Luxemburg hat im September Gas gespart: Wie das Energieministerium am Donnerstag meldete, wurde Gas mit einem Energiegehalt von insgesamt etwa 361 Gigawattstunden (GWh) verbraucht. Damit liegt Luxemburg rund 27 Prozent unter dem Verbrauch der September-Monate der vergangenen fünf Jahre (492 GWh). Die EU-Sparvorgaben sehen vor, dass jedes Mitgliedsland seinen Gasverbrauch bis März um insgesamt 15 Prozent reduziert.
Im August hatte Luxemburg ebenfalls weniger Gas als in den fünf Jahren zuvor verbraucht. Insgesamt wurden dann 37 Prozent weniger Gas als im Durchschnittszeitraum verbraucht. Die Vorgaben aus Brüssel beziehen sich allerdings auf den Gesamtverbrauch bis Ende März, deshalb sind die gesparten Mengen in den warmen Monaten „mit Vorsicht zu genießen“, wie ein Sprecher des Energieministeriums in der vergangenen Woche gegenüber dem Tageblatt erklärte: „Wenn wir einen kalten Winter haben, ist diese Reserve schnell aufgebraucht.“
Energieminister Claude Turmes sagte am Donnerstag: „Die aktuellen Zahlen zeigen, dass in Luxemburg alle Akteure – der Staat, die Gemeinden, die Unternehmen und die Bürger – auf den Aufruf reagiert haben und Anstrengungen unternehmen, um Gas zu sparen.“ Aber auch der Grünen-Politiker ruft zur Vorsicht auf: „Wenn der Winter sehr kalt wird, könnte der Gasverbrauch für Heizzwecke noch erheblich ansteigen. Ich rufe daher weiterhin dazu auf, Energie zu sparen!“
Luxemburg produziert selbst keine nennenswerten Mengen Erdgas, deshalb wird das Land über drei „Eingangspunkte“ hauptsächlich aus dem Ausland versorgt. Eine Pipeline überquert bei Petingen die belgische Grenze, eine bei Winseler. Bei Remich ist Luxemburg an die mitteleuropäische Gasleitung „Megal“ in Deutschland angeschlossen.
Laut dem Verband Europäischer Fernleitungsnetzbetreiber wird die Verbindung von Deutschland derzeit aber nicht genutzt. Dass über Deutschland kein Brennstoff ins Land fließt, ist nicht ganz ungewöhnlich. Der Luxemburger Gasnetzbetreiber Creos schreibt auf seiner Website, dass über Remich nur dann Gas bezogen werde, „wenn die Erdgasnachfrage die maximale Durchflusskapazität an der belgisch-luxemburgischen Grenze überschreitet“, um auf diese Weise die „Versorgungssicherheit der Endkunden in Luxemburg“ sicherzustellen.
Backup-Leitung aus Deutschland
In den vergangenen Jahren wurde regelmäßig auf die deutsche Leitung zurückgegriffen: In den Wintern 2017/2018 sowie 2020/2021 wurde Luxemburg sogar zum Großteil über Remich versorgt. Bis auf kleinere Lieferungen im Juni und im Juli stehen die Räder dort in diesem Jahr aber seit Februar still.
Das Energieministerium erklärt auf Tageblatt-Anfrage, dass die Kapazitäten über Belgien „größer, flexibler und zeitweise günstiger sind, als jene in Remich“. Das kann selbst dann gelten, wenn das Gas eigentlich aus Deutschland kommt. „Händler, die Gas aus dem deutschen Markt in den belgisch-luxemburgischen Markt bringen wollten, haben sich in der Vergangenheit verstärkt – oder sogar fast ausschließlich – für den Interkonnektor Eynatten entschieden“, erklärt eine Sprecherin des Energieministeriums. Der „Interkonnektor Eynatten“ ist die Verbindungsstelle zwischen Belgien und Deutschland. Da Belgien und Luxemburg seit 2015 ein gemeinsames Marktgebiet betreiben, haben „Händler, die Gas aus Deutschland in diesen gemeinsamen Markt bringen möchten, die Möglichkeit, dies über die Eynatten in Belgien oder Remich in Luxemburg zu tun“. Sprich: Weil es günstiger war, strömte deutsches Gas über Belgien nach Luxemburg, anstatt direkt über Remich.
