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Mentale GesundheitDie Angst von der anderen Seite ansehen

Mentale Gesundheit / Die Angst von der anderen Seite ansehen
Bei vielen Menschen mit psychischen Vorerkrankungen verstärkt die Corona-Pandemie die Symptome Foto: Pixabay

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Das neue Jahr hat begonnen, 2020 – das Jahr, das von der Pandemie Covid-19 beherrscht war, verzeichnete auch am letzten seiner Tage steigende Infektionszahlen. Nicht nur die Bedrohung, am Coronavirus zu erkranken, ist geblieben, auch die Angst vor gesundheitlichen, ökonomischen und sozialen Folgen. Wie mit diesen Ängsten umgehen, wie vielleicht auch etwas Positives aus der aktuellen Situation mitnehmen, dafür interessierte sich unsere Korrespondentin Elke Bunge.

Ängste gehören zu unseren natürlichen Reaktionen. Sie schützen uns vor unüberlegten Handlungen, beflügeln das Vermeiden von Gefahrensituationen. Eine „gesunde“ Portion Angst hilft beim Autofahren, in Prüfungssituationen, beim Ausüben risikobehafteter Sportarten wie Tauchen, Klettern oder Fallschirmspringen. Und auch in Zeiten der gegenwärtigen Covid-19-Pandemie ist ein gesundes Maß an Angst – oder nennen wir sie hier „Vorsicht“ – unter Umständen lebenserhaltend.

Was aber, wenn die Angst das Maß des Normalen überschreitet? Wenn aus dem Hygienekonzept, sich täglich mehrmals die Hände etwa 30 Sekunden zu waschen, ein Waschzwang wird? Wenn aus dem nötigen Abstandhalten eine Phobie wird, nach der sich die Betroffenen nur noch in den eigenen vier Wänden verbarrikadieren, jeglichen sozialen Kontakt meidend?

Angst- und Unruhezustände

Bei vielen Menschen mit psychischen Vorerkrankungen verstärkt die Corona-Pandemie die Symptome. Vor allem das Gefühl des Kontrollverlusts belastet diese Menschen – aber auch der Mangel an sozialen Kontakten hinterlässt Spuren. Einer jüngst veröffentlichten Studie zufolge, die internationale Psychologen unter Federführung der Universität von Zürich vorlegten, klagen mehr als die Hälfte psychisch Erkrankter über eine deutliche Zunahme solcher Symptome wie Angst- und Unruhezustände. Wer derart erkrankt ist, bedarf professioneller, häufig sogar stationärer Hilfe.

Doch auch die „normale“ Bevölkerung ist wegen der Entwicklung der Pandemie zunehmend beunruhigt. Laut einer aktuellen Umfrage in Deutschland ist die Zahl der Menschen, die wegen Covid-19 „sehr große Angst“ oder „eher große Angst“ haben, auf über die Hälfte gegenüber einer Befragung während der ersten Welle angestiegen. Weniger besorgt zeigten sich nur 32 Prozent, völlig ohne Angst nur 16 Prozent der Studienteilnehmer. Etwa drei Viertel der Deutschen – so die Umfrage – sind derzeit überzeugt, dass sich die Lage noch verschlechtern wird. Ähnliche Zahlen veröffentlicht das luxemburgische Statistikamt Statec. Im Großherzogtum geben mehr als 70 Prozent an, dass sich die Situation verschlechtere, sie im Home-Office wöchentlich bis zu vier Stunden mehr arbeiteten bei bedrohlicherer wirtschaftlicher Lage. Mehr als ein Drittel der Luxemburger fürchten eine Verschlechterung der Lebenssituation unter der Pandemie.

Wie aber mit solchen Phänomenen umgehen? Gibt es Techniken, die Ängste zu bezwingen und selbst in den aktuell kritischen Zeiten den Lebensmut zu bewahren? Kann man vielleicht sogar etwas Positives aus den Erfahrungen des gerade abgelaufenen Jahres mitnehmen? Auf solche Fragen versucht der deutsche Psychiater Dr. Michael Bohne Antworten zu geben. „Was wir brauchen, sind Wege zu einer emotionalen Selbsthilfe“, meint der Arzt, „jeder kennt ja inzwischen die AHA-Formel – Abstand, Hygiene, Alltagsmaske – zu der nun noch das regelmäßige Lüften kommt. Doch was wir brauchen, ist sozusagen das ‚Lüften im Kopf‘, mal in den Gedanken und Emotionen frei werden.“

Psychiater Dr. Michael Bohne
Psychiater Dr. Michael Bohne Foto: Anja Weber/Berlin

Eine „emotionale Pandemie“

Wie aber gelingt gerade dieses emotionale Auslüften in Zeiten, da elementare Grundbedürfnisse eingeschränkt sind? In Zeiten „Roter Zonen“ mit eingeschränkter Autonomie, mangelndem Überblick und fehlender Vorausschau, reduzierten Beziehungen zu Familie, Freunden und Arbeitskollegen? Die Verletzungen dieser Kernbedürfnisse, so Bohne, führen zu Stress, Unbehagen und Ängsten. Bedenkenswert sei, dass neben der eigentlichen Viruspandemie eine „emotionale Pandemie“ hinzukommt.

