Montag22. Dezember 2025

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Der Kämpfer für die City

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Die City of London war kein Befürworter des Brexit. Vor allem der dortige Finanzplatz hat potenziell viel zu verlieren. Jeremy Browne kämpft nun auf dem Kontinent für die Zukunft des Londoner Finanzplatzes.

„Meine Rolle ist es, mich für die Interessen der City einzusetzen“, so Jeremy Browne am Donnerstag vor Journalisten in der britischen Botschaft in Luxemburg. Zuvor hatte er sich hierzulande unter anderem mit Finanzminister Pierre Gramegna, mit der Luxemburger Zentralbank und der Finanzaufsicht getroffen. Davor war er in Rumänien.

Und seine Botschaft lautet: Europa habe nur einen einzigen wahren internationalen und globalen Finanzplatz (London). Und es sei in Europas Interesse, London auch weiterhin als Tor zum Rest der Welt nutzen zu können. Dabei denkt er unter anderem an europäische Pensionsfonds, die einen Teil ihrer Gelder über London in der Welt anlegen. Andernfalls würden „Economies of Scale“ (Kosteneinsparungen durch Größe) verloren gehen, warnt er.

«Nur ein globaler Finanzplatz in Europa»

Bei einem schlechten Abkommen für London würde jeder verlieren, so Browne weiter.
Im Endeffekt wünscht er sich ein „verständliches Abkommen“, das den Freihandel zwischen Großbritannien und der EU regele. Zudem solle dieses ein größeres Kapitel über Finanzdienstleistungen enthalten. Des Weiteren wünsche sich die City einen glatten Transitionsprozess.

Luxemburg sehe er als jemanden, der „konstruktive und ausgeklügelte“ Beiträge zum Verhandlungsprozess liefern kann. Das liege unter anderem daran, dass es in Luxemburg einen Finanzplatz gibt und man sich somit gegenseitig verstehe. „Luxemburg kann helfen, Vernunft in die Diskussionen zu bringen“, so der ehemalige Staatssekretär im Foreign Office und ehemalige Staatssekretär im Home Office.

Luxemburg bringt „konstruktive“ Beiträge

Dass der Finanzplatz London wegen des Brexit Arbeitsplätze verlieren wird, bestreitet er nicht. Er sei aber sehr vorsichtig, was die Prognosen angehe. Dann erwähnt er Schätzungen, die davon ausgehen, dass der Brexit die City fünf bis sechs Prozent der Jobs kosten könne.

Dies relativiert er aber sogleich: „Da spielen noch viele andere Faktoren eine Rolle.“ Er erwähnt Fintech und den Aufstieg Asiens. „Der Brexit ist nicht alles.“ Zudem glaubt er an die Dynamik seiner Stadt: „Ein Baum, der geschnitten wird, kann danach wieder wachsen … vielleicht noch schneller als vorher.“

Und er weist darauf hin, dass es nicht die EU-Kommission oder ein anderes Gremium war, das London zum großen globalen Finanzplatz gemacht habe. Und auch in Zukunft sei das nicht abhängig von einer EU-Mitgliedschaft. Zudem seien nur ein kleiner Teil der Beschäftigten in London Bürger aus der EU.

Sorgen der Bevölkerung

Auf die Frage, ob seine Botschaft nicht schlechter in Großbritannien als in Europa ankomme, meinte er: Die Mitgliedschaft im europäischen Binnenmarkt sei wohl nur möglich, wenn man die vier Freiheiten akzeptiere. „Aber ein Brexit, der die komplette Bewegungsfreiheit, finanzielle Beteiligungen und den Respekt von gemeinsamen Regeln beibehält“, würde von der Bevölkerung wohl als „unehrlich“ gegenüber vom Resultat des Referendums gesehen werden, so Browne. Es würde aussehen, als würden die Sorgen der Bevölkerung nicht respektiert.

Jeremy Browne schaut bereits heute auf die Zeit nach dem Brexit. Und er wünscht sich langfristige Lösungen. Dass ein Land, das nicht Mitglied in der EU ist, auch über keinen EU-Finanz-Pass verfügen kann, versteht er. „Das ist Teil der Logik.“ Langfristig wolle die City aber versuchen, den EU-Pass durch etwas Gleichwertiges (bspw. gegenseitige Anerkennung) zu ersetzen.