Nicht erst im Mai schlagen die Bäume aus, auch zu Frühlingsbeginn Mitte März erwacht die Natur aus der Winterruhe wieder zu neuem Leben. Die Pflanzenwelt beginnt zu grünen und zu blühen. Die Pollen, der Blütenstaub der Samenpflanzen, fliegen durch die Luft. Die mikroskopisch kleinen Staubteilchen von Erle, Hasel, Ulme, Weide, Pappel, Ahorn, Birke, Esche und Gräsern machen den Allergikern zu schaffen. Sie haben mit saisonal bedingtem allergischen Heuschnupfen, der sogenannten Rhinitis allergica, zu kämpfen. Doch nicht nur die Atemwege, auch die Augen können in Mitleidenschaft gezogen werden. Dann kommt es zu einer allergischen Bindehautentzündung, der allergischen Konjunktivitis. Sind die unteren Atemwege mit betroffen, sprechen Fachleute von einem Etagenwechsel von den oberen zu den unteren Atemwegen, und Betroffene leiden neben dem Heuschnupfen zusätzlich an einem allergischen Asthma bronchiale.
Worauf reagieren Allergiker?
Pollen sind die männlichen Keimzellen der Pflanzen, die mittels Wind oder Insektenbestäubung zu den weiblichen Keimzellen gebracht werden, um dort die Fruchtbildung auszulösen. Der aus dem Latein stammende Name besagt, dass es sich dabei um eine mehlartige Masse handelt, die einzelnen Körnchen sind zwischen zehn und 100 Mikrometer groß. Allergiker reagieren jedoch nicht auf die Körnchen an sich, sondern auf Proteine oder Lipide, die sich herauslösen, wenn Pollen auf eine wässrige Lösung – so in den Nasen- oder Augenschleimhäuten – treffen. Die dann entstehende Allergie ist eine Abwehrreaktion auf die entstandenen Eiweißstoffe.
Jedoch reagieren Menschen, die für Allergien anfällig sind, unterschiedlich auf verschiedene Pollenarten. Um herauszufinden, welche Pollenart (und damit auch welche Zeit) für Allergiker besonders gefährdend ist, kann man sich in Fachpraxen einem Allergietest unterziehen. Bei einem solchen Test wird im Blut untersucht, wie viel Antikörper gegen bestimmte Allergieauslöser enthalten sind. Man misst also zum Beispiel die Menge der Antikörper der Klasse E (IgE) gegen Birkenpollen. Allergologen – so heißen die Experten für Allergien – haben herausgefunden, dass Menschen mit Allergien gegen Birke und Hasel oft auch auf Eiche und Kastanie reagieren, und untersuchen diese Allergieauslöser gleich mit.
Die Diagnose der Allergieauslöser ist in den letzten Jahren immer genauer geworden. Grund dafür ist vor allem die molekulare Allergiediagnostik. Damit lassen sich nicht nur Antikörper gegen zum Beispiel Birkenpollen erkennen, sondern sogar gegen einzelne Birkenpollen-Bestandteile. So wird auch die Behandlung präziser. Wenn man weiß, gegen welches Eiweiß genau der Körper allergisch reagiert, kann man ihn exakt darauf vorbereiten. Auch Kreuzallergien mit Nahrungsmitteln sind keine Seltenheit. Insbesondere Allergiker gegen Birkenpollen können zusätzlich auf Äpfel, Erdbeeren, Kirschen, Pfirsiche oder Nektarinen eine Kreuzallergie bekommen.
Die richtige Therapie verschafft Erleichterung
Ist eine Pollenallergie aufgetreten, wird sie häufig mit Antihistaminika behandelt. Dies lindert die Allergiebeschwerden, die Nebenwirkungen dieser Medikamente verursachen jedoch ihrerseits Beschwerden wie Müdigkeit, Mundtrockenheit und Kopfschmerzen. Schlaflosigkeit und Gereiztheit kommen nicht selten hinzu.
Eine bessere Lösung ist dagegen eine spezifische Immuntherapie (SIT). Nachdem beim Allergietest festgestellt wurde, auf welche Pollensubstanzen man allergisch reagiert, werden diese Stoffe mittels Spritzen, Tropfen oder Tabletten in niedrigsten Konzentrationen zugeführt. Ziel ist es, den Körper an die Allergene zu gewöhnen und seine Abwehr gegen diese einzustellen. Doch dafür ist Geduld und Ausdauer notwendig: Drei Jahre dauert in der Regel eine solche Therapie.
Masken helfen auch bei Allergien
Studien der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) haben gezeigt, dass sowohl das Tragen von FFP2- als auch bereits gewöhnlicher OP-Masken wirksam gegen eine sich anbahnende Allergie schützen. Vermutungen, die bereits mit dem Rückgang der Grippeinfektionen in den vergangenen zwei Jahren einhergingen, scheinen sich zu bestätigen: Der Schutz von Mund- und Nasenschleimhäuten verhindert ein Eindringen der Pollen in diesen Raum und mindert somit die Allergiegefährdung. Nach Angaben der Ecarf-Studien senken sich die Symptome einer Pollenallergie auf ein Drittel des sonst üblichen Durchschnittwertes.
Doch wie erfahren Betroffene, welche Pollen gerade in der Luft sind und wann sie sich schützen müssen? Auf vielen Wetterportalen gibt es auch eine Rubrik „Pollenflug“. Bei uns in Luxemburg informiert zusätzlich die Plattform www.pollen.lu des „Service national d’immunologie-allergologie“ (CHL) darüber, welche Pollen zu welcher Zeit häufig auftreten. Neben aktuellen Warnungen werden hier aufgrund von Statistiken aufgestellte Modelle gezeigt, an denen sich Allergiker orientieren können.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können