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SupercomputerDas Projekt Meluxina nimmt Form an: Der Kaufvertrag ist unterzeichnet worden

Supercomputer / Das Projekt Meluxina nimmt Form an: Der Kaufvertrag ist unterzeichnet worden
EuroHPC-Direktor Anders Jensen, Wirtschaftsminister Franz Fayot und Premier Xavier Bettel (v.l.n.r.) stellen Luxemburgs Superrechner für das Frühjahr 2021 in Aussicht Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Luxemburg macht Fortschritte bei der Anschaffung seines Supercomputers „Meluxina“. Im Juni 2019 hatte der damalige Wirtschaftsminister Etienne Schneider die Anschaffung des Superrechners im Rahmen eines europäischen Projektes angekündigt. Gestern Morgen nun konnten Premier Xavier Bettel und Wirtschaftsminister Franz Fayot einen Meilenstein bei dem Projekt präsentieren – am Montag ist der Kaufvertrag für den 30,4 Millionen Euro teuren Rechner unterschrieben worden.

Die Maschine wird dazu in der Lage sein, 10.000.000.000.000.000 Rechnungen in einer Sekunde durchzuführen (zehn Petaflops). Die Einweihung des Computers wird voraussichtlich im nächsten Frühling stattfinden. Sein neues Zuhause wird der Rechner im Datenzentrum in Bissen finden. Wie Xavier Bettel betonte, handelt es sich bei dem Datenzentrum um eine besonders „grüne“ Einrichtung, die mit regenerativer Energie unterhalten wird.

Datenzentren haben immer einen hohen Energieverbrauch. Insbesondere, da die Rechner Hitze entwickeln und unbedingt gekühlt werden müssen, um funktionieren zu können. Der Standort Bissen hat allerdings einen entscheidenden Vorteil. Dort, auf Roost, befindet sich das Kraftwerk der Firma Kiowatt. Dort werden Pellets hergestellt, aber auch Energie. In einem riesigen Ofen wird altes Holz verfeuert. Tonnenweise altes Holz, etwa Fensterrahmen von abgerissenen Häusern, landet dort. Die Maschinerie produziert sowohl Strom wie auch Wärme. Paradoxerweise wird die Wärme genutzt, um das Datenzentrum gleich gegenüber zu kühlen. Bissen wird als „ökologisch“ und als „das erste grüne Datenzentrum der Welt“ vermarktet.

Getauft wurde der Rechner auf den Namen „Meluxina“. Ganz ohne Nation Branding kommt in Luxemburg auch ein Hochleistungsrechner nicht aus. Der Rechner soll in Zukunft der Forschung und der Industrie zur Verfügung stehen. Auf ihm lassen sich zum Beispiel Simulationen von neuen Materialien durchführen. Geht alles nach Plan der Verantwortlichen, dann wird der Rechner vor allem von der Privatwirtschaft genutzt werden und nur zu einem kleineren Teil von der öffentlichen Forschung. Vor allem kleine und mittlere Betriebe, Start-ups und Betriebe aus dem Bereich der E-Gesundheit sollen im Mittelpunkt stehen.

Zunehmender Rechenbedarf

Der Bedarf an Rechenkapazität nimmt weltweit zu. Das Forschungsgebiet der Künstlichen Intelligenz erlebt derzeit eine Renaissance, weil die heutige Rechenkapazität reicht, um die Ideen aus den 1970er-Jahren umzusetzen und zu testen. Personalisierte Medizin erfordert Rechenleistung. Selbstfahrende Autos brauchen Rechenleistung. Auch Wirtschaftssimulationen brauchen Rechenleistung.

Der Rechner ist nur einer von acht Hochleistungsrechnern, die in Europa entstehen werden: Portugal, Tschechien, Bulgarien, Slowenien werden ebenfalls Supercomputer erhalten. Die drei „Biester“ unter den Supercomputern werden in Spanien, Italien und Finnland ihr Zuhause finden. Diese drei Computer werden als Pre-Exa-Scale-Supercomputer bezeichnet und können mindestens zehnmal so viele Rechnungen in der Sekunde durchführen wie Meluxina.

Meluxina ist jedoch der erste, für den ein Kaufvertrag unterschrieben worden ist. Die Hochleistungscomputer sind Teil der Anstrengungen, Europa in diesem Bereich auf die Landkarte zu setzen. Bislang hinkt der Kontinent hinter Amerika und Asien her. An der Initiative beteiligen sich die Länder der Europäischen Union (Malta hat lediglich eine Beobachterrolle) sowie Island, Montenegro, Nordmazedonien, Norwegen, Schweden und die Türkei. Großbritannien ist nicht beteiligt.

Den Zuschlag für den Bau von Meluxina erhalten hat das französische Hightech-Unternehmen Atos mit Sitz in Bezons. Der Multi beliefert mit seiner Hightech private und öffentliche Institutionen aus so diversen Feldern wie der Chemieindustrie, der Bildung und der Rüstungsbranche.

