Die Rentenreserve ist somit 2020 erneut weiter gewachsen. Jedoch verlief die Wachstumsrate, trotz starken erreichten 7,5 Prozent, etwas langsamer als im Vorjahr 2019. Damals hatte der „Fonds de Compensation de la Sécurité sociale, SICAV-FIS“ (FdC) mit einer Zuwachsrate von 14,24 Prozent ein historisches Rekordergebnis erreicht. Vor allem die positive Entwicklung an den internationalen Aktienmärkten hat letztes Jahr zu dem guten Resultat beigetragen, ist im Jahresbericht des „Fonds de Compensation“ zu lesen. Seit der Gründung des Fonds konnte dieser im Schnitt einen jährlichen Gewinn von 5,34 Prozent verzeichnen.
Für den größten Anteil an der milliardenschweren Luxemburger Rentenreserve (22,92 Milliarden Euro) steht der FdC. Der Rest wird direkt von der Nationalen Rentenversicherungsbehörde verwaltet. Die vom Fonds verwalteten Gelder sind aufgeteilt in 21,6 Milliarden im Fonds selbst und 1,32 Milliarden in Form von unter anderem Immobilien, Krediten und Anteilen an der „Société nationale des habitations à bon marché“ (SNHBM).
Die Entwicklung des Fonds, der neben den erwirtschafteten Gewinnen von überschüssigen Einzahlungen in die Rentenkasse, bedingt durch die hohe Zahl der aktuellen Arbeitsplätze verglichen mit der noch kleinen Anzahl an aktuell auszuzahlenden Renten, gespeist wird, ist beeindruckend. 2005 verwaltete er ein Geldvolumen von 4,8 Milliarden Euro. Bereits fünf Jahre später war die Summe auf fast 10 Milliarden Euro gestiegen. Wieder fünf Jahre später waren es bereits 15,8 Milliarden Euro. Und nun, Ende 2020, fast 23 Milliarden.
Das Jahr davor, 2018, war das bisher einzige in der Geschichte des FdC, das mit Verlust (-2,3 Prozent) abgeschlossen wurde. Mit dem Einbruch der Aktienmärkte im Dezember war damals das gesamte Jahresresultat negativ geworden.
Ein minimaler Rückgang
Allein mit dem Geld der Rentenreserve, ohne irgendwelche zusätzlichen Einnahmen, könnte Luxemburg die Rentenansprüche seiner Bürger während 4,8 Jahren bedienen. Das ist deutlich mehr als vor zehn Jahren, als die Rate bei 3,75-mal den jährlichen Rentenansprüchen stand. Doch trotz des starken Zuwachses ist es minimal weniger als im Vorjahr, als die Summe noch ausreichte, um die Rentenansprüche während 4,81 Jahren abzudecken.
Wie lange noch jährlich mehr Geld in die Rentenkasse einbezahlt wird, als von ihr ausbezahlt werden muss, ist umstritten. Es hängt vor allem vom Wachstum der Zahl der Arbeitsplätze ab. In ihrem Gutachten zum Staatshaushalt 2019 hatte die Luxemburger Zentralbank geschrieben, der positive Trend werde noch bis wenigstens 2022 so weitergehen. Ab Mitte der 2020er Jahre bestehe dann jedoch das Risiko, dass die allgemeinen Rentenversicherungsbeiträge nicht mehr ausreichen, um die Rentenausgaben zu decken.
Nachdem es in der Vergangenheit zudem viele Meinungsdifferenzen zur Investitionspolitik des FdC gegeben hat, hat der Fonds im Laufe des vergangenen Jahres erstmals einen eigenständigen „Rapport d’investisseur responsable“ erstellt. Er erinnert daran, dass bereits 2010 mit der Formalisierung einer verantwortungsvollen Anlagepolitik begonnen wurde. Anfang 2011 wurde eine erste Liste von Unternehmen erstellt, in die nicht investiert werden darf. „Im Bewusstsein, dass sich das verantwortungsbewusste Investieren ständig weiterentwickelt, wird der Fonds die Entwicklungen im Bereich Nachhaltigkeit weiter beobachten und seine Politik für verantwortungsbewusste Investoren entsprechend anpassen“, schreibt er.
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