Es war ein Wagnis. Die Luxemburger Fußballerinnen begaben sich im vergangenen Herbst auf ein komplett unbekanntes Terrain. Die erste WM-Qualifikationskampagne hat bisher alles bestätigt, womit auch zu rechnen gewesen war: Gegner wie England, Deutschland, Spanien oder Österreich spielen auf einem ganz anderen Level. Denn ob Premier League oder Frauen-Bundesliga: Diese Nationalspielerinnen verdienen mit ihrem Sport ihr täglich Brot. Im Gegensatz dazu befinden sich andere Nationen derzeit in einer ähnlichen Entwicklungsphase wie die FLF-Spielerinnen. Die Anmeldung für dieses Turnier war Pflicht, um den Anschluss an die direkten Konkurrenten nicht zu verpassen.
Mit neun Punkten aus sieben Spielen hat die Mannschaft von Nationaltrainer Dan Santos mehr erreicht, als sich der Coach im vergangenen April selbst vorstellen konnte. Damals, als der Verband gerade mitgeteilt hatte, dass die Frauen-Nationalmannschaft erstmals an einer WM-Qualifikation teilnehmen würde, sagte der 40-Jährige im Tageblatt-Interview: „Es wäre toll, wenn wir am Ende nicht ohne Punkte dastehen würden.“ Diese Haltung hat sich geändert. Vor allem bei den Spielerinnen, die bei ihren drei Siegen jeweils die Partie gedreht haben – und im Juni sogar noch die Möglichkeit haben, in Lettland nachzulegen.
Zu der Frage, ob die Länderspiele gegen Mannschaften wie England (0:10) oder Österreich (0:5, 0:8) wirklich sinnvoll sind, hat Santos eine klare Meinung: Mehr Erfahrung bedeutet auch, zu lernen, dass jeder kleinste Stellungsfehler oder Fehlpass auf diesem Niveau zu einem Gegentreffer führen kann. „Man merkt, dass sie jetzt mehr auf kleine Details aufpassen. Ihr Defensivverhalten hat sich verbessert.“ Der Erfolg in den Duellen gegen direkte Konkurrenten gab ihm recht.
Das nächste Ziel muss sein, in Zukunft auch mit dieser Zwischengruppe – den Nationen aus dem Mittelfeld, wie Nordirland – zu konkurrieren. Damit dies realistisch ist, braucht es künftig aber erst einmal Anpassungen auf nationaler Ebene. Momentan arbeitet der Verband mit den Klubs aus der Ligue 1 an einer Reform des Championats. Denn eins ist klar: Je regelmäßiger die Damen an den Wochenenden an ihre Leistungsgrenzen gehen müssen, umso leichter wird es, international zu bestehen. Dafür muss die Liga allerdings attraktiver und ausgeglichener werden – und dieser Weg führt einzig und allein über eine Verkleinerung. Im Moment führt Meister Racing die Tabelle (ungeschlagen) mit 46 Punkten vor Mamer (43) an. Ganz hinten, auf Position 12 und 13, liegen Fola und Bartringen mit jeweils vier und drei Punkten.
Auf Dauer ist dieses Ungleichgewicht niemandem förderlich. Dabei ist das Potenzial durchaus vorhanden. Bei den beiden Heimspielen war besonders viel junges Publikum auf den Tribünen zu sehen. Die „Roten Löwinnen“ waren in diesem Sinne die allerbeste Werbung, die sich der Verband hätte vorstellen können. Jetzt muss allerdings auch auf organisatorischer Ebene an den richtigen Stellschrauben gedreht werden.
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