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SpielplanDas bringt in die neue Theater-Saison in Luxemburg auf die Bretter

Spielplan / Das bringt in die neue Theater-Saison in Luxemburg auf die Bretter
Die Produktion „On ne badine pas avec l'amour“ wird im kommenden Februar und März auf der Bühne des Grand Théâtre gespielt Foto: Bohumil Kostohryz

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Die Theatersaison hat begonnen. Nach langer Pause in den heißen Sommermonaten endlich wieder einmal ein Grund, zu schauen, was es Neues auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“ gibt. Unsere Korrespondentin Elke Bunge verschaffte sich einen Überblick zum hauptstädtischen Spielplan und stellt einige neue Produktionen vor.

Die lange Sommerpause ist vorüber und die Spielstätten öffnen wieder ihre Pforten für Künstler und Besucher. Schauspiel, Tanz, Konzerte und Oper warten auf Neugierige, die sich in die Wunderwelt der darstellenden Künste ent- und verführen lassen wollen. Auch die hauptstädtischen Bühnen Luxemburgs tragen ihren Teil zu den meist abendlichen Vergnügen bei. Eröffnet wird der Reigen mit Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ in einer neuen Fassung von Luk Perceval in Zusammenarbeit mit Asli Erdoğan.

Die Entführung aus dem Serail
Die Entführung aus dem Serail Foto: Carole Parodi

Die Neubearbeitung transformiert die Oper Wolfgang Amadeus Mozarts aus dem Jahr 1782 in eine bedrückende globalisierte Welt der Gegenwart.

Gelungener lässt sich eine Saisoneröffnung kaum gestalten, doch verspricht der Programmplan 2022/23 viele Feuerwerke der Kunst.

So wird der Oktober von Abenden des weltberühmten Tanztheaters Pina Bausch Wuppertal dominiert. Der November steht im Zeichen der Musik von Kurt Weill, gleich zwei Opern – „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ und „Lady in Dark“ – stehen auf dem Programm des Grand Théâtre. Beide Stücke, komponiert von Weill im amerikanischen Exil, erinnern an die sozialen Verwerfungen vor 100 Jahren und haben angesichts aktueller Entwicklungen von ihrer Bedeutung nichts eingebüßt.

Wer Weill liest, denkt automatisch an Brecht – und an sein Berliner Ensemble. Das Theater am Schiffbauerdamm ist in dieser Saison mit drei Aufführungen zu Gast. Unter der Regie von Michael Thalheimer bringt es den Klassiker „Der kaukasische Kreidekreis“ auf die Bühne. Mit „It’s Britney, bitch“ und einer Lesung der aus Esch-sur-Alzette stammenden Akteurin Claude de Demo gestaltet das Theater am Schiffbauerdamm zwei weitere Abende des Gastprogramms.

Grupo Corpo Primavera
Grupo Corpo Primavera Foto: José Luis Pedemeiras

Auf den Bühnen des Grand Théâtre und des Théâtre des Capucins kann man in den kommenden Wochen weitere internationale Highlights bewundern, so die Auftritte des Nederlands Dans Theaters, des Xiexin Dance Theatres sowie der Grupo Corpo. Weitere Akteure aus dem In- und Ausland geben Einblicke in ihr aktuelles Schaffen. Einen „schnelleren“ Überblick über die gesamte Spielzeit finden Sie unter https://theatres.lu.

Ich möchte an dieser Stelle auf einige Produktionen unter Luxemburger Regie hinweisen, die den neuen Spielplan bereichern. Der Oktober überrascht uns im Théâtre des Capucins mit dem Stück:

Die Laborantin

In einem Labor einer nahen und düsteren Zukunft werden anhand von Blutwerten und daraus ablesbaren gesundheitlichen Risiken die Menschen sozial katalogisiert und bewertet. Die Laborantin Bea muss sich entscheiden, ob sie sich diesem System unterordnet oder daraus ausbricht, in dem sie die Daten ihrer „unterbewerteten“ Freundin Char fälscht.

Regisseur Fábbio Godinho stellt uns in dem Erfolgsstück von Ella Roda die Frage, wie wir gesellschaftlichen und politischen Druck auszuhalten in der Lage sind. Und ob Zivilcourage noch en vogue ist.

Nach der Rolle der Frau fragt das Schauspiel von Jean Racine.

Andromaque

Die Tragödie aus dem 17. Jahrhundert kann auch noch in unsere Gegenwart transformiert werden. Andromache, die Witwe des trojanischen Herrschers Hektor, wird vor die Wahl gestellt, den ungeliebten Griechen Pyrrhus zu heiraten und damit das Leben ihres Sohnes Astyanax zu retten oder diesen zu opfern.

Regisseur Yves Beaunesne stellt uns in seiner Inszenierung vor die Frage, inwieweit eine Frau und Mutter bereit ist, gesellschaftliche Kompromisse einzugehen. Zu sehen im November im Grande Théâtre.

Songe d’une Nuit d’Été

Einen Moment reiner Theaterfreude will uns die Regisseurin Myriam Muller mit ihrer Version von Shakespeares Sommernachtstraum bescheren. Ein riesiges Spektakel voller Spielfreude erwartet uns im Januar 2023 auf der Bühne des Grand Théâtre.

Nach der langwierigen Corona-Pause eine erfreuliche Hommage an das Theater.

Jean-Guillaume Weis & Elisabeth Schilling

Am selben Spielort sehen wir im kommenden März einen Doppelabend der zwei Luxemburger ChoreografInnen. Mit der Kompanie Dance Théâtre Luxembourg schafft Jean-Guillaume Weis in „Seasons“ mit Max Richters Neukomposition von Vivaldis berühmten Violinkonzerten frische Bilder von Vitalität.

Ein Plädoyer, neue Wahrnehmungsmuster zu entwickeln, liefert anschließend auch Elisabeth Schilling mit der Premiere ihres Tanzstücks Florescence in Decay.

So lebensleicht dieser Tanzabend zu genießen sein wird, so bitterer und ernster geht es im nächsten Stück zu.

Mettre au Monde

Regisseurin und Schauspielerin Renelde Pierlot thematisiert in diesem Stück die Frage von Leihmutterschaft oder medizinisch initiierter und unterstützter Schwangerschaft. Pierlot nutzt das Theater als Werkzeug, um soziale Fragen durch die Augen betroffener Menschen zu schildern. Das Stück basiert auf Interviews, Zeugenaussagen und Studien aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen.

„Mettre au Monde“ sieht sich in einem engen Verbund mit dem Stück Pauline Bureaus „Pour autrui“, das ebenfalls im März 2023 im Grand Théâtre zu sehen sein wird.