Eigentlich beginnt der Sonntag wie viele andere Sonntage in Colmar-Berg. Die Straßen sind menschenleer, nur wenige sind in den Morgenstunden mit Kapuze und Regenschirm auf ihrem fest eingeplanten Spaziergang unterwegs. Die Mitglieder der lokalen Feuerwehr bereiten im Gemeindefestsaal ein gemeinsames Mittagessen vor und vom Turm der Kirche auf Berg ist Glockengeläut zu hören. Beim Bäcker stehen die Kunden an, im Lebensmittelgeschäft plaudert man über all das, was sich so in der abgelaufenen Woche zugetragen hat. Der Lärm der Blechkarossen und Lastwagen, die sich wochentags ihren Weg durch die Ortschaft suchen, hat einer fast schon gespenstigen Stille Platz gemacht.
Doch spätestens nach der Mittagsstunde merkt man, dass dieser Sonntag für Colmar-Berg sicherlich kein gewöhnlicher Sonntag ist. Im Kern der Ortschaft, wo sich im Laufe der Zeit immer mehr Bürger versammeln, spürt man eine gewisse Nervosität. Es ist kurz vor 14 Uhr: Vor dem früheren Rathaus treffen sich die Mitglieder des Schöffen- und Gemeinderates sowie der lokalen Vereinswelt. Kurz darauf gehen sie Richtung Schlossallee, um sich dort in Spalierform aufzustellen. Entlang der Poststraße und der rue de Luxembourg haben sich trotz ungünstigen Wetterbedingungen mehr als 1.000 Bürger aus der Gemeinde, den Nachbarorten und ganz Luxemburg eingefunden.
Der Tod des Großherzogs hatte das Dorf, das lange Jahre der Wohnort von Großherzog Jean war, sehr erschüttert. “Er war einer von uns … er war unser Nachbar … er hatte stets ein Lächeln parat … ich bin ihm mehrmals am hiesigen Postschalter begegnet … er winkte jedem beim Vorbeifahren … ich werde ihn vermissen …” hört man aus der Menschenmenge. Viele Gesichter wirken wie versteinert.
Gegen 14.30 Uhr öffnen sich die Tore des Schlosses für eine von einer neunköpfigen Motorradstaffel der Polizei angeführten Wagenkolonne, die im Schritttempo den Schlosspark verlässt, um dann durch die Schlossallee und die Poststraße in Richtung Luxemburger Straße zu fahren. Die Familie des verstorbenen Großherzogs überführt den Leichnam von Großherzog Jean vom Wohnsitz der Familie in den hauptstädtischen Palais. “Elo fiirt hien fir d’läscht an de Palais” sagte eine junge Dame ganz leise, als die neunköpfige Motorradstaffel der Polizei, die der Wagenkolonne den Weg öffnete, vorbeifuhr.
„Ee leschten Äddi“
Auf dem Weg zur Schlossallee erzählt ein Mann, der lange Jahre im Dienst des Schlosses stand, er werde diesen Moment wohl für den Rest seines Lebens nicht vergessen. «Hie war wéi e Papp fir eis all. Hien hat ëmmer e gutt Wuert fir eis, och wann him mol eppes net esou gefall huet. Ech hu mat him e ganz gudde Mënsch a mengem Liewe verluer.»
Mit maximal 80 Stundenkilometern wird sich die Wagenkolonne über die Autobahn Richtung Hauptstadt bewegen. Nach der Fahrt über den boulevard Royal, die rue Notre-Dame und die rue du Marché-aux-Herbes endet der Trauerzug am großherzoglichen Palais.
Le cortège funèbre transportant la dépouille de S.A.R. le Grand-Duc Jean est arrivé au Palais grand-ducal. Le défunt souverain reposera dans la chapelle ardente jusqu’à ses funérailles nationales samedi 4 mai.
© Cour grand-ducale
#grandducjean #granddukejean #luxembourg pic.twitter.com/4aUGjd2GiT— Cour Grand-Ducale (@CourGrandDucale) 28. April 2019
Erinnern wir daran, dass Großherzog Jean in der Kapelle des Palais aufgebahrt wird. Der Öffentlichkeit wird der Zugang zu dieser Kapelle an folgenden Tagen und Uhrzeiten gewährt: am Montag von 14 bis 19 Uhr, Dienstag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 19 Uhr, Mittwoch durchgehend von 10 bis 19 Uhr, Donnerstag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 19 Uhr, Freitag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr.
Ein Kondolenzbuch liegt sowohl im Eingangsbereich des Palais in Luxemburg als auch am jeweiligen Empfang der Schlösser in Colmar-Berg und Fischbach aus.
Ein sehr bewegendes Foto, diese Aufnahme von Grossherzogs Jean letzter Fahrt ins Palais.