Zu Beginn des Zeitalters von Quantencomputern und künstlicher Intelligenz kaufen sich immer mehr Menschen ausgerechnet eine mechanische Tastatur. Besonders Gamer lieben sie.
Die Welt der Technik verändert unser Leben ohne Frage rapide. In Luxemburg wird an künstlichen Intelligenzen geforscht. In Luxemburg-Stadt befördert, wenn auch unter menschlicher Aufsicht, ein selbstfahrender Bus Passagiere von A nach B. Fabriken sind nicht mehr die schmutzigen Gebäude, in denen muskelbepackte Männer unter dem Einsatz ihrer Gesundheit schuften. Roboter haben die schwersten Aufgaben übernommen. Und Kinder arbeiten wie selbstverständlich in der Schule mit Tabletcomputern. An vielen Orten rund um den Planeten sieht es nicht anders aus.
In dieser Atmosphäre von Fortschritt und Technik mag es auf den ersten Blick etwas seltsam anmuten, wenn technikversierte Menschen einen Apparat vorziehen, der mechanisch funktioniert. Und doch feiert die mechanische Computertastatur Erfolge. Nicht nur bildlich gesprochen, sondern auch kommerziell.
Zwei Funktionsweisen
Bei Computertastaturen gibt es – sofern es sich nicht um eine digitale Tastatur, die auf einem Touchscreen eingeblendet wird, handelt – im Groben zwei Funktionsweisen. Die erste Gruppe von Tastaturen sind die „Membran“- oder „Rubberdome“-Tastaturen. Das sind die gängigen Modelle – jene, die dazugereicht werden, wenn man im Elektrofachhandel einen fertigen PC kauft.
Bei diesen Tastaturen liegt unter den Tasten eine Membran aus Kunststoff. Unter jeder Taste ist eine kleine Kuppe, die, wenn man eine Taste betätigt, zusammengedrückt wird, unter dem Gewicht des Fingers kollabiert, auf der Platine ein Signal erzeugt und dann, wenn die Taste losgelassen wird, in ihre ursprüngliche Form zurückspringt.
Bei der zweiten Gruppe, den mechanischen Tastaturen, ist jede Taste für sich genommen ein kleiner mechanischer Schalter (Switch) mit einer Feder, die den Widerstand erzeugt, den der Benutzer spürt, und die Taste, wenn sie losgelassen wird, wieder in ihre Ausgangsposition zurückbringt.
Deutsches Unternehmen Weltmarktführer
Die Firma Cherry aus Deutschland ist ein Schwergewicht auf diesem Gebiet. Neben ihren eigenen Tastaturen produziert sie Schalter für andere Unternehmen, die sie in ihre Tastaturen einbauen – und nicht selten damit werben, dass ihre Tastaturen echte „Cherry Switches“ nutzen. Hier ist Cherry Weltmarktführer.
Bis 2009 hätten die günstigen Rubberdome-Tastaturen klar dominiert, erklärt Michael Schmid, ein Sprecher der Firma, gegenüber dem Tageblatt. Seitdem aber feiere die mechanische Tastatur eine Renaissance. Vor allem Gamer legen Wert auf Qualität. Der Markt wachse jährlich im zweistelligen Bereich.
Ein Vorteil der mechanischen Schalter sei ihre Haltbarkeit, sagt Schmid. Mindestens 50 Millionen Anschläge, verspricht Cherry, hält ein Schalter aus. Schmid unterstreicht, dass es sich dabei lediglich um das garantierte Minimum handelt. So ein Schalter könne im Prinzip viel länger halten. Bei fast allen kaputten Schaltern, die seine Firma untersucht, sei Flüssigkeit im Spiel gewesen (also zum Beispiel Getränke, die über die Tastatur gelaufen sind).
