Kunst und Kultur werden in der ehemaligen Residenzstadt großgeschrieben. Hier residierten über Jahrhunderte die Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha, von 1353 bis 1918 dauerte ihre Herrschaft und, wie seinerzeit nicht unüblich, bescherten sie der Region durch geschickte Heiratspolitik einen nicht unerheblichen Einfluss in ganz Europa. Allen voran Queen Victoria, Königin von Großbritannien, mit ihrem Prinzgemahl Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, auf deren Spuren man noch heute wandeln kann.
Zeugnis darüber geben imposante Bauten wie das Schloss Callenberg in nächster Umgebung der Stadt und noch immer im Besitz herzoglichen Familie sowie die Schlösser Rosenau und Ehrenburg und nicht zuletzt die trutzige, wehrhafte Festungsanlage, die als „Fränkische Krone“ bekannte „Veste Coburg“, welche hoch und weithin sichtbar über der Stadt thront. Historik- und Kulturinteressierte kommen hier voll auf ihre Kosten: die „Veste Coburg“, eine der größten und zudem am besten erhaltenen Burganlagen Deutschlands, beherbergt wertvolle kunst- und kulturgeschichtliche Exponate mit Gemälden, Kupferstichen, Skulpturen, Waffen, Münzen und Kutschen und nicht zuletzt eine mehr als bemerkenswerte Glassammlung, zu der auch das bedeutendste Stück gehört: das aus dem 11. Jahrhundert stammende „Hedwigglas“, das sich im Besitz von Martin Luther befand. Der Reformator weilte 1530 für sechs Monate auf der Veste.
Kunst, Kultur und Gaumenfreuden
Auf der Suche nach weiteren kulturellen Highlights entdeckt der Besucher ein wahres Füllhorn an Events: Ds Landestheater offeriert Schauspiel, Musiktheater und Ballett. Bereichert wird das Angebot durch Klassik- und Popkonzerte, saisonale Märkte und Kleinkunst, das Highlight jedoch ist das alljährlich im Juli stattfindende dreitägige Sambafestival, das größte seiner Art außerhalb Brasiliens.
Zu Kunst und Kultur gehören unwidersprochen sicherlich auch die lukullischen Gaumenfreuden. Die heimische Gastroszene zaubert hier so manche Leckerei auf den Teller: Nicht verschmähen sollte man z.B. den „Coburger Rutscher“, eine lokale Variante des Kartoffelkloßes. Dazu gehören auf jeden Fall der Klassiker „Schäufele“, geschmorte Schweineschulter und nicht zuletzt die „Coburger Bratwurst“, an der kein Weg vorbeiführt. Hier achtet der Coburger nicht nur penibel auf die Rezeptur, sondern auch auf die Länge, welche seit ewigen Zeiten streng festgelegt ist. Zur Kontrolle dient hier das „Bratwurstmännle“ auf dem Giebel des Rathauses. Es hält einen Marschallstab in der echten Hand und dieser gilt als offizielles Bratwurstmaß.
Hier am Rathausplatz finden auch die Wochenmärkte statt. Kauft man sich hier eine Bratwurst, hält man sie hoch in Richtung des Stabes, Wurst und Stab müssen dann deckungsgleich sein. Daraus machen sich die Coburger natürlich einen Spaß, erklärt uns Roland Schäfer bei einer Nachtwächter-Tour durch die Altstadt. Tatsächlich handelt es sich bei der Giebelfigur um den Hl. Mauritius, einst römischer Legionär und Märtyrer und jetziger Coburger Stadtpatron.
Das Stadtbild ist geprägt von pittoresken Gassen mit schmucken und bestens erhaltenen, jahrhundertealten Fachwerkhäusern. Parks und Gärten laden zum Verweilen und Flanieren ein. Trotz aller Historie und Romantik wirkt die Stadt jedoch nicht altbacken oder verstaubt. Im Gegenteil: die Internationalität vergangener Tage hat man sich bis heute bewahrt, nicht zuletzt durch die sechs Fakultäten umfassende Hochschule, welche im Besonderen in der Sparte „Design“ Studierende, Experten und Professoren aus aller Welt anzieht und maßgeblich zum lebhaften Flair der Stadt beiträgt.
In einer Fortsetzung unserer Reportage zeigen wir gerne, was es darüber hinaus rund um Coburg zu entdecken gibt: noch mehr Historie, noch mehr Lukullisches, eine 450 Jahre alte Apotheke mit mehr als 100 verschiedenen Kräutern und, nicht zu vergessen, die fränkische Bierbrauerkunst.
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