Die richtige Besaitung im Tennis ist eine Wissenschaft für sich. Beim Turnier auf Kockelscheuer sind Renato dos Santos und Margo Struik für das richtige Bespannen der Schläger verantwortlich. Und das ist gar nicht so einfach.
Der Schläger ist des Tennisspielers Kapital. Ohne ihn kann er seinen Sport nicht ausüben. Aber es kommen viele Faktoren zusammen, die einen perfekten Schläger ausmachen. Zunächst einmal stellt sich die Frage, wie der Schläger vorbereitet wird. «Um die alte Bespannung zu lösen, soll man mit einer Zange die alten Saiten von der Mitte aus nach außen schneiden, so dass ein Dreieck entsteht», erklärt Renato dos Santos.
Zum Neubespannen wird der Schläger zunächst an der Besaitungsmaschine fixiert. Dann muss festgelegt werden, mit welcher Bespannungsmethode vorgegangen wird. «Generell fängt man mit den vertikalen Saiten an, danach werden die horizontalen aufgezogen», erklärt Dos Santos, der dieses Metier schon seit über zehn Jahren praktiziert.
Kontrolle oder doch lieber Power?
Die Wahl der Besaitungshärte ist ebenfalls ein wichtiges Element. «Bespannst du einen Schläger hart, so bekommt der Spieler eine bessere Kontrolle. Dafür verlierst du aber an Power. Wenn der Schläger weicher bespannt wird, gibt dies einem mehr Geschwindigkeit und Ballgefühl. Es hängt natürlich auch vieles von der Spielweise und Technik der jeweiligen Spieler ab», so der Experte.
Des Weiteren gibt es verschiedene Arten von Saiten. Nylonsaiten z.B. sind für ihre Vielseitigkeit oder ihren guten Touch bekannt. Andere Saiten bestehen aus Polyester oder Naturdarm.
In den ersten Tagen der Qualifikation wurden mehr als 50 Schläger bespannt. Jede Spielerin, die ankommt, möchte dann sofort eine neue Bespannung auf den Schläger. Wie viele Schläger die Spielerinnen bei sich haben, ist aber sehr unterschiedlich.
Venus hatte sechs Schläger im Gepäck
«Es gibt sogar Spielerinnen, die nur mit einem Schläger anreisen. Die meisten haben aber drei oder vier Rackets bei sich. Erinnern kann ich mich auch an Venus Williams, die damals insgesamt sechs Schläger dabei hatte. Manche wurden gar nicht angefasst. Aber am nächsten Tag wollte die US-Amerikanerin wieder jeden einzelnen neu besaiten lassen. Das war ihr Tick», plaudert der Angestellte des Sportgeschäfts auf Kockelscheuer ein wenig aus dem Nähkästchen.
Spontaneität ist aber ebenfalls gefragt. Nicht immer können Dos Santos und Margo Struik sich viel Zeit lassen. «Es kommt auch schon mal vor, dass man während einer Partie schnell nach einer neuen Bespannung gefragt wird. Die Spielerin hat dann gemerkt, dass sie kein gutes Ballgefühl hat oder der Ball oft im Aus landet. Dann muss die Bespannung verändert werden. Die Hitze oder Feuchtigkeit in der Halle können zum Beispiel Einfluss darauf haben, dass die Bälle ein wenig leichter oder schwerer sind. Das hat dann auch Auswirkungen auf die Schlägerhärte. Am Montagabend mussten wir gleich zweimal ran, weil die Spielerinnen eine neue Bespannung wollten. Dann muss es recht fix gehen. Aber mit einer gewissen Routine sind die Schläger innerhalb von 15 Minuten wieder neu besaitet», so Dos Santos.
Jeder Schläger ist anders
Eigentlich könnte man meinen, dass nach einer gewissen Zeit Langeweile beim Ausüben dieser Tätigkeit aufkommen könnte. Dem ist aber gar nicht so. «Nein, es ist überhaupt nicht langweilig. Schließlich muss man an fast jedem Schläger etwas anderes machen. Des Weiteren ist es schon speziell, wenn man weiß, dass man einen Schläger einer Topspielerin bespannt hat», sagt Dos Santos.
Zum Abschluss ergänzt Struik noch, dass die Maschine nicht alles für einen regeln kann. Menschenkraft ist schon verlangt. «Du darfst auch keine Angst davor haben, dass deine Hände anschließend richtig schmerzen.»
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