Immer die gleichen Tasten
Insbesondere beim Spielen werden einige Tasten sehr viel mehr belastet als andere. Bei PC-Spielen (besonders bei Shootern) hat sich eine Tastenbelegung durchgesetzt, die mittlerweile als Standard akzeptiert ist. Mit den Tasten WASD wird die Spielfigur bewegt. Die Maus wird benutzt, um das Sichtfeld zu bewegen und per Klick wird geschossen.
Dieses „Layout“ wurde der allgemeinen Auffassung zufolge durch Quake-Spieler Dennis „Thresh“ Fong aus Hongkong populär gemacht. Weitere Tastenbelegungen, die heute als Standard gelten, sind R, um eine Waffe nachzuladen, Leertaste zum Springen, Steuerungstaste zum Ducken und die Shift-Taste zum Sprinten.
Nachteil: Geräuschpegel
Anders als bei Rubberdome-Tastaturen geben die Tasten mechanischer Tastaturen nicht ab einem bestimmten Punkt einfach nach. Die Schalter ermöglichen es, dass der gleiche Widerstand bestehen bleibt, bis die Taste komplett durchgedrückt ist. Dazu gibt es eine ganze Reihe unterschiedlicher Schalter für jeden Geschmack. Käufer müssen selbst entscheiden, welchen Widerstand sie fühlen möchten, wenn sie tippen, ob sie ein Klicken hören wollen, wenn die Taste eingedrückt wird, oder ob sie einen „Hubbel“ fühlen wollen, wenn die Taste den kritischen Punkt erreicht hat, an dem das Signal an den Computer weitergegeben wird. Interessierte sollten sich also vorher informieren und wenn möglich Tastaturen ausprobieren, um diejenige zu finden, die sich für sie am besten anfühlt.
Ein Nachteil mechanischer Tastaturen, neben der Tatsache, dass sie mehr kosten als Membrantastaturen, ist ihr Geräuschpegel. Die Tasten sind nicht unerträglich laut, allerdings kann das Klackern einer mechanischen Tastatur in einem Großraumbüro störend wirken. Dessen sind sich die Hersteller bewusst. Cherry etwa hat innoviert und seit zwei Jahren leise Schalter im Angebot. Schmid bestätigt, dass immer mehr Firmen mechanische Tastaturen kaufen.
Trend zu flach
Ein Trend, den Cherry nun ausgemacht hat, sind flachere Tastaturen. Die Menschen seien heute gewohnt, ihre Notebooks zum Arbeiten zu nutzen. Sie sind an flache Tastaturen gewohnt und wollen an ihrem Desktop-Computer eine ähnliche Tastatur, um eine Umgewöhnung zu vermeiden.
Bislang kommen mechanische Tastaturen vor allem bei Desktop-Computern zum Einsatz. Mechanische Tastaturen bilden bei Laptops die absolute Ausnahme und kommen, wenn überhaupt, nur bei hochpreisigen Geräten vor. Es sei allerdings ein Markt, den Cherry sehr genau im Auge hat, so Schmid.
Individuelle Gestaltung durch Lichter
Ein weiterer Trend bei Gamern, der schon eine Weile anhält, sind bunte Lichter am Computer und an den Peripheriegeräten. Nahezu alle Teile eines Computers können damit ausgestattet werden: vom Inneren des Gehäuses mit Glasfenster über Prozessor- und Gehäuselüfter bis hin zu Kopfhörern, Computermäusen und Tastaturen. Selbst RAM-Riegel und Kabel können zum Leuchten gebracht werden. In den meisten Fällen können die Lichter individuell eingestellt werden, sodass die Lüfter in hypnotischen Farben pulsieren oder beruhigende Regenbogenfarben in Wellen über die Tastatur wogen. So kann ein Computer individuell gestaltet werden.
Die Tastatur hin und wieder zu reinigen, kann nicht schaden, meint Schmid. Bei mechanischen Tastaturen lassen sich die Tasten leicht abziehen. Dann könne die Tastatur einfach mit einem Staubsauger gereinigt werden. Schmid empfiehlt, vorher aber ein Foto zu machen, damit man später die Tasten wieder richtig anordnen kann.
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