Spitzenleistung von Orchester und Chor
In ihrer ersten Zusammenarbeit mit der Plattenfirma harmonia mundi haben sich Gustavo Gimeno und das Orchestre philharmonique du Luxembourg für Gioacchino Rossinis Stabat Mater entschieden, das hier in der überarbeiteten Fassung des Komponisten aufgeführt und mitgeschnitten wurde. Das Stabat Mater ist und bleibt ein hybrides Werk, das sich stilsicher zwischen geistlicher Musik und opernhafter Gestik bewegt, doch dabei niemals geschmacklos wirkt. Gustavo Gimeno und das Orchestre philharmonique du Luxembourg gehen das Werk mit klanglicher Opulenz an, ohne dabei die besinnlichen und introvertierten Passagen zu vernachlässigen. Den Interpreten gelingt somit eine wohlausgewogene, klar strukturierte und klanglich wunderschöne Aufnahme, die wieder einmal das Potenzial unseres Orchesters und all seiner Instrumentengruppen heraushebt. Der Wiener Singverein leistet ebenfalls eine überragende Arbeit und fügt sich nahtlos in das wunderbare Orchesterspiel ein. Nicht so glücklich erscheint das heterogene Solistenquartett, das zwar sehr engagiert singt, sich letztendlich als Ensemble aber nur im Mittelmaß bewegt. Während Tenor René Barbera zumindest noch einen passablen Eindruck vermittelt, klingt der Bass von Carlo Lepore etwas hohl und nicht immer mühelos. Auch bleiben Maria Agresta, Sopran, und Daniela Barcellona, Mezzosopran, mit ihrem zum Teil unkontrolliert wirkenden Gesang (III. Duetto) bei dieser CD-Produktion doch etwas hinter den Erwartungen zurück. Klanglich ist die Aufnahme aus der Philharmonie sehr räumlich und präzis eingefangen, was zu einem wirklich authentischen Hörerlebnis führt. (harmonia mundi 905355, Aufnahme: 12/09)
Hochexpressiver Rachmaninoff
Sergei Rachmaninoffs Lieder gehören für mich zum Besten, was dieser Komponist geschrieben hat. Der russische Opernsänger Alexander Anisimov, der genauso wie die Pianistin in Luxemburg lebt, geht diese Lieder dann auch mit einer gehörigen Portion Dramatik an und lotet sie bis ins kleinste Detail aus. Seine hochexpressiver, lebendiger Vortrag kommt diesen Liedern sehr zugute, weil der Zuhörer somit jedes der sehr individuell vorgetragen Lieder quasi als Mini-Arie hautnah miterleben und spüren kann. Wenn auch der Bassist manchmal an stimmliche Grenzen stößt, so stört das kaum, sein Gesang ist durch höchste Intensität gezeichnet und nimmt den Hörer jedes Mal mit auf eine ganz besondere Reise. Ihm zur Seite steht die polnische Pianistin Beate Szalwinska, die den persönlichkeitsstarken Gesang Anisimovs quasi durch ein filigranes, sensibles und fast intimes Spiel kontrakariert und somit eine besondere Innenspannung schafft. Immer wieder findet sie Momente der Ruhe und der Poesie. 28 Lieder haben die beiden Künstler auf dieser CD versammelt, wovon fünf Transkriptionen für Solo-Klavier sind und diese Liedsammlung immer wieder wohltuend unterbrechen. Somit ist dies ein hervorragend interpretiertes und wohlkonzipiertes Liedalbum von Sergei Rachmnaninoff mit zwei exzellenten Musikern und ein Gewinn für die Rachmaninoff-Diskografie. Für die exzellente Aufnahmetechnik zeichnen sich wieder einmal das luxemburgische Gespann Marco Battistella und Maurice Barnich verantwortlich. (hänssler 19038, Aufnahme: 03/20 & 07/21)
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