Die 70.600 Euro Verdienst pro Jahr sind, so schön die Zahl auch klingt, jedoch nur ein Durchschnitt. Große Unterschiede sind etwa pro Wirtschaftssektor zu beobachten. So gab es 2022 im Schnitt die höchsten Gehälter im Finanz- und Versicherungswesen: brutto 111.491 Euro pro Jahr. Deutlich höher als der Durchschnittsverdienst. Verglichen mit dem Vorjahr sind die Gehälter auch gut, im Schnitt um fast 6.800 Euro, gestiegen.
Am anderen Ende der Skala befindet sich das Baugewerbe – laut den neuen Statec-Zahlen nur 48.763 Euro. Weniger als die Hälfte. Auch das Wachstum des Verdienstes geht in dem Bereich deutlich langsamer vonstatten: Verglichen mit dem Vorjahr wurde nur ein Plus von 2.075 Euro verzeichnet.
Auch im Bereich „Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ ist der jährliche Durchschnittsverdienst (51.595 Euro; 2.172 mehr als im Vorjahr) deutlich niedriger als der Landesdurchschnitt.
Die Entwicklung in anderen Bereichen, die ebenfalls für weniger hohe Gehälter bekannt sind, etwa bei Verwaltungs- und Hilfsdiensten sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe, ist aus den vorliegenden Zahlen nicht zu erkennen. Auch Zahlen zum Staat sind nicht Teil der Tabelle. Auf Nachfrage hat das Statistische Institut jedoch mitgeteilt, dass sich das Durchschnittsgehalt in dem Bereich 2022 auf 87.750 Euro belaufen habe.
Riesige Unterschiede beim Durchschnittsverdienst gibt es in Luxemburg aber nicht nur pro Sektor. Auch je nach Gemeinde: Die höchsten Durchschnittslöhne erhalten die Einwohner des sogenannten „Speckgürtels“ von Luxemburg-Stadt: Im Schnitt verdienen die Menschen in Leudelingen, Kopstal, Schüttringen und Strassen monatliche Gehälter von über 10.000 Euro. Absoluter Spitzenreiter ist Niederanven mit einem Durchschnittsgehalt von 12.645 Euro pro Monat. Am unteren Ende der Skala befinden sich – mit Durchschnittslöhnen von unter 4.115 Euro pro Monat – Rümelingen, Petingen, Wiltz, und Differdingen. Am wenigsten verdienen diesen Zahlen zufolge die Menschen in der Gemeinde Reisdorf (3.960 Euro pro Monat).
Auch die durchschnittlichen Unterschiede beim Verdienst von Frauen und Männern bleiben erwähnenswert: Obwohl Frauen in Luxemburg seit 2021 im Schnitt leicht mehr verdienen als ihre männlichen Kollegen, sind es in den meisten Sektoren weiterhin Männer, die ein höheres Jahresgehalt haben als Frauen. Am größten ist der Unterschied (mehr als 25 Prozent) im Finanzsektor. Von den Wirtschaftsbereichen, in denen nun neue Zahlen vorliegen, ist es nur das Bauwesen, in dem Frauen mehr verdienen als ihre männlichen Kollegen. Ältere Zahlen von vor 2021 hatten gezeigt, dass dies auch im Bereich der Kunst und in der „Wasser- und Abfallwirtschaft“ der Fall ist.
In praktisch allen aufgezeigten Sektoren haben die Gehälter der Frauen in den letzten zehn Jahren derweil leicht stärker zugelegt als die der Männer. Bei Frauen war es ein Plus von etwa 34 Prozent, bei Männern von etwa 27 Prozent.
Sehr gut im europäischen Vergleich
Sehr gut schneidet Luxemburg mit einem Verdienst von 70.600 Euro pro Jahr derweil im Vergleich mit seinen europäischen Nachbarn ab: Im Jahr 2021 lag das Großherzogtum, Eurostat zufolge, mit 72.200 Euro deutlich auf dem ersten Platz. Mit bereits einem gewissen Abstand folgte, an zweiter Stelle, Dänemark mit einem Jahresgehalt von 63.300 Euro. Luxemburgs Nachbarländer zählen mit Jahres-Durchschnittsgehältern von 48.722 Euro (Belgien), 44.404 (Deutschland) und 40.135 Euro (Frankreich) nicht zu den Spitzenreitern. Im Euroraum betrug das Durchschnittsgehalt 2021 im Schnitt 37.506 Euro.
Bleibt noch zu erwähnen, dass auch alle Durchschnittszahlen immer zu relativieren sind: So ist beispielsweise das Einkommen eng mit dem Bildungsniveau verknüpft, das sich seinerseits sehr nach Sektor oder Gemeinde unterscheidet. Das durchschnittliche Bildungsniveau von Frauen ist derweil mittlerweile höher ist als das von Männern. Zum anderen gibt es einen relativ großen Unterschied zwischen Durchschnittslohn und Medianlohn. Im Finanzsektor werden die Durchschnittslöhne beispielsweise durch einige sehr hohe Gehälter nach oben getrieben: 2021 hatten hierzulande 37 Banker ein Jahresgehalt von mehr als einer Million Euro.
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