„Manchmal hilft es, den Kopf auszuschalten und einfach zu spielen. Im Sport und insbesondere im Basketball ist es nicht immer von Vorteil, zu viel zu überlegen“, erklärt Davide Grün, der neben dem Felser Mykolas Maindron zweifelsohne einer der Shooting-Stars der Spielzeit 2022/23 ist. Der 22-Jährige bleibt jedoch bescheiden: „Ehrlich gesagt war ich am Anfang der Saison von mir selbst überrascht“, gibt er mit einem Lachen zu und unterstreicht, dass mit den guten Leistungen das Selbstvertrauen wächst. „Nach dem einen oder anderen guten Spiel hofft man, die guten Leistungen wiederholen zu können. Irgendwann ist man in einem ,Flow‘ und die Selbstzweifel werden kleiner. Momentan läuft es gut, was mich natürlich freut. Aber noch mehr freut es mich, wenn wir gewinnen“, so Grün.
Am Sonntag gelang ein Überraschungscoup gegen Walferdingen. Ein Sieg, der guttut, denn bisher lief noch nicht alles rund beim Aufsteiger. Nachdem man sich schwergetan hatte, das richtige Profi-Duo zu finden, wurde die Zusammenarbeit mit Coach Carlo Ferrante Ende November beendet. Nach einer Interimslösung sitzt seit Anfang Januar das Duo Alain Schaeffer/Filipe Abreu (beide trainieren ebenfalls die Damenmannschaft) auf der Trainerbank. „Der Trainer schlug wortwörtlich mit der Faust auf den Tisch“, so der 22-Jährige, der hinzufügt, dass man sich als Ziel gesetzt hat, erneut als Team zu agieren und den Kopf nicht hängenzulassen. Der Trainerwechsel habe neue Energie in die Mannschaft gebracht.
Den richtigen Rhythmus gefunden
Dabei fing das Jahr 2023 nicht optimal an: Nach der kurzen Winterpause unterlag Zolver nämlich gegen die Musel Pikes, gegen die man sich einen Sieg erhofft hatte. Mit der ersten Hälfte zeigte sich Grün zufrieden, „doch wir starteten wie so oft nicht gut ins dritte Viertel. Zudem blieben wir in der Zonen-Verteidigung, was keine gute Entscheidung war.“ Gegen die Résidence gelang dann zu Beginn einfach alles und Grün und Co. zeigten sich treffsicher. „Wir hatten einen guten Start ins Spiel, was uns zuvor selten gelang. Walferdingen kam zurück, was eigentlich nicht hätte passieren dürfen, nachdem wir mit 20 Punkten geführt hatten, doch im Walferdinger Team steckt viel Qualität. Auch wenn die Résidence nicht komplett antrat, muss man erst einmal gewinnen.“ Mit einem Sieg hatten Grün und Co. jedenfalls nicht unbedingt gerechnet. „In solchen Spielen besteht kein Druck. Ein Sieg gegen eine der Top-Mannschaften des Landes gibt Selbstvertrauen und man hofft, diesen Elan mit in die nächsten Spiele nehmen zu können und an diese Leistungen anzuknüpfen. Nach dem Spiel am Sonntag scheint es, als hätten wir unseren Rhythmus gefunden. Wir hoffen jedenfalls, dass jetzt eine gewisse Kontinuität hereinkommt.“
Grün war am Sonntag mit seinen 19 Punkten ein wichtiger Faktor für den Zolver Sieg und knüpfte damit an konstant gute Leistungen an. In seinem ersten Jahr in der LBBL gelang ihm somit sofort der Durchbruch, wobei er zugibt, dass der Unterschied zwischen Nationale 2 und LBBL enorm ist. Im Durchschnitt kam er bisher auf eine Einsatzzeit von 31 Minuten und erzielte durchschnittlich 13 Punkte, wobei er gegen Düdelingen mit 26 Punkten seine bisher beste Leistung zeigte.
Nachdem er mit 18 Jahren den Sprung in die erste Mannschaft geschafft hatte, saß er in den ersten zwei Jahren größtenteils auf der Bank: „Jeder junge Spieler muss da durch – außer man ist ein Ausnahmetalent, und deren gibt es nicht so viele in Luxemburg. Und das finde ich auch gut so. Für mich war es hilfreich, von der Bank aus zu sehen, wie Gilles Weis, der auf der gleichen Position spielt wie ich, das Spiel leitet. Ich habe ihn von klein auf spielen sehen und habe großen Respekt vor ihm. Auch wenn ich auf dem Spielfeld meine Meinung äußere, bin ich mir bewusst, dass er etwas mehr Ahnung hat“, so Grün, der betont, dass sowohl Gilles Weis als auch Vic Heuchling ihm stets mit Rat und Tat zur Seite standen. „Mein Dank geht aber vor allem an Carlo (Ferrante) und Eric (Bettini), die an mich glaubten, Vertrauen in mich setzten und mir freie Hand ließen. Eric ging mittwochs mit mir in die Halle zum Wurftraining und hatte stets ein offenes Ohr und Tipps für mich“, so der 22-Jährige, der im Alter von fünf Jahren seine Karriere in Zolver begann. Als Cadet wurde er für zwei Saisons nach Esch ausgeliehen, da die Zolver Cadets damals in der vierten Division antraten. Zum Basket Esch gibt es jedoch noch eine weitere Verbindung. Denn mit Thomas Grün ist er weitläufig verwandt: Die Väter beider Spieler sind Cousins. „Als wir gegen Esch spielten, wollte ich unbedingt gegen Thomas verteidigen, was auch der Fall war. Leider verloren wir das Spiel. Doch es gibt noch ein Rückspiel. Da hoffe ich auf einen positiven Ausgang für uns“, erklärt er mit einem Schmunzeln.
Ehe das Duell mit Esch auf dem Programm steht, tritt der Aufsteiger erst einmal in einem weiteren Minette-Derby gegen Düdelingen an. Ob Grün und Co. eine weitere Überraschung gegen einen „Großen“ gelingt, wird sich am Freitag zeigen.
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