Europasitz in Luxemburg

Auch die Verwaltung aller Supercomputer in Europa wurde in Luxemburg angesiedelt. Das gemeinsame Unternehmen EuroHPC wird von der Europäischen Kommission und den 32 beteiligten Ländern kofinanziert. Die einzelnen Länder, in denen ein Computer installiert wird, können in einem gewissen Rahmen bestimmen, wie mit den Kapazitäten verfahren wird. Anders Jensen, der frischgebackene Direktor von EuroHPC, sagte gestern, die Unterschrift von Kaufverträgen für weitere zur Initiative gehörende Superrechner stehe unmittelbar bevor.

Auf luxemburgischer Seite ist in der Praxis das Unternehmen LuxProvide S.A. verantwortlich. Dabei handelt es sich um eine hundertprozentige Tochter des Datenzentrumbetreibers LuxConnect. LuxConnect wiederum ist ein Privatunternehmen, das zu 100 Prozent dem Staat gehört.

Luxemburg habe den Zuschlag für einen der Rechner erhalten, weil das Land mit seiner Bewerbung zeigen konnte, dass es über die nötigen Kapazitäten an Rechenzentren verfüge, so Jensen. Auch die ökologischen Aspekte seien dafür ausschlaggebend gewesen, dass Luxemburg den Zuschlag erhalten habe.

Keinen Franken ohne den Supercomputer

Auf ihren Lorbeeren ausruhen können sich die Verantwortlichen allerdings nicht. Sie schätzen, dass die Lebenszeit des Computers lediglich fünf bis sechs Jahre beträgt. Bis dahin soll sich die Investition gelohnt haben. Kunden, die sich bereits verpflichtet haben, gibt es derzeit noch nicht. Dafür aber – glaubt man den Verantwortlichen – eine Reihe von Interessenbekundungen.

Es sei gelungen, ein europäisches Projekt nach Luxemburg zu bringen, das noch dazu zu einem Drittel aus europäischen Geldern finanziert wird und der Luxemburger Wirtschaft hilft, sich weiterzuentwickeln, sagte Xavier Bettel. Der Premier verbarg nicht, dass es bei dem Projekt auch um die Interessen der Privatwirtschaft und die staatliche Wirtschaftspolitik geht. Zur Frage, ob sich der Computer rechnet, sagte der Premier: „Ich kann nicht versprechen, dass wir in den nächsten sechs Monaten fantastische Zahlen schreiben werden. Ich kann Ihnen nur sagen, dass wir Gefahr gelaufen wären, dass einige Betriebe keinen Franken mehr in die Forschung in Luxemburg investiert hätten, wenn wir es nicht getan hätten.“

Knutschfleck
1. Oktober 2020 - 16.57

Ich freue mich erst wenn wir Intel oder AMD Produktionsketten im Land haben. Computer werden immer verkauft. Was ist mit Virtual Reality? Warum entwickeln wir keine Brille? Was ist mit 144hz-XXXhz Monitoren? Warum entwickeln wir keine Monitore? Was ist mit LED Scheinwerfern? Warum entwickeln wir keine LED Scheinwerfer? Wasseraufbereitungstechnologien? Solarenergie? Warum stellen wir keinen Wasserstoff her? Warum kann man auf Tankstellen nicht überall an der Säule bezahlen? Warum entwickeln wir keine Transport-Drohnen? Warum muss man für eine Erkältung immer noch zum Arzt obwohl man weiss dass man wieder Maxilase, Cortison und Paracetamol kriegt?

Taxpayer
1. Oktober 2020 - 15.30

Zitat: "Kunden, die sich bereits verpflichtet haben, gibt es derzeit noch nicht. Dafür aber – glaubt man den Verantwortlichen – eine Reihe von Interessenbekundungen." Jeder junge Firmengründer, der sich mit so einem Hauch von Nichts als Geschäftsmodell in die Kreditabteilung einer Bank traut, würde auf der Stelle rausgeworfen werden. Denn das heisst ja nichts anderes, als dass niemand so recht weiss, was man mit dem Supercomputer überhaupt anfangen soll, die Gelder aber trotzdem reichlich fliessen, wobei dies offenbar wirklich nur geschieht, weil das Projekt noch vom Amtsvorgänger des aktuellen Ministers angeleiert wurde. Bin ich der einzige, der das für - man verzeihe mir die offene Rede - total bescheuert und politisch absolut inakzeptabel hält?

Realist
1. Oktober 2020 - 7.31

Bei sündhaft teuren und über den grünen Klee gelobten Anschaffungen, die noch aus der Schneider-Zeit stammen sollte man vorsichtig sein. Verfügt Luxemburg zB überhaupt über kompetentes Personal, das diesen "Supercomputer" bedienen und warten kann, oder müssen wir für jeden "Reboot" wieder Fachleute aus dem Ausland einfliegen lassen?