Derzeit wird aber auch über Eynatten kein Gas von Deutschland nach Belgien geliefert – sondern umgekehrt, das große Nachbarland von Belgien aus mitversorgt. „Unter den gegebenen Umständen ist es allerdings so, dass am Interkonnektor Eynatten ausschließlich Gas aus dem belgisch-luxemburgischen Markt in Richtung Deutschland fließt“, heißt es aus dem Luxemburger Energieministerium. Das werde aller Voraussicht nach auch über den Winter so bleiben. Denn: „Deutschland muss die ausbleibenden russischen Gaslieferungen über einen anderen Bezug ersetzen“, wie das Energieministerium erklärt. Dafür wird unter anderem Gas aus dem LNG-Terminal in Zeebrugge genutzt. Das in flüssiger Form dort von Schiffen aus aller Welt angeliefert, „regasifiziert“ und dann in Gas-Form ins Netz eingespeist wird.
Diesen Winter könnte Deutschland selbst das Gas knapp werden. Reichen die Kapazitäten der belgischen Leitungen dann für die Versorgung Luxemburgs aus? „Nach unseren Informationen haben wir im vergangenen Jahr den gesamten Gasverbrauch Luxemburgs über die beiden belgischen Pipelines decken können“, sagt ein Sprecher des Energieministeriums. Allerdings: „Bei einer rein physikalischen Betrachtung könnte bei großer anhaltender Kälte eine Situation entstehen, in der die Kapazitäten an den belgisch-luxemburgischen Grenzkopplungsanlagen nicht ausreichen.“
Spitzenverbrauch im Februar 2018
Der Fall, dass die belgische Leitung nicht ausreicht, wäre aber tatsächlich wohl der Worst Case. Laut dem Luxemburger Gas-Entlastungsplan liegt die maximale Kapazität über Belgien bei rund 50 GWh Gas pro Tag. Über Deutschland können rund 24 GWh pro Tag geliefert werden. Laut dem Verband Europäischer Fernleitungsnetzbetreiber lag der Spitzenverbrauch Luxemburgs in den vergangenen fünf Jahren bis jetzt bei 49,9 GWh an einem Tag – er wurde am 28. Februar 2018 erreicht, als das Thermometer minus 12 Grad anzeigte.
Zudem besteht laut Energieministerium auch weiterhin die Möglichkeit, belgisches Gas über den Umweg in Deutschland nach Luxemburg zu bringen. „Das eine widerspricht nicht dem anderen“, sagt der Sprecher. Allerdings: „Wenn die Situation eintritt, dass Deutschland nicht genug Gas hat und auch aus Belgien nicht genug kommt, dann kann es sein, dass wir ein Versorgungsproblem bekommen, das ist klar.“ Das seien Szenarien, die auf EU-Ebene besprochen würden – und die sich auch im neuen Gasnotfallplan niederschlagen werden, der noch im Oktober präsentiert werden soll.
Insgesamt reichten die Mengen an Gas, die Belgien selbst importiert, um sowohl Belgien als auch Luxemburg zu versorgen – auch wenn Deutschland nach mehr Gas fragt, erklärt das Energieministerium. „Zumindest, solange Flüssiggas nach Zeebrugge geliefert wird.“ Allerdings seien die belgischen Exportkapazitäten nach Deutschland schon jetzt „ziemlich ausgelastet“. Dass Gas über Luxemburg von Belgien nach Deutschland fließt, sei „technisch“ nicht möglich.
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