menschen zu unterrichten und schon Erfahrungen mit einem anderen taubblinden Mädchen gemacht.
Anne Sullivan brachte Helen ein Fingeralphabet bei. Es ist das Fingeralphabet, das auch Gehörlose benutzen. Weil Helen aber auch nicht sehen konnte, brachte Anne Helen bei, die Buchstaben auf die Handfläche zu schreiben. Dann lernte Helen, dass jeder Gegenstand einen Namen hat, den sie buchstabieren kann. Zuerst war es schwierig für Helen, zu begreifen, dass Dinge einen Namen haben, aber es dauerte nicht lange, bis Helen damit etwas anfangen konnte. Es war das Wort „Wasser“ (auf Englisch „water“), das sie als erstes lernte. Weil sich Wasser ganz besonders anfühlt, konnte sie es immer wiedererkennen. Auf diese Weise reihte sich Wort an Wort, bis Helen sich richtig ausdrücken konnte.
Später lernte Helen auch zu schreiben und Bücher zu lesen, deren Buchstaben sie mit der Hand ertasten konnte. Und wenn sie anderen Menschen beim Sprechen die Hand an die Lippen legte, konnte sie fühlen, welche Worte diese Menschen mit ihren Lippen formten.
Sich für andere starkmachen
Als sie 20 Jahre alt war, begann Helen ein Studium. Dabei lernte sie auch Deutsch und Französisch. Nach ihrem Studium setzte sie sich dafür ein, dass blinde Menschen mehr Unterstützung bekommen. Sie arbeitete für mehrere Blinden-Organisationen und wurde Beraterin des amerikanischen Blindenvereins. Aber sie machte sich auch für andere Menschen stark. Vor allem die Unterdrückung von schwarzen Menschen gefiel ihr ganz und gar nicht. Zu diesem Thema schrieb sie viele Zeitungsartikel und hielt Vorträge. Dafür reiste sie um die ganze Welt.
Helen, die Schriftstellerin
Schon als junges Mädchen begann Helen Keller, Geschichten zu schreiben. Oft handelten diese Geschichten von ihren eigenen Erfahrungen, die sie als taubblindes Mädchen gemacht hatte. Oder von ihrer Lehrerin Anne Sullivan, der sie unglaublich dankbar war. Denn ohne ihre Lehrerin hätte Helen wahrscheinlich nie gelernt, sich auszudrücken. Im Laufe ihres Lebens schrieb Helen Keller zwölf Bücher. Das bekannteste ist „The Story of My Life“ (Die Geschichte meines Lebens), das sie im Alter von 22 Jahren schrieb. Und obwohl sie ein sehr schweres Schicksal hatte, liebte sie ihr Leben. Sie sagte sogar einmal: „Ich bin blind, aber ich sehe; ich bin taub, aber ich höre.“ Helen Keller starb mit 87 Jahren am 1. Juni 1968.
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