Tageblatt: Herr Mischo, Sie haben keine Zeit verloren und sind sich mit den vormaligen Koalitionspartnern noch in der Wahlnacht einig geworden. Gleichzeitig feierte man bei der LSAP die Erneuerung. Eine komische Situation, finden Sie nicht, zumal die LSAP ja schließlich als stärkste Partei aus den Wahlen hervorgegangen ist?
Georges Mischo: Ja, ich bin froh, dass sie ihre Erneuerung feiern, das ist auch ihr gutes Recht. Aber im Grunde genommen haben sie lediglich 36 Stimmen mehr als wir. Dazu muss ich sagen, dass wir 2.033 Listenstimmen mehr gesammelt haben als die größte Oppositionspartei und persönlich habe ich über 400 – 463, um präzise zu sein – Einzelstimmen mehr bekommen als mein Kontrahent von der LSAP. Also denke ich, dass wir nicht abgestraft worden sind und dass die Konstellation der Sitze zwischen uns und der LSAP gleichgeblieben ist. O.k., die LSAP hat ein wenig hinzugewonnen, aber es ist nicht so, als ob sie ein oder zwei oder drei Sitze mehr bekommen hätte.
Trotzdem müssen Sie sich den Vorwurf gefallen lassen, gegen die stärkste Partei koaliert und sie vor vollendete Tatsachen gestellt zu haben.
Auf solche Vorwürfe antworte ich: Wenn sie das Argument der 36 Stimmen benutzen, dann komme ich mit den 2.033 Listenstimmen. Der Escher Bürger hat mich bei den persönlichen Stimmen mit einem besseren Resultat als 2017 bestätigt. Die 36 Stimmen sind im Grunde genommen zwei Listenstimmen – das ist wirklich nicht viel und vor allem ist es ja eine Umverteilung ihrer Kandidaten auf die sechs Sitze. Sie haben vier neue Kandidaten dazubekommen, was jetzt nicht wie ein Vorwurf klingen soll. Aber wir haben jetzt fünfeinhalb Jahre gut zusammen funktioniert und uns deshalb entschlossen, uns kurzfristig zwischenzuschalten. Diese Diskussionen sind fair und gut verlaufen.
Wie lange saßen Sie genau zusammen?
Eine gute Stunde und ein Viertel.
Wie weit sind die Sondierungsgespräche gegangen. Ging es schon ins Detail?
Nein, ins Detail sind wir nicht gegangen. Wir haben abgecheckt, wie wir dort weitermachen wollen, wo wir aufgehört haben. Weil wir eine Reihe Projekte, die wir angestoßen haben, auch weiterführen wollen. Wenn wir jetzt abgestraft worden wären, dann wäre uns das verwehrt geblieben. Und wir haben eine ganze Reihe neuer Projekte und Ideen im Kopf. Wie gesagt, wir haben loyal und fair und gut miteinander gearbeitet und das ist es, was wir jetzt weitertreiben wollen. In der Hoffnung, dass keine Pandemie und kein Krieg dazwischen kommt und dass wir ein Mandat von sechs und nicht von fünfeinhalb Jahren haben. Die drei Parteien sind engagiert und motiviert, jetzt noch sechs weitere Jahre richtig Gas zu geben.
Wie sehen Sie den zukünftigen Gemeinderat: Ist die Beteiligung der Piraten und der ADR ein schlechtes Zeichen?
Ja, das ist es. Wir haben unter den fünf Parteien, die bisher da waren, gerne und gut miteinander gestritten. Diese fünf sind für mich auch die Hauptparteien. Jetzt bekommen wir Piraten hinzu, wir kennen die aber nicht. Das soll nicht wie ein Vorwurf klingen. Dass die ADR nicht nur in Esch dazugewonnen hat, finde ich erstaunlich und macht mir Sorgen.
Die Mehrheit hat jetzt einen Sitz weniger als zuvor. Ändert die dünnere Mehrheit von 10 zu 9 etwas an der Konstellation?