Michael Bohne hat langjährige Erfahrungen im Umgang mit Ängsten und emotionalem Unbehagen. In Seminaren und persönlichen Begegnungen berät der Arzt aus Hannover Künstler, die vor Auftrittsangst und Lampenfieber die Bühne meiden, Fernsehmoderatoren oder Redner, die vor Aufregung Sprechhemmungen haben. Bohne hat eine körperbetonte Technik entwickelt, mit der man den emotionalen Ängsten begegnen, sie überwinden kann.

Der wichtigste Einstieg dabei ist, sich die Angst auslösende Situation erst einmal klarzumachen: Auf einer Skala von eins bis zehn sollen Betroffene einschätzen, was und wie stark sie etwas belastet. Dies, so Bohne, sei bereits der erste Schritt, gegen die Symptome angehen zu können. Einem so erkannten Stressfaktor könne man dann mit einer positiven Affirmation begegnen, etwa in der Art: „Auch wenn die aktuelle Lage zurzeit kompliziert und bedrohlich erscheint, geht es mir gut, weil ich gesund bin und weiß, welche Regeln ich einhalten soll.“

Soziale Kontakte aufrechterhalten

Dabei ist es durchaus sinnvoll, vom eigenen Blickwinkel weg auch einmal die Position anderer einzunehmen – wie geht es dem Gesundheitspersonal, das sich um Corona-Infizierte kümmert, wie den Erkrankten selbst? Was glaube ich, was denken andere? Kann ich von einer festen oder gar starren Position wegkommen und auch auf Zwischentöne achten? Solche Analysen können zur Schlussfolgerung führen, dass die eigene Situation gar nicht so dramatisch ist wie befürchtet, man sich also besser fühlen darf.

Hilfreich dafür sind unbedingt auch soziale Kontakte, die gerade in den jetzigen Zeiten von Lockdowns und räumlicher Isolierung aufrechterhalten bleiben sollten. Viele Menschen, die derzeit im Homeoffice arbeiten, klagen darüber, dass ihnen der Kontakt zu den Arbeitskollegen fehlt. Doch in nahezu allen Fällen verfügen gerade diese Beschäftigten über die elektronischen Kommunikationsmittel, mit denen sie soziale Kontakte pflegen könnten. Solche Kontakte – sei es zur Familie oder auch zu Freunden und Arbeitskollegen – können immens dabei helfen, den Überblick zu behalten und vorausschauend zu agieren.

Ein Rückblick auf die vergangenen Monate seit Beginn der Pandemie zeigt, dass die Nachrichtenlage mitunter recht dürftig und verworren war. Zu Beginn des Covid-19-Ausbruchs war relativ wenig über das Virus, seine Verbreitung und über Schutzmaßnahmen bekannt. Von „Masken nützen nicht“ (als noch zu wenige verfügbar waren) bis hin zu „Maskenpflicht überall“ reichte zum Beispiel eine Informationslinie. Inzwischen sind jedoch Begriffe wie „vulnerable Gruppen“, „Inzidenzzahlen“ oder „Virusmutation“ in die Alltagssprache fast aller geflossen. Doch dass die Flut täglich neuer Nachrichten und Kommentare unser aller Überblick oder gar eine Vorausschau verbessert, ist nicht unbedingt garantiert. Auch in diesen Fällen hilft es, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten und sich mit seinen Nächsten über die Lage auszutauschen. Niemand kann derzeit sagen, wie sich die kommenden Monate sowohl hinsichtlich der weiteren Ausbreitung der Pandemie als auch mit Blick auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung gestalten werden. Sicher ist nur, dass in Panik verfallen nicht hilft. Besonnenheit und Optimismus sind gefragt, um diese zu erlangen, hat Michael Bohne einige Techniken entwickelt.

G.B.
3. Januar 2021 - 18.27

Das Volk nicht ständig , Tag und Nacht mit Tot , Toten und Virus samt Varianten bombardieren , wäre grosser Schritt der Angst den Garaus zu machen.....

B.G.
3. Januar 2021 - 18.18

Unser Leben wäre für uns Alten unmöglich, voller höllischer Angst gewesen wenn man uns, wie das jetzt der Fall ist , Tag und Nacht mit Hiobsnachrichten über unserem unvermeidbaren Tot, oder Krebs und andere unheilbare schmerzhafte Krankheit bombardiert hätte.!!!
Diese Angst nahm man uns schon als Kinder in Kirche und Primärschule , wo wir lernten dass sogar ein Gott , Kaiser und König sterben mussten . Später wurden wir sogar selbst Zeugen vom grossen medizinischen Fortschritten .
Da o.g. Methode nicht mehr anwendbar ist, bleibt nur Ärzten , Virologen und anderen Experten den Kampf gegen den Virus zu überlassen und allen Politiker die von Tuten und Blasen und dem Virus nicht die allergeringste Ahnung haben und haben werden , unter Strafe verbieten sich einzumischen ! Dann wird auch der verdammten , künstlicher Angst den Garaus gemacht!