Vier Polizisten sitzen seit mehr als einem Monat in Sanem in Untersuchungshaft, nachdem mindestens einer der Beamten einen kapverdischen Mann so schwer zusammengeschlagen hatte, dass dieser ärztliche Hilfe brauchte. Die anderen hatten nach jetzigem Kenntnisstand dabei zugesehen beziehungsweise versucht, die Tat zu vertuschen. Aufgeflogen ist der Fall nur, weil ein junger Beamter, der den Bericht schreiben sollte, nicht mehr mit seinem Gewissen klarkam und die Geschehnisse bei der Generalinspektion der Polizei meldete. Dann übernahm die Staatsanwaltschaft.
Seitdem reibt sich Luxemburg verwundert die Augen und fragt sich: Was geht eigentlich im Kommissariat „Gare“ in der Hauptstadt ab?
Im Raum stehen Vorwürfe der Folter, es ist die Rede von einem gesetzlosen Raum in dem Kommissariat selbst. Die Polizisten, die jetzt in Untersuchungshaft sitzen, sollen das Opfer gekannt haben, es habe sich möglicherweise um eine Racheaktion der Beamten gehandelt. Ein perfides Punktesystem soll Rekruten auf Linie gebracht haben. Gestartet wären Neue demnach mit minus zehn Punkten, erst wer auf null war, habe seine Vorgesetzten grüßen und mit ihnen Kaffee trinken dürfen. Bei anschließenden Hausdurchsuchungen wurden bei weiteren Beamten Drogen gefunden.
Sieben Polizisten des Bahnhofsviertels haben sich daraufhin krankgemeldet – sodass das Kommissariat wegen Personalmangels teilweise nicht richtig besetzt war und vorübergehend seine Türen schließen musste. Es sind Krankmeldungen, die wie ein Solidaritätsbekenntnis mit den Kollegen in Untersuchungshaft wirken – und die Pflicht zum Dienst an der Öffentlichkeit in den Wind schießen. Spätestens damit ist das ganze Kommissariat in Verruf geraten – und es ist eigentlich nur dem jungen Beamten zu verdanken, der die Garer Uniformierten-Omertà brach, dass nicht der Ruf der ganzen Luxemburger Polizei Schaden genommen hat.
Nochmals: Es geht hier nicht um eine neue Staffel „Capitani“, sondern um traurige Luxemburger Wirklichkeit – und das kurz vor Wahlen, bei denen das Thema Sicherheit eine Rolle spielen wird, und just in dem Viertel, in dem die Sicherheitssituation seit Jahren von Politikern und Politikerinnen populistisch ausgeschlachtet wird.
Die Gare ist ein Hotspot, wo Arm und Reich, Dealer und Konsument aufeinandertreffen. Dort als Polizist zu arbeiten, ist sicherlich kein einfacher Job. Eine Entschuldigung für das mutmaßliche Verhalten der verdächtigten Polizisten kann das aber nicht sein. Diese haben es fertiggebracht, dass jetzt nicht nur über die Sicherheit der Leute auf den Straßen des Bahnhofsviertels gesprochen wird, sondern auch über die Sicherheit der Personen, die sich dort in polizeilicher Obhut befinden.
Sollten sich die genannten Vorwürfe bewahrheiten, haben die betroffenen Beamten ihren Kolleginnen und Kollegen einen Bärendienst erwiesen. Solche Vorkommnisse sind Gift für den Ruf der Polizei. Ohne guten Ruf wird es auch mit dem Respekt schwerer. Und ohne dass die Polizei draußen auf den Straßen Luxemburgs respektiert wird, kann sie kaum vernünftig arbeiten. Was im Kommissariat „Gare“ abging, wie lange das schon so geschieht und wer alles Mitwissen hatte, muss jetzt lückenlos aufgeklärt werden – und dann die entsprechenden Konsequenzen nach sich ziehen. Es geht um den Ruf aller Uniformierten.
De grengen Polizeiminister huet an hat neischt enner Kontroll.
Dee grénge Polizeiminister huet dat natirlech alles ënner Kontrol. A wanns de net gees!
Bei diesem sagenhaften Zusammenhalt bester Freunde hoffe ich das ALLERBESTE für den jungen Beamten und Rückenstärkung aus der Chefetage!