Nein. Wir haben schon zuvor paritätisch gut gearbeitet. Wir müssen jetzt durch die dünnere Mehrheit unsere Truppe gut im Griff haben. Das hatten wir aber zuvor auch schon. Wir müssen dafür sorgen, dass die sechs Räte der CSV mit den Grünen und der DP an einem Strang ziehen. Und umgekehrt natürlich auch. Interfraktionelle Sitzungen werden wieder an der Tagesordnung sein.
Wie haben Sie die letzten Stunden am Sonntag erlebt, mit den tröpfchenweise eintrudelnden Resultaten?
Es war schon ein Krimi, das ist klar. Da sind wir uns einig: 36 Stimmen ist ja wirklich, auf 37.000 Einwohner bezogen, nichts. Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Ich bin Sportsmann genug, um das nächste Mal, wenn ich Steve Faltz sehe, ihm zum guten Resultat zu gratulieren.
Hätten Sie sich nicht trotzdem ein besseres Ergebnis für die CSV erhofft?
Also wenn ich schaue, wie die CSV im Süden abgeschnitten hat … da gab es schon einige Ohrfeigen. Ich bin zufrieden. Ich habe im Vorfeld immer von 6 plus X gesprochen, wusste aber natürlich auch, dass X nicht drei Sitze wäre und auch nicht zwei. Und im Laufe des Tages waren wir ja auch einige Male auf sieben, genau wie die LSAP.
Der neue Gemeinderat
Georges Mischo (CSV) 4.977
Steve Faltz (LSAP) 4.514
Liz Braz (LSAP) 3.953
Christian Weis (CSV) 3.657
Enesa Agovic (LSAP) 3.564
André Zwally (CSV) 3.506
Sacha Pulli (LSAP) 3.373
Bruno Cavaleiro (CSV) 3.363
Pascal Bermes (CSV) 3.319
Ben Funck (LSAP) 3.288
Jean Tonnar (LSAP) 3.222
Joy Weyrich (CSV) 3.092
Pim Knaff (DP) 1.969
Daliah Scholl (DP) 1.766
Meris Sehovic („déi gréng“) 1.658
Mandy Ragni („déi gréng“) 1.632
Marc Baum („déi Lénk“) 1.454
Bernard Schmit (ADR) 735
Tammy Broers (Piraten) 729
Tja...die derzeitige Regierung tat das Gleiche...eigentlich müsste die LSAP wissen, wie der Hase läuft.
Es ist schon etwas „ mischogge“, die legal gültigen Stimmen von 2 Bürgern ( 2 x 17 Listenstimmen = 36) als null und nichtig zu erklären.
Mich enttäuscht dass die LSAP dauernd von renouveau spricht. Wir haben Stand heute mit 6 Sitzen, genau so viel Sitze erreicht wie 2017 und bereits dies war das schlechteste Ergebniss in der Geschichte Eschs. Das einzige was erneuert wurde war das Personal. Die “alten” Jungen und gestandene Politiker raus, neue rein. Das Resultat bleibt dasselbe. Da können wir uns noch so viel schön reden wie wir wollen. Die “alten” Jungen tun mir leid. Zum Vergleich: 1999 7 Sitze; 2005 9 Sitze; 2011 9 Sitze, danach gings bergab.
Mischo nicht so!
Wenn ein Newcomer quasi aus dem Nichts 4.514 Stimmen erhält und der Bürgermeister mit der ganzen Macht und den Mitteln seines Amtes nur 4.977 Stimmen bekommt, dann müsste es klar sein wer der eigentliche Gewinner ist. Dazu kommt noch, dass zwei junge LSAP Frauen bessere Wahlresultate haben als die beiden CSV-Schöffen-Männer. Der Wählerwille ist nicht respektiert worden. Schade dass es gerade ein ebenfalls junger, sehr ambitiöser Gréngen ist, der es verhindert, dass neuer Schwung und frischer Wind in das Rathaus kommt. Der konservative Rutsch von Déi Gréng ist unübersehbar.